Exercitium

Die Botschaft der Wunder

Die Bibel lehrt: Gegen fremde Götter hilft nicht das Argument allein. Es braucht die Beglaubigung.
Brennender Dornbusch
Foto: McPHOTO/M. Gann (www.imago-images.de) | Gott handelt. Das ist die Botschaft der Wunder. Wir dürfen das Wunder aber nicht nur in seiner dramatischen Gestalt suchen.

Je dramatischer die Lage, umso nötiger wird eine außeralltägliche Stärke, die den Schwierigkeiten standhalten kann. Im den beiden alttestamentlichen Büchern der Könige, die nach dem Tod des lang erinnerten Idealkönigs David einsetzen, ist der Bezug des Volks zum Herrn so erschüttert wie lange nicht mehr. Da ist der König Ahab, der „tat, was dem Herrn missfiel, mehr als alle seine Vorgänger“. (1. Könige 16, 30) Neue Autorität muss aufstehen und den Damm gegen den Dienst des Syrergottes Baal, den Ahab begünstigt hatte, erneuern.

Die Bibel lehrt nicht nur einen bestimmten Glauben

Das ist die Stunde von zwei Männern, deren Amt mit dem Wort „Prophet“ nur unzureichend beschrieben ist. Nicht die Rede zeichnet sie in erster Linie aus, sondern eine ungeahnte Mächtigkeit, mit der sie wirksam die heidnischen Mächte zurückdrängen: Das Wunder ist die Form dieser Wirkung. Nicht erst Jesus gibt sich durch seine „Zeichen“ (semeia) zu erkennen, von denen das Evangelium des Johannes sieben überliefert hat. Gegen fremde Götter hilft nicht das Argument allein. Es braucht die Beglaubigung. Und das ist die erste Schlussfolgerung: Die Bibel lehrt nicht einfach einen bestimmten Glauben, sondern sie zeigt ihn in seiner Geschichte und damit in seinen immer neuen Gefährdungen.

Elija und sein Nachfolger Elischa deuten auf Jesus voraus. Der erstere wird im Sturmwind zum Himmel entrückt. Und sie deuten auf Moses zurück: als sie an den Jordan kamen, nahm Elija „seinen Mantel, wickelte ihn zusammen und schlug damit auf das Wasser. Da teilte es sich nach der einen und nach der anderen Seite und beide gingen auf trockenem Grund hinüber“. (2. Könige 2, 8)
Nach der Entrückung des Elija fällt sein Mantel – der sprichwörtliche „Mantel des Propheten“ – an Elischa, nun kann auch er die Wasser des Jordan teilen. Die Nachfolge ist nicht nur durch Sprechakte beglaubigt.

Das Feuer wird zum Zeugen

Innenpolitisch und religionspolitisch steht die Macht dieser Männer im engsten Zusammenhang mit der ungemein blutigen Geschichte der Ausrottung der Baalspriester und der Anhänger fremder Götter. Nach Ahabs Tod ist Ahasja König; er stürzt aus dem Obergeschoss seiner Wohnung und erholt sich nicht, da schickt er Boten, „um Beelzebul, den Gott von Ekron, zu befragen“. (2. Könige 1, 3) Der Botenhauptmann kommt aber an den Falschen, nämlich zu Elija, und der antwortet: „Gut, wenn ich ein Mann Gottes bin, so falle Feuer vom Himmel und verzehre dich samt deinen Fünfzig!“ (2. Könige 1, 10)
Die Elemente gehorchen der prophetischen Macht.

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Wie hier das Feuer, so ist es an anderer Stelle das Wasser, das zum Zeugen wird. In Jericho ist eine Quelle schlecht, Fehlgeburten sind in der Gegend die Folge. Elischa bittet um eine neue Schale (ausdrücklich, wohl wegen der Reinheit) mit Salz. „Da ging er hinaus zur Wasserquelle, warf da Salz hinein und sagte: So spricht der Herr: Ich mache dieses Wasser gesund; es sollen künftig kein Tod und keine Fehlgeburt daraus hervorgehen!“ Und so kommt es. Er vermehrt das Öl im Haus einer verarmten Witwe, er verhilft einer Frau mit altem Ehemann zu einer Schwangerschaft (man denkt an Abraham und Sara), er vermehrt auch das Brot, heilt den Aussätzigen Naaman und weckt einen Knaben von den Toten auf. Als die Klinge einer Axt ins Wasser gefallen ist, schneidet er sich ein Stück Holz zurecht, wirft es an die Stelle, wo die Klinge fiel, „und brachte das Eisen zum Schwimmen.“

Gott handelt. Das ist die Botschaft der Wunder. Wir dürfen das Wunder aber nicht nur in seiner dramatischen Gestalt suchen. Es kann sich im Leben verbergen wie die Goldader in einem Gebirgsmassiv.

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