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Die „Könige Europas“ und die Zukunft des Fußballs

Der Sport muss wieder humaner werden – und warum weniger manchmal eben doch mehr ist.
Spanien feiert den Europameister-Titel
Foto: IMAGO/Spain v England (www.imago-images.de) | Auf das ganze Turnier gesehen, sind die „Furia Roja“, wie die Fans die spanische Fußballnationalmannschaft nennen, verdient Europameister geworden.

Deutschland kann aufatmen. Es gibt Schlimmeres, als nur von dem amtierenden Europameister besiegt worden zu sein. Zumal von einem, der – als einzige Mannschaft des Turniers – alle sieben Spiele gewann. Ein Phänomen, das es in der Geschichte der Fußball-Europameisterschaften noch nie zuvor gab.

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Mag der nicht gegebene Elfmeter die Nagelsmänner weiterhin schmerzen. Auf das ganze Turnier gesehen, sind die „Furia Roja“, wie die Fans die spanische Fußballnationalmannschaft nennen, verdient Europameister geworden. Mit vier Titeln sind sie nun auch der alleinige Rekordhalter dieses Wettbewerbs.

Homogenität als Schlüssel zum Erfolg

Geformt von dem praktizierenden Katholiken Luis de la Fuente war Spanien auch gestern im Finale gegen England das klar bessere Team. Auch wenn das Spiel in der ersten Halbzeit nicht sonderlich schön anzuschauen war, der Ballbesitzfußball der Spanier (64 Prozent) zu oft zu unpräzise war und die Spieler um Kapitän Álvaro Morata zu oft den Weg durch die Mitte suchten, wo sie sich immer wieder in den Abwehrketten der „Three Lions“ festliefen, gewann die Partie nach dem Seitenwechsel deutlich an Format.

Statt einzelne Spieler stach dabei vor allem die Homogenität der spanischen Mannschaft erneut ins Auge. Niemand hinterließ, wenn er von Feld musste, eine Lücke, die nicht sofort gefüllt werden konnte. Das dies wohl einer der Schlüssel des Erfolges war, ließ auch Luis de la Fuente zumindest anklingen: „Ich habe immer gesagt, dass wir 26 wunderbare Spieler haben. Jeder von ihnen, kann jeder Zeit spielen. Sie haben das demonstriert, wenn wir gewechselt haben. Sie haben stets das von ihnen erwartete Niveau gehalten.“

Fußball ist auch ein brutales Geschäft

Doch das dürfte selbst den frisch gekrönten „Königen Europas“ in Zukunft immer schwerer fallen. Denn Fußball ist nicht nur ein fantastisch komplexes Spiel, sondern auch ein brutales Geschäft, mit dem viele vor allem Geld verdienen wollen. Oft ohne Rücksicht auf die Sportler, die – nomen est omen – häufig als „Spielermaterial“ tituliert und vielerorts auch genauso behandelt werden. Die Spielergewerkschaft FIFPRO kritisiert seit langem die laufend zunehmende Belastung der Spieler durch immer mehr Spiele. Und ein Ende des Wahnsinns ist bislang nicht in Sicht. Im Gegenteil: So wollen die FIFA zukünftig mit der Ausweitung der WM auf 48 Teams und der neuen Klub-WM auf 32 Teams, die UEFA mit der Ausweitung des Europapokals um vier weitere Spieltage, zusätzliche Einnahmequellen generieren.

Stammspieler eines Topvereins könnten zusammen mit den Einsätzen für die Nationalmannschaft schon jetzt rein theoretisch auf 78 Spiele im Jahr kommen und damit auf 1,5 pro Woche (Urlaub nicht eingerechnet). Kein Körper vermag eine solche Belastung auf Dauer auszuhalten, erst recht nicht bei dem Hochgeschwindigkeitsfußball, der heute überwiegend gespielt wird. Auch deshalb ist die Regenerationsfähigkeit von Sportlern oft schon im jugendlichen Alter zu einem K.O.-Kriterium geworden. Wessen Körper nicht schnell genug regeneriert, der kann noch so talentiert und trainingsfleißig sein. Er spielt bei der Kaderplanung im Leistungssport keine Rolle und wird einfach aussortiert.

Grenzen des Leistbaren anerkennen

Wie viele andere Sportarten, die dank der Olympiade in Paris (26. Juli bis 11. August) demnächst im Scheinwerferlicht stehen werden, muss auch der Fußball wieder humaner werden, müssen Grenzen des Leistbaren anerkannt werden. Denn sonst ist es mit der schönsten Nebensache der Welt irgendwann vorbei. Wie so oft im Leben gilt auch im Spitzensport: Manchmal ist weniger einfach mehr.

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Stefan Rehder

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