Rund ein Viertel der Bevölkerung Österreich leidet laut einer aktuellen Studie der Donau-Universität Krems an depressiven Symptomen, Ängsten oder Schlafstörungen. Vor der Pandemie waren es zwischen 3,5 und 6 Prozent. Noch dramatischer ist der Anstieg bei jungen Erwachsenen zwischen 18 und 24 Jahren: Hier zeigen 50 Prozent depressive Symptome.
Noch belastender als schlechte Nachrichten
Peter Stippl, Präsident des Österreichischen Bundesverbands für Psychotherapie, erklärt das im Gespräch mit der „Tagespost“ mit den Unsicherheiten hinsichtlich der Lockdowns, der Lockerungen und der Impfstoffe: „Unsicherheit ist noch schlimmer und belastender als schlechte Nachrichten.“ Viele Menschen seien durch Unsicherheit erschöpft.
Kinder und Jugendliche scheinen massiv betroffen: „Kinder und Jugendliche brauchen eine Struktur und Klarheit über das Leben, sichere Annahmen und Stützen. Doch Zukunftsplanung ist jetzt fast nicht möglich. Was immer ihre Visionen waren: Jetzt ist der Weg dorthin stark erodiert.“ Die Krise störe bei der Zukunftsplanung und der Bildung von Visionen.
Kommt der große psychische Zusammenbruch erst noch?
Dennoch könnte uns der große psychische Zusammenbruch erst bevorstehen: „Die Erschöpfung des Marathonläufers erfolgt, wenn er durchs Ziel ist“, sagt Stippl im „Tagespost“-Gespräch. „Die psychische Belastung der Arbeitslosen ist – bei Depressionen, Angst- und Schlafstörungen – doppelt so hoch wie bei jenen, die Arbeit haben. Wenn wir die Infektionsgefahr im Griff haben, wird deshalb noch nicht die Wirtschaft sofort wieder anspringen oder die Arbeitslosigkeit sinken.“ DT/sba
Lesen Sie das ausführliche Interview mit dem erfahrenen Psychotherapeuten Dr. Peter Stippl in der kommenden Ausgabe der Tagespost.