Der Bestseller-Autor Alexander v. Schönburg berichtet in der „Tagespost“ vom Verlust der „Unbekümmerheit“, den er an sich selbst erlebt. „In letzter Zeit erwische ich mich dabei, dass mir auch bei in privatem Kontext ausgesprochenen Worten eine gewisse Unbekümmertheit flöten geht. Erstmals in meiner Lebenszeit erlebe ich, dass gewisse Aussagen nicht nur anstößig wirken, sondern einen geradezu ins soziale Abseits befördern könnten. Ich hatte nie etwas gegen Anstößigkeit. Solange sie mit Takt gepaart ist. Ausschließlich Dinge zu äußern, die konsensfähig sind, ist langweilig. Aber wer will schon aus der Gemeinschaft ausgestoßen werden?“
Nicht aussprechen
Der 52-Jährige, der auch zur Chefredaktion der BILD-Zeitung gehört, schließt daraus: „Über manche Dinge grübele ich also nur noch im Stillen nach. Wenn ich die Dinge, über die ich nachdenke, nicht mehr aussprechen kann, fehlen mir dann allerdings die, die mir widersprechen und mich eines Besseren belehren. Ich würde zum Beispiel gerne laut darüber nachdenken, ob der Sturm auf das Kapitol, der zweifelsohne ein abscheulicher Anschlag auf die demokratischen Institutionen Amerikas war, mit den Maidan-Protesten im Winter 2013/2014 zu vergleichen ist.
Damals wurde in Kiew eine demokratisch legitimierte Regierung gestürzt. Weil die Straßenproteste gegen eine korrupte Regierung gerichtet waren, wurden die Putschisten von uns im Westen als „die Guten“ klassifiziert. Und das, obwohl eine der tragenden Kräfte dieses Umsturz die ultranationalistische, rechtsradikale Partei Swoboda war. Ich würde mich gerne korrigieren lassen. Ich würde mir gerne erklären lassen, warum sich diese beiden Ereignisse und warum sich QAnon und Swoboda nicht vergleichen lassen, warum das eine unsere Empörung und das andere unsere Unterstützung verdient. Aber das geht nicht, weil einen schon die unbekümmerte Frage zum Aussätzigen machen würde.“ DT/mee
Der Bestseller-Autor Alexander von Schönburg über den Verlust der Unbekümmertheit. Lesen Sie den ganzen Text in der kommenden Ausgabe der Tagespost.