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Der Weltfrauentag – wieso, weshalb, warum?

Brauchen emanzipierte Frauen einen eigenen Gedenktag, der sie in den Mittelpunkt rückt? Eine pointierte Antwort auf den 8. März.
Das „Freie Kunigunden Kommando“ (FKK)
Foto: BR24; in Lizenz der BRmedia Service GmbH | Gruppenbild ohne Jesus: Das „Freie Kunigunden Kommando“ (FKK) inszeniert in Bamberg das Letzte Abendmahl.

Vor einigen Jahren diskutierte ich am Frühstückstisch mit meiner ältesten Tochter aus tagesaktuellem Anlass den Weltfrauentag, sie verstand nicht, warum es diesen Tag gibt. „Bekommen wir was dafür?“, ich sagte „Nein“. „Ja wofür brauchen wir das dann?“, fragte sie damals mit ihren unschuldigen zwölf Jahren nach, an anderen Feiertagen gibt es ja wenigsten etwas geschenkt. Ich war damals sehr stolz auf mein Mädchen, weil sie bereits jung begriffen hatte, dass das sinnentleerte Abfeiern eines „Frauentages“ jedenfalls nicht zur Emanzipation der Frau beiträgt, ein Thema, das ihr als unangefochtene Erstgeborene im 21. Jahrtausend unter vier Geschwistern sowieso ein Rätsel war.

Ungute Erinnerungen an die Feierlichkeiten im Osten

Ist das Emanzipation, oder kann dieser Tag, der in diesem Jahr auch noch sein 100. Jubiläum feiert, endlich weg? Zumal all jene weiblichen Aktivistinnen, die dieses Datum eher zur rituellen Selbstbeweihräucherung, zur Verbreitung mehr oder weniger sinnvoller Thesen und Forderungen oder alternativ zur Vergewisserung und Festigung des eigenen Opferstatus nutzen, meist sowieso nicht einmal wissen, dass der 8. März und sein Ursprung eher eine peinliche Vergangenheit aufzuweisen haben. Es war Clara Zetkin, die den Tag vor 100 Jahren „erfand“, eine ebenso stramme Frauenrechtlerin wie auch Kommunistin und Verächterin der Demokratie. Die gute Clara war nicht nur Führungsmitglied der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD). Als Alterspräsidentin des Reichstages 1932 gab sie einst auch zu Protokoll, dass sie inständig hoffe, noch „... das Glück zu erleben, als Alterspräsidentin den ersten Rätekongress Sowjetdeutschlands zu eröffnen“. Manche träumen heute noch davon.

Mir persönlich ist der 8. März noch in böser Erinnerung, weil man in meinem Geburtsland Rumänien in alter sozialistisch-kommunistischer Manier nie versäumte, staatlich verordnete Feierlichkeiten zu Ehren der Frau anzuordnen, die wir dann auch als Kinder umzusetzen hatten. Es existiert noch ein Schwarz-Weiß-Bild von mir aus Kindergartentagen, bei dem man uns einzeln hinter eine Fernsehattrappe gestellt und abfotografiert hatte mit eingeblendetem sozialistischem Gruß, womit wir dann unsere Mütter beglücken sollten. Meinem Blick nach zu urteilen könnte es aber auch zur Bebilderung des Staatstrauertages genutzt werden.

„Der Ruf nach mehr Weiblichkeit
ist der Trend weltweit“

Der Ruf nach mehr Weiblichkeit ist der Trend weltweit. Keine Filmpreisverleihung kommt heute ohne die akribisch analysierte Anzahl der zu wenig besetzten Frauen in den Filmen aus. Schweden hat bereits eine selbsternannte „feministische Regierung“ mit gleich viel Ministern und Ministerinnen. Dass die Damen beim Staatsbesuch im Iran dennoch brav und ungefragt ein keusches Kopftüchlein trugen, um die Herren Mullahs nicht gar zu sehr aufzuregen, scheint für die Schweden kein Widerspruch. Finnland ist feministisch voll im Trend, man hat die jüngste Regierungschefin aller Zeiten und ganz viel politische Frauenpower drumherum.

Doch zurück an die deutsche Emanzipationsfront, dorthin, wo das Glas bekanntlich immer halb leer ist. Der Radiosender WDR Cosmo spielt aktuell und ganze zwei Wochen lang nur Musik von weiblichen Musikerinnen, um sich für den Weltfrauentag warmzulaufen, und auch der Zeitungsbetrieb kommt rechtzeitig zum 8. März in Fahrt. Die linke Tageszeitung TAZ berichtet atemlos, dass der Menschenrechtsrat der UNO ganz besorgt über die Zustände der Frauenrechte in Deutschland sei, da Frauen bei uns skandalöserweise nach wie vor laut Gesetz beraten werden müssen, bevor sie eine Abtreibung vornehmen lassen. Grüne und Linke haben die Frauenministerin Giffey bereits ermahnt, sich besser um das „Frauenrecht“ auf Kindstötung zu kümmern.

Bei der CDU nagt man auch am Emanzipationstuch

Bei der ZEIT hat man wiederum verstört festgestellt, dass es einen neuen Trend zur traditionellen Hausfrau in den USA gäbe. Aber ich kann Sie alle beruhigen, laut ZEIT sind diese Frauen nicht alle automatisch rechtsradikal, man könne die Unterwerfung der Frau am Herd auch als eine neue erotische Subkultur verstehen. Gut, dass das geklärt ist.

Auch die CDU nagt gerade sehr am Emanzipationstuch. Zwischenzeitlich standen mit Laschet, Spahn, Merz und Röttgen vier Herren aus Nordrhein-Westfalen bereit, um nächster Parteivorsitzender und/oder Kanzler der Partei zu werden, ohne eine einzige Frau im Rennen. Medial ist die erste Empörungssau deswegen bereits durchs Twitter-Dorf gejagt worden, auch wenn zumindest Ministerin Julia Klöckner zu Recht darauf verwies, dass es ja jeder Frau freistünde, ihre weiblichen Ambitionen in den Ring zu werfen. Die Frauen der CDU liegen ja nicht geknebelt und gefesselt im Parteikeller.

Ein Redakteur der ZEIT fragte dennoch öffentlich nach, ob man nicht auch eine Frau aus dem Osten im Angebot habe? An der ZEIT-Redaktion muss es spurlos vorbeigezogen sein, dass dieses Land mit Angela Merkel gefühlt seit hundert Jahren von einer Frau aus dem Osten regiert wird, wir derzeit mit dem Triumvirat Merkel, Kramp-Karrenbauer und von der Leyen sogar eine ganze Girls-Gang am Start haben, so würde es meine älteste Tochter formulieren. Röttgen versprach sofort brav in die Presse, dass er auf jeden Fall eine Frau als Nummer zwei einsetzen würde. Damit ist auch gleich geklärt, dass diese Frau niemals aufgrund von Kompetenz, sondern nur aufgrund von Geschlecht auf dem Stuhl säße. Doch auch Merz ließ sich zur Vorschau hinreißen, dass er eine Frau als Generalsekretärin vorschlagen würde. Der Doppelpack Laschet-Spahn kann zwar keine Weiblichkeit vorweisen, aber zumindest sexuelle Vielfalt, das ist doch auch was!

„Wann sonst sollten wir im politischen Jahresverlauf all
die wichtigen weiblichen Themen unterbringen,
von deren Existenz wir sonst nie erfahren würden?“

Ich hingegen muss mich heute bei meinem Mädchen nachträglich entschuldigen, denn auch ich habe inzwischen erkannt: Natürlich brauchen wir diesen Weltfrauentag noch. Wann sonst sollten wir im politischen Jahresverlauf all die wichtigen weiblichen Themen unterbringen, von deren Existenz wir sonst nie erfahren würden? Wie zum Beispiel von der Bamberger Neuinszenierung des letzten Abendmahls als lebendes Schaubild vor dem Bamberger Dom! Durchgeführt wurde die feministische Aktion durch das „Freie Kunigunden Kommando“, kurz FKK, was Gott sei Dank und nicht nur wegen der Temperaturen draußen nichts mit Freier Körper Kultur zu tun hatte, dafür aber gänzlich frei von Jesus war. Wenn die Frau schon gezwungen wird, am Herd zu stehen, dann hat der Herr am Abendmahl eben auch nichts zu suchen. Ich denke, das sollte die subtile Botschaft sein. Schließlich ging es um Gleichberechtigung und Teilhabe von Frauen.

Ein Dauerbrennerthema auch in der Kirche, weswegen uns am Weltfrauentag in Berlin ein ökumenisch-emanzipierter Frauengottesdienst der Initiative „Eva 2.0 Mitschöpfer*Innen heute“ erwartet. Es ist sicher nicht verkehrt, einen regenbogenfarbenen Schal mitzubringen. Ich weiß nicht, ob der Vater und der Sohn anwesend sein werden, alte weiße Männer sind ja derzeit doch ein bisschen aus der Mode gekommen, ich suche deswegen in meinen Unterlagen bereits fieberhaft nach der gendersensiblen Übersetzung des Vaterunser.

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