Der französische Philosoph Albert Camus war auch Schriftsteller. Fühlte er sich durch diese beiden Eigenschaften zerrissen? Blickt man genauer auf seine Bücher, könnte das so scheinen; aber es gehen mehrere Risse durch sein Werk. Bekannt ist er durch seine Lehre vom Absurden, dargestellt durch die Figur des Sisyphus, der „die Götter leugnet und die Steine wälzt“. 1942 hatte er seinen Essay über das Absurde geschrieben, hieran angelehnt war im selben Jahr auch seine Erzählung „Der Fremde“.
Seine geistige Welt hat sich Camus selbst erarbeitet
Seine geistige Welt hat sich Camus selbst erarbeitet; er hatte nicht den universitären Hintergrund wie Sartre, vielmehr kam er aus der Kleineleutegegend von Algier und in seiner Familie konnte keiner lesen oder schreiben. Später, als er es bis zur Universität in Algier schaffte, schrieb er seine Examensarbeit über Plotin und den Neuplatonismus – über den Aufstieg der Seele zum Einen und die Lichtmetaphern Plotins.
Auch wenn Camus später in seinen philosophischen Gedanken keine Annäherung an Gott mehr gelang, so taucht das Licht der Transzendenz doch immer wieder in seinem erzählerischen Werk auf. „Hochzeit des Lichts“ hieß dann auch ein kleiner Band 1939 von ihm. „Silbernes Licht, das alles in Stille verwandelt“, heißt es da, oder von „Zimbelschläge des Lichts“ ist die Rede.
Das Licht empfand Camus als seine wahre Heimat, befeuert durch sein Leben in den hellen Landschaften des Mittelmeers. So hat er die Dichte transzendenter Bereiche erschlossen, die er als Philosoph nicht erreichte. DT/ari
Lesen Sie einen ausführlichen Beitrag über die religiösen Bezüge in Camus' Werk in der kommenden Ausgabe der "Tagespost".