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„Teens brauchen kein Smartphone“

Maureen Ferguson, Senior Fellow bei The Catholic Association und fünffache Mutter, rät im National Review allen Eltern: „Sagen Sie einfach Nein zu Smartphones und den sozialen Medien“.
Gefahr von Social Media
Foto: Sri Loganathan (ZUMA Press Wire) | Der härteste Teil des „Einfach-Nein-Sagen-Ansatzes“ sei es, dass niemand möchte, dass sein Teenager das Gefühl habe, hinterherzuhinken, meint Maureen Ferguson.

Maureen Ferguson ist Senior Fellow bei der katholischen Organisation „The Catholic Organisation“. Die fünffache Mutter schreibt für zahlreiche US-amerikanische Medien. Im Magazin "National Review" rät sie Eltern davon ab, ihren Kindern im Teenageralter ein Smartphone zu überlassen. Dabei stützt sie sich auf neueste Studien, die belegen, welche schädigenden Einflüsse TikTok und Co. auf das Gehirn Heranwachsender haben. 

Kein Smartphone, kein Social Media

Die neuesten Untersuchungen hätten zudem zu einem „Machtkampf zwischen dem Kongress und Big Tech“ geführt, der sich nunmehr im Zuge der im „Wall Street Journal“ veröffentlichten „Whistleblower-Vorwürfe über Instagrams schädliche Auswirkungen auf die mentale Gesundheit“ von Jugendlichen weiter aufheize. Als Reaktion darauf – so schreibt Ferguson - hätten sich die republikanische Senatorin Marsha Blackburn und der demokratische Senator Richard Blumenthal zu einer gemeinsamen Recherche zusammengetan, doch „betroffene Eltern sollten nicht erwarten, dass sich da viel ändern wird“.

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Stattdessen könnten Eltern jedoch, „die Dinge selbst in die Hand nehmen. Eltern sind die wahren Machthaber, wenn es um ihre Kinder geht, doch angesichts der unablässigen Bitten nach iPhones, Instagram, SnapChat und TikTok geben wir oft nach. Hier nun der Rat einer fünffachen Mutter: Sagen Sie einfach Nein zu Smartphones und den sozialen Medien für Ihre Teenager. Kein Smartphone. Kein Social Media. Es ist einfacher, als Sie meinen“.

Vom Teenager zum "Screenager"

Zunächst müsse gesagt werden, dass glücklichere Kinder einfacher zu erziehen seien, meint Ferguson. Doch „Teens in den sozialen Medien sind eher weniger glücklich – und eher depressiv, ängstlich und einsam. Kindererziehung wird schwerer, wenn das Gehirn Ihres Kindes mit Inhalten verkabelt ist, das schockierend beunruhigend ist“. Die Teenager von heute werden „mit exponentiell mehr schädigenden Botschaften überschwemmt“ als die heutigen Eltern damals. Das Durchschnittsalter, mit dem heutige durchschnittliche Kinder über Pornographie stolperten, liegt bei elf Jahren. Das kürzlich veröffentlichte Exposé des Wall Street Journals über TikTok-Accounts von 13- bis 15-Jährigen sei „erschütternd“. Die Online-Plattform stelle Videos mit explizitem sexuellem Inhalt zur Verfügung, glorifiziere Drogenkonsum und könne zu Essstörungen führen.

Smartphones wiesen zwar elterliche Kontrollfunktionen auf, so Ferguson weiter, doch technisch versierte Kinder kämen schnell darauf, sie zu umgehen. Und so würden Teenager schnell zu „Screenagers“. Eltern, die versuchten, zeitliche „Grenzen zu erzwingen“ lieferten sich einem „ständigen Kampf“ mit ihren Kindern aus: „Das sich entwickelnde jugendliche Hirn scheint keine ausreichende Impulskontrolle zu haben, um die Anziehungskraft dieser Geräte zu überwinden. Sobald Sie Ihrem Teenager erlauben, ein eigenes Gerät zu besitzen, wird das Gerät Ihren Teenager besitzen“, gibt Ferguson zu bedenken.

Wenn man als Eltern also keinen „Cyborg“ aufziehen möchte, scheine es klug zu sein, keinen „Supercomputer zu kaufen“, der mit Algorithmen bestückt ist, die dazu bestimmt seien „Ihr Kind süchtig zu machen. Eine Screenager-Bestie zu erschaffen und anschließend den unersättlichen Appetit zu mehr Bildschirmzeit zu bekämpfen, ist eine schlechte elterliche Strategie“, meint Ferguson.

Dem echten Aufbau von Freundschaft und Liebe beraubt

Der alternative Ansatz sei, „den Smartphone-Geist in der Flasche zu belassen. Halten Sie an einem Familien-PC für Hausarbeiten und E-Mails fest. Teenager können digitale Kompetenz an einem Computer erlernen, der im Wohnzimmer steht, was neugierige junge Geister davor beschützt“, gefährliche Inhalte zu durchstreifen. „Kaufen Sie ein Mobiltelefon, das kein Smartphone ist“, rät Ferguson weiter. Ein alternatives Produkt sei etwa das „Light Phone“, das alle möglichen Features habe, aber eben keine sozialen Medien.

Der härteste Teil des „Einfach-Nein-Sagen-Ansatzes“ sei es, dass niemand möchte, dass sein Teenager das Gefühl habe, hinterherzuhinken. Das sei zwar schwer, gibt Ferguson zu, „aber nicht unmöglich zu überwinden. Eltern können sich mit anderen Eltern im sozialen Umkreis ihrer Kinder zusammentun, um gemeinsam Nein zu sagen. Die Website ‚Wait Until 8th‘ hat gute Ideen, wie man das tun kann“.

Man solle also nicht darauf warten, bis Politiker und HighTech-Giganten mit gut gemeinten Lösungen auftauchten. Ferguson resümiert: „Kinder werden der Unschuld ihrer Kindheit, einfacher Freuden und dem echten Aufbau von Freundschaft und Liebe beraubt. Schenken Sie Ihren Kindern die Gabe, Nein zu sagen. Unsere sind dankbar dafür, dass wir es taten“.  DT/ks

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