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Vatikan verlängert Abkommen mit China

Die vorläufige Vereinbarung im chinesischen „Investiturstreit“ soll laut Heiligem Stuhl weitere zwei Jahre zur Anwendung kommen.
Wang Yang, Politbüro-Abgesandter, trifft katholische Bischöfe
Foto: IMAGO/Gao Jie (www.imago-images.de) | Zerrissene Kirche auf dem Weg zur Versöhnung? Mitglieder der „Chinesischen katholisch-patriotischen Vereinigung“ und die Bischöfe der katholischen Bischofskonferenz in China treffen sich im August mit Offiziellen des ...

Wie der Heilige Stuhl in einer Pressemitteilung verlautbaren ließ, wird die Vorläufige Vereinbarung mit der Volksrepublik China, die 2018 geschlossen und 2020 bereits einmal verlängert worden war, neuerlich um zwei Jahre verlängert. Wörtlich hieß es in der Mitteilung, die vatikanische Seite sei „entschlossen, den respektvollen und konstruktiven Dialog mit der chinesischen Seite fortzusetzen, um die Vereinbarung produktiv umzusetzen und die bilateralen Beziehungen weiterzuentwickeln, damit die Mission der katholischen Kirche und das Wohl des chinesischen Volkes gefördert werden können“.

Begleitend wurden zwei Interviews veröffentlicht, in denen sich der Kardinalstaatssekretär, Pietro Parolin, und der Kardinalspräfekt des Dikasteriums für die Evangelisierung, Luis Antonio Tagle, zum Sachverhalt äußern. Parolin wies zur Begründung der erneuten Verlängerung darauf hin, dass in einer so schwierigen Situation wie in China ein adäquater Zeitraum benötigt werde, um die Implementierung und Evaluierung der Vereinbarung zu gewährleisten. Zentrales Anliegen sei es, der „kleinen Herde“ der chinesischen Katholiken die Möglichkeit zu eröffnen, ihr Glaubensleben frei und ernsthaft zu leben. Dazu gehöre beispielsweise, die Sakramente in gültiger Form und voller Gemeinschaft mit der Kirche feiern zu können, ohne dabei der Illoyalität zu ihrem Land verdächtigt zu werden.

Als konkrete Frucht der Vereinbarung sieht Parolin, dass seit September 2018 alle chinesischen Bischöfe in voller Gemeinschaft mit dem Papst stünden und es keine weiteren illegitimen Bischofsernennungen gegeben habe. Außerdem sei es in diesem Zeitraum gelungen, immerhin sechs Bischöfe mithilfe des vereinbarten Auswahlprozesses zu ernennen, und sechs vormalige Bischöfe der Untergrundkirche durch den Staat offiziell anerkennen zu lassen.

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Nicht die Lösung aller Probleme

Kardinal Tagle sagte gegenüber der „agenzia fides“, der Heilige Stuhl habe in der Vereinbarung nie die Lösung aller Probleme gesehen. Aber man müsse sich „die Hände mit der Realität, so wie sie ist, schmutzig machen“. Rom ignoriere die Unterschiede in den Reaktionen auf die Vereinbarung durchaus nicht. Doch viele chinesische Katholiken hätten die Inspiration, der der Heilige Stuhl folge, begriffen. Situationen, in denen weltliche Autoritäten bei der Bischofsernennung intervenieren, seien kein historisches Alleinstellungsmerkmal Chinas. In solchen Situationen sei es wichtig, dass der Ernennungsprozess den Anforderungen der kirchlichen Lehre für die apostolische Sukzession und die Einheit mit dem Papst genüge. Dies sei mit den gegenwärtig in China genutzten Verfahren gewährleistet.

In der Vergangenheit hatte es immer wieder Kritik am Umgang Roms mit den Vertretern der Volksrepublik gegeben. So hatte sich unter anderem der emeritierte Bischof von Hongkong, Joseph Kardinal Zen, gegen den derzeit ein Gerichtsverfahren wegen seiner Unterstützung der prodemokratischen Demonstranten 2019 läuft, gegen das Abkommen gewandt, und es als „Verrat“ an der romtreuen Untergrundkirche bezeichnet.

Der seit langem schwelende Konflikt zwischen Rom und Peking dreht sich vor allem um die Bischofsernennungen, bei denen die nun verlängerte Vereinbarung der chinesischen Regierung ein weitgehendes Mitspracherecht einräumt. In der Vergangenheit waren die Oberhirten entweder von der chinesischen Regierung installiert und von Rom nicht anerkannt worden, oder aber von Rom ordiniert und durch die chinesische Regierung verfolgt worden. Zudem waren vielerorts Bischofsstühle gänzlich vakant geblieben. DT/jra

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