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Segnung homosexueller Paare polarisiert unter Geistlichen

Die für den 10. Mai ausgerufene Segnung homosexueller Paare sorgt für unterschiedliche Reaktionen unter den Geistlichen. Während Kardinal George Pell den deutschen Bischöfen vorwirft, gegen das Lehramt der Kirche zu verstoßen, ruft der Aachener Bischof Helmut Dieser die Seelsorger dazu auf, ihrem Gewissen zu folgen. Der Jesuitenpater Bernd Hagenkord mahnt zur "verbalen Abrüstung".
Unterschriftenliste gegen Segnungsverbot für Homosexuelle
Foto: Marius Becker (dpa) | Bischof Helmut Dieser blättert in einer Unterschriftenliste von Gegnern, des vom Vatikan ausgesprochenen Segnungsverbots für Homosexuelle.

In der Debatte um eine drohende Spaltung innerhalb der katholischen Kirche wegen der Segnung homosexueller Paare mahnt der Jesuitenpater Bernd Hagenkord zu „verbaler Abrüstung“. „Die Nerven liegen blank, der Ton wird rauer und statt einer Debatte prallen Unbeweglichkeiten aufeinander“, so Hagenkord gegenüber der Kirchenzeitung der Diözese Linz.  Mit Blick auf die Rassismusdebatte zwischen Theologin Johanna Rahner und Passaus Bischöfe Stefan Oster meinte der Jesuitenpater, man dürfe das Feld nicht den „Extremen“ überlassen.

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„Wir schrecken Menschen durch das innerkirchliche Hickhack massiv ab.“ Hagenkord, geistlicher Begleiter des Synodalen Weges,  betonte, die Mehrheit der Delegierten des Synodalen Weges sei daran interessiert, „konstruktiv Struktur und Inhalt des kirchlichen Lebens für die Zukunft zu gestalten. Aber es gibt auch die Extreme, die schnell von Spaltung sprechen.“ Solche Aussagen kämen zwar vor allem von außerhalb Deutschlands, würden aber hierzulande von interessierte Seite wiederholt, meint Hagenkord. 

Der australische Kardinal George Pell hingegen bezeichnet die Situation der Kirche in Deutschland als „gefährlich“ und wirft den deutschen Bischöfe schwere Verstöße gegen die Lehren der Bibel und der Kirche vor. Es gebe „einen gewissen Prozentsatz in der deutschen Kirche, der in die entschieden falsche Richtung zu gehen scheint“, meint Pell im Interview mit dem Sender EWTN. Die deutschen Bischöfe hätten die Pflicht, die Lehren der Schrift und die Lehren der Kirche aufrechtzuerhalten. Es stünde gar nicht in ihrer Macht, diese zu ändern. 

Verbot der Glaubenskongregation soll offiziell zurückgewiesen werden

Der Aachener Bischöfe Helmut Dieser meint wiederum, Pfarrer und andere Seelsorger müssten selbst über die Angelegenheit entscheiden. „Bei Segnungsanfragen gleichgeschlechtlicher Paare sind die Seelsorgerinnen und Seelsorger ihrem Gewissen verpflichtet“, sagte Dieser gegenüber der Katholischen Nachrichten-Agentur. Als Bischöfe könne er selbst keinen Auftrag zur Segnung gleichgeschlechtlicher Paare erteilen. Gleichzeitig rief der Bischöfe zu einer gemäßigten Auseinandersetzung auf.  „Ich bitte alle pastoralen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, sich in dieser Frage nicht gegenseitig unter Druck zu setzen und das Anliegen weder zu politisieren noch zu polemisieren.“ 

Im Bistum Aachen forderte der Diözesanrat der Katholiken Bischof Dieser auf, das Verbot der Glaubenskongregation offiziell zurückzuweisen, um „Schaden von den Menschen abzuwenden und die Selbstbeschädigung des kirchlichen Lehramtes aufzuhalten“. Dieser hatte sich bereits zuvor für eine Öffnung der katholischen Sexuallehre ausgesprochen.  DT/ vwe

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