„Wenn wir Synodalität in der Kirche wollen, aber die Ekklesiologie des Konzils, das Volk Gottes, nicht angenommen wurde, wird es keine synodale Kirche geben.“ Dies hat der Berater der Theologischen Kommission der Weltsynode, Rafael Luciani, in einem am Dienstag veröffentlichten Interview mit dem Portal „katholisch.de" erklärt. Mit der Weltsynode befinde sich die gesamte Kirche nun in einem ekklesiologischen Übergang von einem universalistischen Verständnis der Kirche zu einem Verständnis der Kirche als Ortskirche.
Die entscheidende Frage sei dabei, wie die Lehren des Zweiten Vatikanischen Konzils auf den verschiedenen Kontinenten rezipiert wurden, so Luciani, der auch Professor an der Katholischen Universität Andrés Bello in Caracas (Venezuela) ist, und zu dessen Forschungsschwerpunkten das Zweite Vatikanische Konzil gehört. Wenn nicht in allen Ortskirchen weltweit eine Ekklesiologie des Volkes Gottes rezipiert würde, sei es zum Beispiel „sehr schwierig, den Horizont auf die Weiheämter zu öffnen und sie nicht nur isoliert als einzelne Themen zu verstehen“, so der Synodenberater mit Blick auf das „Instrumentum laboris“ für die zweite Sitzung der Synode im Oktober.
Eine gemeinsame Vision entwickeln
Hier komme den von Papst Franziskus eingesetzten Studiengruppen eine wichtige Aufgabe zu. Der Papst habe mit den Studiengruppen „heiße Eisen" nicht von der Agenda der Synode genommen, sondern sie an Experten übergeben, „die auch nach der Synode daran weiterarbeiten werden". Die Expertengruppen würden sich mit den Themen der Ortskirchen beschäftigen, „sie vertiefen und einen inhaltlichen Konsens dazu finden. Danach müssen die einzelnen Ortskirchen die Vorschläge umsetzen", sagte Luciani.
Ziel der Weltsynode sei es, „eine gemeinsame Vision der Kirche von Ämtern, Charismen, Diensten und anderen Formen des Wirkens in der Gemeinschaft der Glaubenden“ zu entwickeln. Insofern sei die aktuelle Synode wichtig; zum ersten Mal seien „auf vielen Kontinenten die einzelnen Ortskirchen … in einer wirklichen Gemeinschaft zusammengeführt“ worden.
Die große Schwierigkeit bestehe darin, dass die Kirche in den verschiedenen Ländern unterschiedliche Stimmen habe – „aus denen die Kirche in Deutschland besonders hervorsticht“ — während die Ortskirchen in Lateinamerika mit einer Stimme sprächen. Nicht in allen Teilen der Welt verstehe man Kirche beispielsweise so wie in Deutschland. Wenn „der deutsche Synodale Weg" - den hält Luciano für wichtig - „und das Konzept der kirchlichen Versammlung aus Lateinamerika nicht in den Dialog mit der ganzen Kirche kommen, bleiben es isolierte Erfahrungen“, so Luciani. Darum sei entscheidend, zu begreifen, dass Synodalität nicht bloß eine Methode sei, sondern sie die Kirche definiere. Luciano wörtlich: „Die Kirche ist in ihrem Sein und Tun synodal.“ DT/dsc
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