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Mindszenty: Zur Seligsprechung fehlt nur ein Wunder

Viele Ungarn sehen den Bekenner-Kardinal als Helden im Kampf für Religionsfreiheit und christliche Werte, aber auch als Heiligen.
Diakon Gergely Kovacs
Foto: Christoph Hurnaus | Vizepostulator des Seligsprechungsverfahrens, Diakon Gergely Kovacs, mit einem Teil des Nachlasses des Bekenner-Kardinals.

Zu den großen Gestalten der ungarischen Zeit- und Kirchengeschichte zählt Kardinal József Mindszenty. Wie der Primas von Ungarn, Kardinal Péter Erdö, und der Vizepostulator des Seligsprechungsverfahrens, Diakon Gergely Kovács, gegenüber der „Tagespost“ bestätigen, fehlt zur Seligsprechung Mindszentys nur noch ein anerkanntes Wunder. Gleichzeitig wachse die Verehrung des 1975 im Wiener Exil verstorbenen Bekenners.

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Wunder fehlt noch

Für undenkbar hält es der Vizepostulator, dass die ersehnte Seligsprechung beim Besuch von Papst Franziskus am 12. September in Budapest stattfindet. Nicht nur wegen des fehlenden Wunders, sondern weil zeitgleich in Warschau der polnische Primas, Kardinal Stefan Wyszynski, seliggesprochen wird. Viele Ungarn sehen in Mindszenty einen Märtyrer, doch die zuständige römische Kongregation habe entschieden, das Verfahren nicht zu ändern: Mindszenty sei als Bekenner zu behandeln, nicht als Märtyrer.

Die meisten Ungarn würden Kardinal Mindszenty nicht einfach als antikommunistischen Helden sehen, sondern als Held im Kampf für Religionsfreiheit, christliche Werte und europäische Tradition. Ihn persönlich habe die Treue des Primas am meisten beeindruckt, sagt Kovács.

Ungarischer Widerstand

1892 als József Pehm geboren und in der Habsburger-Monarchie aufgewachsen, wurde Mindszenty zur Symbolgestalt des ungarischen Widerstands gegen jede Form des Totalitarismus. Im November 1944 wurde er von der mit den Nazis kollaborierenden Regierung inhaftiert. Als Erzbischof von Esztergom und Primas von Ungarn prangerte er später die Unterdrückung der Kirche durch die Kommunisten an und warf den sowjetischen Besatzern vor, den Aufbau des Landes zu verhindern.

Am 26. Dezember 1948 wurde Kardinal Mindszenty verhaftet, gefoltert und unter Drogen gesetzt. In einem Schauprozess wurde er im Februar 1949 wegen versuchten Umsturzes, Spionage und Devisenvergehen zu lebenslanger Haft verurteilt. Im Zug des Ungarischen Volksaufstands wurde der Primas von Ungarn 1956 aus dem Gefängnis befreit. Als die Rote Armee und Truppen des Warschauer Pakts in Budapest einmarschierten, floh Mindszenty in die US-Botschaft, wo er bis 1971 Asyl finden sollte. Anfang der 1970er Jahre drängten nicht nur die Amerikaner, sondern auch der Vatikan darauf, Mindszenty möge Ungarn verlassen und in den Westen ausreisen. Am 28. September 1971 wurde er nach Wien gebracht. Am 6. Mai 1975 starb Kardinal Mindszenty in Wien und wurde in der steirischen Wallfahrtsbasilika von Mariazell beigesetzt. DT/sba

Lesen Sie einen ausführlichen Hintergrund zum Seligsprechungsverfahren für den ungarischen Bekenner-Kardinal Mindszenty am Donnerstag in Ihrer „Tagespost“.

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