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Franziskus proklamiert ein Grundrecht auf Hoffnung

Ausgerechnet zu Ostern hat Italien erfahren, dass der Lockdown noch lange drei Wochen weitergeht. Der Papst setzte dem die Botschaft von der Auferstehung entgegen.
Papst Franziskus bei der Osterliturgie im Petersdom
Foto: Divisione Produzione Fotografica | Auch wenn die Liturgien der Heiligen Woche im Petersdom nun beendet sind, bleibt Franziskus eine Art Hoffnungsträger.

Italien, in guten Zeiten von Norden bis Süden ein einzigartiges Freilichtmuseum mit unzähligen Sehenswürdigkeiten, das gerade ab der Osterzeit Millionen Besucher und Touristen aus aller Welt anzieht, ist an diesem Wochenende endgültig zu einem Freiluftlager geworden, in dem sich sechzig Millionen Menschen in ihre Häuser zurückgezogen haben. Angesichts der zwanzigtausend Corona-Toten, die das Land inzwischen zu beklagen hat, darunter allein über hundert Ärzte und um die hundert Priester, angesichts des erneuten Steigens der Ansteckungen im Norden des Landes und der Ankündigung der Regierung, dass der Lockdown vorerst bis zum 3. Mai verlängert werden müsse, hat ausgerechnet zu Ostern eine tiefe Lähmung den Stiefelstaat überzogen.

„Pasquetta“ – das „kleine Österchen“, der Montag nach dem Osterfest, an dem es alle Italiener in die Natur oder auf die Flaniermeilen der Innenstädte zieht, ist zu einem Tag des häuslichen Arrests geworden. Auch der Besuch bei Verwandten, bei den Pflegefällen der Familien im Altersheim oder die erste Fahrt zur „Datscha“  am Meer oder auf dem Land sind unmöglich geworden. Zumal sich Italien mit wichtigen Verbündeten in Europa wegen der Corona-Bonds überworfen hat: Eine Menetekel, das nun über der wirtschaftlichen Talfahrt hängt, auf die sich Italien wegen der katastrophalen Folgen der Corona-Krise begeben wird. Ein Hauch von Hoffnungslosigkeit weht über das Land.

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Die Botschaft des leeren Grabs

Noch nie haben sich Italiens öffentliche und private Sender – von den Video-Streams zu schweigen – so viel Mühe gegeben, die liturgischen Feiern von Papst Franziskus in die Haushalte zu bringen. Die Frühmesse in Santa Marta, für die sich bisher nur Insider interessierten, wird täglich vom Staatssender RAI übertragen – und erzielt eine Einschaltquote von zwanzig Prozent. Auch wenn die Liturgien der Heiligen Woche im Petersdom nun beendet sind, bleibt Franziskus eine Art Hoffnungsträger. Und genau die christliche Hoffnung sprach der Papst an, als er am Samstagabend in der Petersbasilika die Ostervigil feierte, allein, ohne Volk, ohne Osterfeuer und – wie sonst üblich – ohne einigen Taufen. Christus ist auferstanden, das Licht Christi leuchtet auf in der Dunkelheit, so der dreimalige Ruf des „Lumen Christi“ im leeren Petersdom. „Das Grab ist der Ort, aus dem nicht mehr herauskommt, wer hineingeht. Aber Jesus ist für uns herausgekommen, er ist für uns auferstanden, um Leben zu bringen, wo Tod war, um eine neue Geschichte einzuleiten, wo ein Stein daraufgelegt worden war“, sagte der Papst in seiner Predigt. „Er, der den Felsen am Eingang des Grabes umgestürzt hat, kann die Felsblöcke, die das Herz versiegeln, entfernen.“

Doch Franziskus wusste auch, was genau jetzt in den Herzen vieler Menschen vorgeht. Darum fuhr er fort: „Geben wir daher nicht der Resignation nach, legen wir nicht einen Stein über die Hoffnung. Wir können und müssen hoffen, denn Gott ist treu. Er hat uns nicht alleingelassen, er hat uns aufgesucht: Er ist in jede unserer Situationen gekommen, in den Schmerz, in die Angst, in den Tod. Sein Licht hat das Dunkel des Grabes erhellt, heute will es die dunkelsten Winkel des Lebens erreichen. Schwester, Bruder, auch wenn du im Herzen die Hoffnung begraben hast, gib nicht auf – Gott ist größer. Die Dunkelheit und der Tod haben nicht das letzte Wort. Nur Mut, mit Gott ist nichts verloren!“

Warum alles gut werden kann

„Tutto andrà bene“ – „Alles wird gut“, steht auf vielen Transparenten und Spruchbändern, die in Italien noch immer an vielen Balkonen und Zäunen hängen. Franziskus griff das auf – und formulierte ein Grundrecht der Glaubenden: „Heute Nacht erlangen wir ein Grundrecht, das uns nicht genommen werden wird: das Recht auf Hoffnung. Es ist eine neue, lebendige Hoffnung, die von Gott kommt. Sie ist nicht bloßer Optimismus, sie ist nicht ein Schulterklopfen oder eine freundliche Ermutigung, mit einem flüchtigen Lächeln. Nein. Sie ist eine Gabe des Himmels, die wir uns nicht selbst besorgen konnten. Alles wird gut, so sagen wir beharrlich in diesen Tagen und klammern uns dabei an die Schönheit unserer Menschlichkeit und lassen vom Herzen Worte der Ermutigung aufsteigen. Aber mit dem Verstreichen der Tage und der Zunahme der Ängste kann selbst die kühnste Hoffnung sich verflüchtigen. Die Hoffnung Jesu ist anders. Sie legt die Gewissheit ins Herz, dass Gott alles zum Guten zu wenden vermag, da er sogar aus dem Grab das Leben hervorgehen lässt.“

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