Nach einer Reihe von Skandalen wird der frühere Außenamtschef der russisch-orthodoxen Kirche, Metropolit Hilarion Alfejew (58), zwangsweise in den Ruhestand versetzt. Hilarion galt über viele Jahre nicht nur als zweitmächtigster Mann (nach Patriarch Kyrill) des Moskauer Patriarchats, sondern auch als erfolgreicher Außenminister und Ökumeniker seiner Kirche. Im Vatikan ging der selbst- und karrierebewusste russische Metropolit ein und aus. Weder seine Neigung zu demonstrativem Luxus noch seine verbalen Attacken auf den Ökumenischen Patriarchen von Konstantinopel, immerhin das Ehrenoberhaupt der weltweiten Orthodoxie, schadeten dem Einfluss von Hilarion. Nun hat ihn ein Sexskandal zu Fall gebracht.
Der sogenannte „Heilige Synod“ der russisch-orthodoxen Kirche stellte in seiner Sitzung am Freitag in Moskau eine „Diskrepanz zwischen der Art seiner Beziehungen zu seiner unmittelbaren Umgebung und dem Bild eines Lebens als Mönch und Geistlicher“ fest. Vorangegangen war eine für Moskau peinliche Enthüllung: Ein junger Mann aus russisch-japanischer Familie, Georgy Suzuki, der mit 18 Jahren in Hilarions Dienste getreten war, warf dem mittlerweile in Budapest residierenden Metropoliten sexuellen Missbrauch vor. Mit Videos, Fotos und Audiomitschnitten belegte er Luxusreisen, ein millionenschweres Anwesen, das sich Hilarion bei Budapest gekauft haben soll, und den ungarischen Reisepass des russischen Würdenträgers.
Versteckte Kamera filmt Bettszene
Schließlich kursierte auch noch ein Video, das eine Bettszene Hilarions mit Suzuki belegen soll und das mit einer heimlich installierten Kamera aufgenommen wurde. Zu dem Vorwurf, über Monate das Bett mit seinem Schutzbefohlenen geteilt zu haben, schwieg Hilarion. Stattdessen warf er seinem einstigen Assistenten Diebstahl und Erpressung vor. Das Moskauer Patriarchat setzte eine Kommission ein, um die Vorwürfe kirchenintern zu untersuchen.
Offenbar mit erschütterndem Ergebnis, denn die russisch-orthodoxe Synode beschloss nun am Freitag, Metropolit Hilarion von der Verwaltung ihrer ungarischen Diözese zu entbinden und ihn in den Ruhestand zu versetzen. Hilarion wird angewiesen, künftig in Karlsbad, in der Tschechischen Republik, zu wirken, wo sich viele reiche Exil-Russen niedergelassen haben. (DT/sba)
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