Um den Heiligen Geist beten, wie damals die Apostel mit der Mutter Gottes, Pfingsten feiern – im deutschsprachigen Raum und Frankreich sollte das kein Problem sein. Die charismatische Loretto Gemeinschaft bietet an 29 Standorten ein dreitägiges Programm, das sich von Lobpreis und Eucharistischer Anbetung bis zu Vorträgen von Bischof Stefan Oster oder Leo Maasburg, dem langjährigen Wegbegleiter von Mutter Teresa, von Paderborn bis nach Wien erstreckt.
Anders begehen an die 20.000 Menschen die Geburtsstunde der Kirche in Frankreich: 100 Kilometer pilgern sie dann singend und betend zur Muttergottes von Chartres. Auch aus dem deutschsprachigen Gebiet nehmen Christen teil. An die 800 sind es in diesem Jahr, die in Bussen, beispielsweise aus Stuttgart, München und Wien, gemeinsam nach Paris fahren.
Jason Basistov nahm 2024 an dem Pfingstfestival der Loretto Gemeinschaft in Neviges teil, einem kleinen Wallfahrtsort im Ruhrgebiet Nordrhein-Westfalens. Seine Erfahrungen hat er für die „Tagespost“ in einem Bericht festgehalten:
„Hier passiert etwas Besonderes"
„Da kam plötzlich vom Himmel her ein Brausen, wie wenn ein heftiger Sturm daherfährt … und alle wurden vom Heiligen Geist erfüllt.“ (Apg 2,1–4) Was vor 2.000 Jahren geschah, durften wir dieses Jahr ganz neu erleben: Über 400 junge Menschen aus dem ganzen Land kamen im Nevigeser Mariendom zusammen, um beim „Fest der Jugend“ Pfingsten zu feiern – intensiv, lebendig und zutiefst geistlich.
Der Einstieg war erst mal ein Kulturschock: Der Nevigeser Dom – ein riesiger Betonbau mit schroffen Kanten, kühl und düster. Und doch: Wer sich auf ihn einlässt, entdeckt das Geniale. Architekt Gottfried Böhm wollte mit seinem Bau einen Platz mitten im Alltag schaffen, ein Bild dafür, dass Kirche nicht abseits, sondern mittendrin ist. Schon am Freitagabend war spürbar: Hier passiert etwas Besonderes. Nach der Ankunft und einem ersten gemeinsamen Gebet erzählte Adrian Schilling, Berater und Familienvater, sehr ehrlich von seinem Glaubensweg. Danach: Lobpreis, der direkt ins Herz ging – kraftvoll, fröhlich, frei. Und mittendrin: Jesus im Allerheiligsten. Wer wollte, konnte beichten – viele taten es. Ein Team in der Küche sorgte liebevoll dafür, dass niemand hungrig blieb. Und am Ende des Tages: Kuchen, Tee, Gemeinschaft.
Ein Fest des Glaubens
Der Samstag begann früh – und laut: Lobpreis, Tanz, Lachen, Tränen. Junge Menschen, die aus vollem Herzen sangen: „My God is alive – how could I keep it inside?“ Ein Höhepunkt: Der Impuls von Justin Arickal, der mit „POWER“ fünf Schlüssel zu einem geistlich erfüllten Leben weitergab: Persönliches Gebet, Offline-Zeiten, Wort Gottes, Eucharistie und Ruhe. Zur Mittagszeit wurde es ganz besonders: Vier junge Menschen empfingen das Sakrament der Firmung, eine davon zusätzlich Erstkommunion und Aufnahme in die Kirche – ein bewegender Moment für alle. Weihbischof Schwaderlapp zelebrierte die Messe, unterstützt von vielen Priestern – es war ein Fest des Glaubens. Workshops, Grillabend, Vigil – der Tag war randvoll, und doch leicht.
Am Sonntag dann der große Abschluss: Schwester Mary Lucy sprach in ihrem Zeugnis von der Kraft des Heiligen Geistes in unserem Alltag – ehrlich, tief, mitreißend. In der Festmesse feierten wir, was Pfingsten bedeutet: Gott schenkt sich selbst. Und dann kam der Moment der Lebensübergabe. Jugendliche knieten nieder, vertrauten ihr Leben dem dreifaltigen Gott an – berührende Stille, Tränen, Segen. Am Ende hieß es: „Geht hinaus, verkündet das Evangelium!“ Und genau das tun wir jetzt – mit Liedern auf den Lippen, Feuer im Herzen und dem Auftrag, weiterzutragen, was Gott in Neviges begonnen hat. DT/elih
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