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Ein Protest gegen die Versklavung des Menschen

Vor 1700 Jahren erklärte Kaiser Konstantin den Sonntag für arbeitsfrei. Auch heute sei der Sonntag „ein Geschenk des Christentums an die Welt“, sagt Bischof Alois Schwarz von St. Pölten, der Sprecher der „Allianz für den freien Sonntag“, im „Tagespost“-Interview.
Bischof Alois Schwarz
Foto: Diözese St. Pölten | Die Menschen seien im Druck der Leistungsgesellschaft geneigt, „den tief in unsere Herzen und unsere Kultur eingeschriebenen Rhythmus aus Arbeit und Ruhe zu vernachlässigen", meint Schwarz.
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Der arbeitsfreie Sonntag hat trotz Säkularisierung und rückläufigem Kirchbesuch weiter einen tragenden Sinn für die gesamte Gesellschaft. Im Interview mit der „Tagespost“ begründet dies der Diözesanbischof von St. Pölten und Sprecher der österreichischen „Allianz für den freien Sonntag“, Bischof Alois Schwarz, so: „Der Sonntag lässt uns die Kraft spüren, die uns durch die Woche begleitet und trägt. Es ist ein Tag der Heilung, der Heiligung, der Beziehungen, ein Tag, an dem wir es unserem Gott nicht vergessen, dass das Leben letztlich die Oberhand behält. Der Sonntag ist der Protest gegen die Versklavung des Menschen und die Ausbeutung der Schöpfung.“

Bischof Schwarz: Sonntag ist Geschenk des Himmels

Bischof Schwarz ist überzeugt: „Der Sonntag ist ein Geschenk des Himmels. Dieser Tag ist die größte Kostbarkeit unseres Gottes, der möchte, dass wir leben und aufatmen, dass wir uns in Auferstehung einüben, um ihn dann in einer letzten Fülle für immer umarmen zu können. Der Sonntag ist ein Geschenk des Christentums an die Welt.“ Die Welt brauche solche Zeichen. Als Bischof sei er froh und dankbar, dass sich dafür seit vielen Jahren Allianzen geschlossen haben, so Schwarz.

Heute würden viele Argumente vorgebracht, um den Sonn- und Feiertagsschutz auszuhöhlen: „Die alles verändernde Kommunikationstechnologie, das Freizeitverhalten, die Individualisierung von Mobilität und Flexibilität, wirtschaftliche Interessen und ökonomische Betrachtungsweisen, das Zurückdrängen der Religion ins Private, die Steigerung der Wirtschaftsleistung und vieles mehr.“ Auch seien die Menschen selbst im Druck der Leistungsgesellschaft geneigt, „den tief in unsere Herzen und unsere Kultur eingeschriebenen Rhythmus aus Arbeit und Ruhe zu vernachlässigen“. Es brauche jedoch eine „synchronisierte Zeitstruktur, die es den Menschen ermöglicht, gemeinschaftlich zu handeln, soziale Beziehungen zu pflegen und für ein gutes Zusammenleben zu sorgen“.  DT/sba

Lesen Sie das Interview mit Bischof Alois Schwarz im vollen Wortlaut sowie einen ausführlichen Essay über die bedrohte Sonntagskultur in der kommenden Ausgabe der Tagespost.

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