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Dresdner Bistum: Kirchliche Unternehmen nur begrenzt stützen

Die Dresdner St.-Benno-Buchhandlung schließt endgültig. Gegenüber der Tagespost spricht sich das Bistum Dresden-Meißen für eine begrenzte Unterstützung christlicher Unternehmen aus. Wegen der Kündigung des Mietvertrags sei man überrascht.
Aus für St-Benno-Buchhandlung
Foto: Mattner | Das Bistum forderte neben dem fixen Quadratmeterpreis von 17,50€ eine Beteiligung an den Umsätzen oberhalb eines knapp kostendeckenden Freibetrags in Höhe von 22 Prozent.

Das Bistum Dresden-Meissen spricht sich in Bezug auf die Schließung der St.-Benno-Buchhandlung in Dresden für eine begrenzte Unterstützung christlicher Unternehmen aus. "Das Bistum hält es, insbesondere im Interesse der Kirchensteuerzahler und angesichts der durchaus angespannten finanziellen Situation nicht weniger kirchlicher Körperschaften für geboten, die Stützung auch von christlich orientierten Unternehmen, höchstens im unbedingt erforderlichen Umfang vorzunehmen", so der Pressesprecher des Bistums, Michael Baudisch, auf Anfrage der Tagespost. 

Anfang der Woche hat das Bistum Dresden-Meißen die endgültige Schließung der St.-Benno-Buchhandlung bekanntgegeben. Die katholische Buchhandlung hatte bereits im September aufgrund der schlechten Branchensituation des stationären Buchhandels und der hohen Mietzahlungen gekündigt, welche für die Ladenräume im Bischofshaus anfallen. Nachverhandlungen mit der Diözese hatten keinen Erfolg.

Kündigung kam überraschend

Das Bistum zeigt sich wegen der Kündigung des Mietvertrags jedoch überrascht. Bis zum 23. Dezember hätten sich die Verhandlungen lediglich um einen neuen Mietvertrag gehandelt. Auf seiner Homepage weist das Bistum darauf hin, dass man der Inhaberin entgegenkam: Die fixe Miete sollte um 30 Prozent reduziert, eine Umsatzbeteiligung eingeführt werden. Die Reduzierung der fixen Miete habe die Inhaberin der Buchhandlung, Christiane Königsmann, als "starkes Entgegenkommen" empfunden. "Die dann geforderte Umsatzbeteiligung hätte aber gerechnet anhand der Zahlen von 2018 sogar eine Mieterhöhung bedeutet. Mit Blick auf die baulichen Mängel war keine Einigung in Sicht.“ Baudisch hingegen beteuert, dass die Unternehmerin die umsatzabhängige Mietkomponente selbst angeboten habe. "Die fixe Miete im Angebot des Bistums entsprach exakt dem Vorschlag." 

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Das Bistum forderte neben dem fixen Quadratmeterpreis von 17,50 Euro eine Beteiligung an den Umsätzen oberhalb eines knapp kostendeckenden Freibetrags in Höhe von 22 Prozent. In Anbetracht der branchendurchschnittlichen Mietquote von 4,4 Prozent hätte die Miete dann je nach Umsatz bei einem 1,5- bis 5-fachen der marktüblichen Mietquote gelegen. „An einem Gotteslob verdient die Buchhandlung 25 Prozent des Verkaufspreises: Davon hätte ich 3 Prozent behalten dürfen, die restlichen 22 Prozent hätte das Bistum bekommen – bei vielen anderen, vor allem christlichen Büchern ist es ähnlich“, sagt Königsmann. Auch Großaufträge mit Mengenrabatt wie die Schulbuchbestellung des katholischen Benno-Gymnasiums wären so zum Verlustgeschäft für sie geworden. 

Online-Handel nicht kostendeckend

Der geplante Aufbau eines Online-Handels hätte ebenfalls nicht kostendeckend erfolgen können. Der Leiter der Liegenschaftsabteilung des Bischöflichen Ordinariates habe ihr geraten, das wirtschaftlich wenig attraktive christliche Sortiment zu reduzieren und das Angebot des Ladens an Gewinnspannen zu orientieren. „Auf meinen Einwand, dass ich mir das nicht unter einer katholischen Buchhandlung vorstelle, erwiderte er, ich müsse das als Geschäftsfrau sehen.“ Baudisch bezeichnet die Aussage als unzutreffend.  Das Bistum sei vielmehr bestrebt gewesen, die St.-Benno-Buchhandlung in ihrer Charakteristik als Mieterin zu halten. Das würde sich beispielsweise daran zeigen, dass die Miete seit 2004 nicht angehoben worden sei, obwohl sie weit unter den ortsüblichen Mieten gelegen habe.

Nicht verstehen kann Königsmann, weshalb die MDG als unabhängige Beratungsstelle der katholischen Kirche für Medien-Dienstleistungen seitens des Bistums nicht einbezogen wurde. „Ich habe mehrfach darauf gedrungen, da diese Stelle den Buchhandel wie auch unsere Zahlen kennt und Vermittlung ausdrücklich angeboten hat, aber mir wurde gesagt, dass die Branchenzahlen nicht der Maßstab seien könnten – warum auch immer“, sagt die Inhaberin. Auch Branchenberater haben ihr schließlich vom Vertragsangebot des Bistums abgeraten. „Dass das Bistum das Kompromiss-Angebot nun als so entgegenkommend darstellt, ist aus meiner Sicht nicht richtig“, sagt Königsmann, wünscht dem Bistum aber alles Gute – und einen finanzstarken Nachmieter.

Das Bistum selbst meint , dass es nun  die Vermietung an ein Unternehmen anstrebe, "das inhaltlich zur katholischen Kirche passt". Auf die Frage, ob der katholische Buchhandel in der Diözese auch künftig präsent sein solle, entgegnete Baudisch: "Die Fortführung katholischen Buchhandels in Dresden würde durch das Bistum selbstverständlich begrüßt. Allerdings wird es sich selbst nicht unternehmerisch betätigen."

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