Der Augsburger Bischöfe Bertram Meier hat am Sonntag mit Blick auf die Weltsynode vor einem „Chauvinismus der Wahrheit“ und extremen Haltungen gewarnt. „Gerade wenn es um die Erneuerung der Kirche geht oder der Kurs zur Debatte steht, den die Kirche in Zukunft nehmen soll, ist das rechte Maß von großer Bedeutung“, predigte der Bischof bei einem Gottesdienst in der Kirche des Campo Santo Teutonico im Vatikan. Die Verantwortung der Deutschen bestehe darin, sich „einzubringen und in der Einheit zu bleiben“.
Weiter führte er aus: „Wir sind nicht die ,Kirchenbastler', die sich das Haus Gottes nach selbst gemachten Plänen zurechtzimmern. Der Mensch denkt, und Gott lenkt.“ Das müsse beachtet werden, wenn man Konzepte für die Zukunft der Bistümer und Gemeinschaften entwickeln wolle.
"In den Mantel der Wahrheit“ helfen
Meier rief zum Weg einer „radikalen Mitte“ auf, die nicht Mittelmäßigkeit anvisiere, sondern Gegensätze einschließe und zum Wesentlichen entschlossen sei. Andernfalls bestehe die Gefahr, im Kampf gegen Missstände „zu Fanatikern zu werden“. Die Wahrheit lasse sich niemandem aufzwingen, so Meier weiter, vielmehr müssten Christen einander „in den Mantel der Wahrheit“ helfen.
Zu den Kontroversen und Spannungen in der Versammlung in Rom sagte der Bischof, dass diese immer höflich ausgetragen worden seien. Ihm zufolge wandelt sich Geografie der Kirche und relativiert sich die europäische Kirche. „Im Netz der Weltkirche ist die Kirche in Deutschland ein kleiner Knoten, der beachtet wird“, so Meier, der nach einer Corona-Erkrankung nun wieder an der Weltsynode in Rom teilnehmen kann.
Die Versammlung der Weltsynode in Rom hat am 4. Oktober begonnen und geht am kommenden Sonntag zu Ende. Geplant sind im Anschluss kontinentale Treffen, bevor die Beratungen in Rom im Oktober 2024 wieder aufgenommen werden. DT/dsc
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