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Absoluter Gesprächsbedarf

Die Kirche in Deutschland droht auseinanderzufliegen. Da hat Rom keine Wahl: Man muss sich mit den Bischöfen zusammensetzen. Weitere Papiere nutzen nichts.
Homosexuelles Paar feiert Segnungsgottesdienst
Foto: Christoph Schmidt (dpa) | Es ist höchste Zeit, dass Papst und Kurie mit deutschen Bischöfen sprechen. Man muss es so allgemein formulieren.

Egal, was am kommenden Montag passiert, wenn die „Segnungen für Liebende“ nicht nur die Zeit einer neuen Sexualmoral in der Kirche einläuten wollen, sondern auch die Glaubenskongregation in Rom einen richtigen Denkzettel erhalten soll. Und egal was dann an den Kommunionbänken bei den katholischen Messfeiern geschieht, die am Wochenende darauf in das Netz des dezentral begangenen Ökumenischen Kirchentags eingebunden sind: Es ist höchste Zeit, dass Papst und Kurie mit deutschen Bischöfen sprechen. Man muss es so allgemein formulieren. 

Unkenrufe vom „deutschen Schisma“

Ob Franziskus alle deutschen Oberhirten nach Rom einlädt, wie er es mit den Chilenen tat. Oder ob eine Gruppe von Bischöfen Gespräche in den einzelnen Dikasterien führt und sich am Ende mit Franziskus zusammensetzt – das spielt alles keine Rolle. Wichtig aber ist, dass jetzt alles auf den Tisch kommt, was die Unkenrufe von einem „deutschen Schisma“ nicht verstummen lässt, und der Papst das tut, was der Auftrag des Petrus ist: seine Brüder im Glauben zu stärken.

Keine römische Vogel-Strauß-Politik

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Gerade das „Responsum“ der Glaubenskongregation zu den Paarsegnungen hat gezeigt, dass Papiere aus Rom den deutschen Laden Kirche nicht mehr zusammenhalten können. Ganz im Gegenteil. Wenn selbst Bischöfe darauf von oben herab nur so reagieren, als sei das ein „römischer Beitrag“, der in die synodalen Prozesse in Deutschland einfließen werde, ist es höchste Zeit, sich auf Augenhöhe gegenüberzusetzen. Und wenn man nördlich der Alpen tönt, man habe doch gar nichts gegen die universale Kirchengemeinschaft, die Weltkirche sei schließlich eingeladen, sich den deutschen synodalen Wegen anzuschließen, dann braucht es persönliche Begegnungen, um solche Überheblichkeiten auf den Boden der Tatsachen herunterzubrechen.

Alles andere wäre eine römische Vogel-Strauß-Politik. Es mag gut sein, dass Franziskus im Mai dazu aufruft, für mehr Gerechtigkeit auf den aufgeblähten Finanzmärkten der Welt zu beten. Aber in Deutschland brennt die Hütte. Da hat der Papst zunächst dafür sorgen, dass der deutsche Episkopat zur Einheit zurückfindet – auch zur Einheit mit Rom.

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