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Zahl der Papstwähler jetzt auf Rekordhöhe

Franziskus bestellt sein Haus: 18 neue Teilnehmer für ein mögliches Konklave. Die übergroße Mehrheit des „roten Senats“ besteht aus „Bergoglianern“.
Neue Kardinalserhebungen des Papstes
Foto: IMAGO/Evandro Inetti (www.imago-images.de) | Nach den neuen Kardinalserhebungen würden jetzt bei einer Papstwahl 137 Kardinäle in die Sixtinische Kapelle einziehen: eine Rekordhöhe für dieses Gremium, das in der Regel um die 120 Purpurträger umfassen sollte.

Papst Franziskus hat am Samstag einige wichtige Kardinalserhebungen vorgenommen und damit die Zahl der von ihm persönlich in den „roten Senat“ berufenen Papstwähler auf 99 erhöht. 29 Kardinäle, die jünger als 80 Jahre sind und an einem Konklave teilnehmen könnten, wurden von Benedikt XVI. in den erlesensten Männerclub der Welt berufen, neun noch von Johannes Paul VI. Insgesamt würden jetzt bei einer Papstwahl 137 Kardinäle in die Sixtinische Kapelle einziehen: eine Rekordhöhe für dieses Gremium, das in der Regel um die 120 Purpurträger umfassen sollte.

Den Kardinalsbirett erhielten drei Behördenleiter der Römischen Kurie: der aus den Vereinigten Staaten stammende Erzbischof Robert Francis Prevost OSA (67), Präfekt des Dikasteriums für die Bischöfe, und Erzbischof Claudio Gugerotti (67) Vatikan-Diplomat und Spezialist für die Orientalischen Kirche. Seit 2022 leitet er Dikasterium für die orientalischen Kirchen. Erzbischof Víctor Manuel Fernández (60) war bisher Erzbischof von La Plata in Argentinien, seit wenigen Wochen führt der frühere Rektor der Katholischen Universität von Argentinien das Glaubensdikasterium des Vatikans. 

Zwei Jesuiten sind dabei

Wieder hat Franziskus auch Jesuiten in das Kardinalskollegium berufen: Erzbischof Ángel Sixto Rossi SJ (64) leitet das Erzbistum Córdoba in Argentinien. Bischof Stephen Chow Sau-yan SJ (63), katholischer Oberhirte in Hongkong, war bis 2021 Provinzial der chinesischen Jesuiten-Provinz. Daneben erhielten die Hirten wichtiger Bischofssitze den Purpur: Allen voran Erzbischof Pierbattista Pizzaballa OFM (58), der Lateinische Patriarch von Jerusalem, sowie Erzbischof José Cobo Cano (57), der seit kurzem das Erzbistum Madrid führt, das mit 3,4 Millionen Katholiken eine der größten Diözesen der Welt ist. Erzbischof Luis José Rueda Aparicio (61) steht an der Spitze der Hauptstadtdiözese Bogotá in Kolumbien. Erzbischof Stephen Brislin (66) ist seit 2010 Oberhirte des Erzbistums Kapstadt in Südafrika, und Erzbischof Stephen Ameyu Martin Mulla (59) leitet seit vier Jahren das Hauptstadt-Bistum Juba im Südsudan, der Papst Franziskus besonders wichtig ist und den er Anfang Februar dieses Jahres besucht hat.

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Auch darüber hinaus hat Franziskus wieder einige Diözesen bedacht, die nicht unbedingt als „kardinalswürdig“ gelten: Erzbischof Protase Rugambwa (63) war von 2012 bis vergangenen März stellvertretender Sekretär der „Propaganda Fide“ und Präsident der Päpstlichen Missionswerke, jetzt steht er als Koadjutor-Erzbischof an der Spitze des Erzbistums Tabora in Tansania. Bischof Sebastian Francis (71) wurde 2012 von Benedikt XVI. an die Spitze des malaysischen Bistums Penang berufen und ist seit 2017 auch Vorsitzender der Bischofskonferenz von Malaysia, Singapur und Brunei. Bischof François-Xavier Bustillo OFMconv (54) ist Franziskaner-Minorit und Bischof von Ajaccio in Frankreich, Erzbischof Grzegorz Ryś (59) wirkt seit 2017 als Erzbischof von Łódź in Polen. 

Zwei verdiente Papst-Diplomaten erhielten jetzt die Kardinalswürde: Der Schweizer Erzbischof Emil Paul Tscherrig (76) hatte unter anderem langjährige Erfahrungen in Argentinien: Dort war er Nuntius, als Kardinal Jorge Mario Bergoglio 2013 zum Papst gewählt wurde. Erzbischof Christophe Pierre (77) gilt als einer der wichtigsten Vatikandiplomaten unter Franziskus. 2016 entsandte der Papst den Franzosen auf den wichtigen Posten in Washington.

Ein Weihbischof als Kardinal

Unter den neu ernannten Kardinälen gibt es auch einige Besonderheiten: Der portugiesische Bischof Américo Alves Aguiar (49) wurde als Weihbischof von Lissabon zum Kardinal befördert, er hatte sich bei der Planung und Vorbereitung des diesjährigen Weltjugendtags große Verdienste erworben. Lissabon hat jetzt zwei Papstwähler: den Erzbischof der Stadt und einen Weihbischof. Pater Ángel Fernández Artime SDB (62) ist seit 2014 der Generalobere der Salesianer Don Boscos und hat von 2009 bis 2023 in Buenos Aires gewirkt. Pater Artime hat bisher keine Bischofsweihe und dürfte diese nachholen lassen. 

Ehrenhalber erhielten zwei Erzbischöfe und ein Ordensmann den Purpur, dürfen aber aus Altergründen nicht mehr an einer Papstwahl teilnehmen. Es sind der italienische Erzbischof Agostino Marchetto (82), in der aktiven Zeit Vatikan-Diplomat und lange Jahre Sekretär im Päpstlichen Rat für die Migranten und Menschen unterwegs. Sodann Erzbischof Diego Rafael Padrón (84), er war bis 2018 Leiter der Erzdiözese von Cumaná in Venezuela und wirkt heute als Gemeindepfarrer. Und schließlich Pater Luis Pascual Dri OFMcap (96), Beichtvater im Marienheiligtum Nuestra Señora De Pompeya in Buenos Aires. Man nennt ihn wegen seiner Bekanntschaft mit Kardinal Bergoglio auch den „Beichtvater des Papstes“. Aufgrund seines hohen Alters konnte er jetzt nicht mehr zum Konsistorium nach Rom kommen.  DT/gho

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