Die am Montag veröffentlichte „Gesamtbewertung“ einer Umfrage unter Bischöfen zur Praxis der Alten Messe wirft einen Schatten auf das Pontifikat von Papst Franziskus. Wie die „Catholic News Agency“ (CNA) am Mittwoch berichtete, widerspricht die Entscheidung des im April verstorbenen Papstes, die überlieferte lateinische Liturgie massiv einzuschränken, den Ergebnissen dieser Befragung.
CNA beruft sich auf die renommierte Vatikan-Journalistin Diane Montagna, die am Montag die „Gesamtbewertung“ der Befragung veröffentlicht hatte. Sie schreibt: „Der bisher unveröffentlichte Text, der einen wesentlichen Teil des offiziellen Berichts der Glaubenskongregation über ihre Konsultation der Bischöfe zu Summorum Pontificum im Jahr 2020 darstellt, zeigt, dass ‚die Mehrheit der Bischöfe, die auf den Fragebogen geantwortet haben‘, erklärt habe, ‚dass eine Änderung der Gesetzgebung zu Summorum Pontificum mehr Schaden als Nutzen bringen würde‘.“
Weiter hieß es dort: „Jede Änderung – sei es durch Aufhebung oder Abschwächung des Motu proprios Summorum Pontificum – würde dem Leben der Kirche ernsthaft schaden, da sie die Spannungen, die das Dokument zu lösen geholfen hat, wieder aufleben lassen würde.“
Auch deutsche Bischöfe befürworteten Alte Messe
Montagna veröffentlichte auch eine Auswahl von Zitaten aus den Antworten der Bischöfe, die diese Aussagen stützen. Laut CNA gibt es zwei Rückmeldungen aus der Deutschen Bischofskonferenz (DBK). In einer hießt es, „das derzeitige Angebot an Messen und Zelebrationen in der Außerordentlichen Form“ entspreche „den pastoralen Bedürfnissen der Gläubigen. Die anfänglichen Konflikte um die Einführung von Messen in der außerordentlichen Form sind in den letzten Jahren friedlich beigelegt worden“. An anderer Stelle hätten die Bischöfe erklärt, dass sich „die bisherige Praxis [des Motu proprios Summorum Pontificum]“ bewährt habe und „aus pastoralen Gründen nicht geändert werden“ solle.
Franziskus dagegen habe unter Berufung auf dieselbe Umfrage argumentiert, die Antworten der Bischöfe zeigten, dass „die pastorale Absicht meiner Vorgänger“ die Einheit in der Kirche zu wahren oder zu ermöglichen, „oft schwer missachtet“ wurde und veranlasste mit dem Motu proprio „Traditionis custodes“ ein Verbot der Feier der überlieferten Liturgie. Die Alte Messe verhärte die Unterschiede, baue Gegensätze auf, „welche die Kirche verletzen und sie in ihrem Weg hemmen, indem sie sie der Gefahr der Spaltung aussetzen“, so Franziskus damals. Er schränkte die katholischen Messe nach dem Römischen Messbuch von 1962 ein.
Priester benötigen Erlaubnis für Messfeier nach Altem Ritus
Seitdem gilt: Wer nach Veröffentlichung von „Traditionis custodes“ im Jahr 2021 zum Priester geweiht wurde, darf die überlieferte Messliturgie ohne ausdrückliche Erlaubnis des Vatikan nicht feiern. Alle anderen Priester benötigen die Erlaubnis des Diözesanbischofs, auch wenn sie zuvor bereits Messen nach dem Alten Ritus zelebrierten.
Während sich in Deutschland in der Praxis kaum etwas geändert hat, zerstörte das päpstliche Edikt Pfarreien in den USA und in Frankreich, in denen Messen nach dem Alten Ritus gepflegt wurden. Grundsätzlich erfährt die Messe nach dem römischen Ritus großen Zuspruch. Besonders immer mehr junge Menschen finden dort ihr geistliches Zuhause.
Die Vorgänger von Franziskus haben die Alte Messe positiv hervorgehoben. Benedikt XVI. veröffentlichte 2007 das Motu proprio „Summorum Pontificum“, das die Verwendung der überlieferten liturgischen Bücher erlaubte. Dieses Missale sei „nie rechtlich abrogiert“ worden und blieb „insofern im Prinzip immer zugelassen“, schrieb er. „Was früheren Generationen heilig war, bleibt auch uns heilig und groß; es kann nicht plötzlich rundum verboten oder gar schädlich sein. Es tut uns allen gut, die Reichtümer zu wahren, die im Glauben und Beten der Kirche gewachsen sind und ihnen ihren rechten Ort zu geben.“ DT/dsc
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