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„Steckt das Schwert in die Scheide“

Papst Leo: Funken der Hoffnung für das Heilige Land und Schmerz über die Ukraine – Rosenkranz-Gebet für den Frieden mit der Marien-Statue von Fatima.
Papst Leo und Erzbischof Rino Fisichella
Foto: IMAGO/Evandro Inetti (www.imago-images.de) | Papst Leo und Erzbischof Rino Fisichella stellen am Samstag beim Rosenkranz-Gebet für den Frieden vor der Muttergottes von Fatima eine eigens für dieses Anlass angefertigte Goldene Rose auf.

Hoher Besuch in Rom: Die Statue der Muttergottes von Fatima war dabei, als Zehntausende von Pilgern gemeinsam mit Papst Leo am Samstag und Sonntag das Jubiläum der marianischen Frömmigkeit gefeiert haben. Ein dichtes Programm, dem ebenfalls ein überaus lebendiges Jubiläum des gottgeweihten Lebens vorausgegangen war. Vor allem waren es junge Ordensfrauen aus aller Welt, die der Feier ein Gesicht gegeben hatten und am Freitag in ausgelassener Stimmung mit Papst Leo bei einer Audienz zusammenkamen.

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Erst am vergangenen Donnerstag hatte der Vatikan das erste Apostolische Schreiben von Leo XIV. vorgestellt. Doch dann füllten Massen von Menschen das päpstliche Rom mit Leben und wischten ein wenig den Nachhall von „Dilexi te“ beiseite. Ein Höhepunkt: das feierliche Rosenkranzgebet des Papstes für den Frieden am Samstagabend auf dem Petersplatz

Nicht Abschreckung, sondern Dialog

Und bei diesem Friedensgebet, das mit einer eucharistischen Anbetung auf dem Sagrato vor dem Petersdom endete, lancierte der Papst einen der vielen, teils auch politischen Appelle der letzten Tage. „Unter den Worten Jesu, die wir nicht fallen lassen wollen, hallt heute, in dieser Gebetsvigil für den Frieden, eines besonders nach; das Wort, das er im Garten Getsemani an Petrus richtete: ,Steck‘ das Schwert in die Scheide!‘“, sagte Papst Leo in seiner Ansprache, wobei er die Worte wiederholte, die er am Abend seiner Wahl ausgerufen hatte: „Der Friede ist unbewaffnet und entwaffnend. Er ist keine Abschreckung, sondern Geschwisterlichkeit, kein Ultimatum, sondern Dialog. Er wird nicht als Ergebnis von Siegen über den Feind kommen, sondern als Ergebnis der Aussaat von Gerechtigkeit und mutiger Vergebung.“

Die Weisung Jesu an Petrus, das Schwert in die Scheide zu stecken, sei gerade heute ein Wort, „das sich an die Mächtigen dieser Welt richtet, an diejenigen, die das Schicksal der Völker lenken: Habt den Mut zur Abrüstung! Und es richtet sich zugleich an jeden von uns, damit uns immer bewusster wird, dass wir für keine Idee, für keinen Glauben und für keine Politik töten dürfen. Als Erstes müssen wir unser Herz entwaffnen, denn wenn in uns kein Frieden ist, werden wir auch keinen Frieden stiften.“

Appelle zu Gaza und der Ukraine

Beim Gebet des Angelus am Sonntag wurde Leo XIV. nochmals deutlicher, indem er direkt den Waffenstillstand im Gazastreifen ansprach: „In den letzten Tagen hat das Abkommen über den Beginn des Friedensprozesses einen Funken Hoffnung im Heiligen Land entzündet. Ich ermutige die beteiligten Parteien, den eingeschlagenen Weg mutig fortzusetzen, hin zu einem gerechten, dauerhaften Frieden, der die legitimen Bestrebungen des israelischen und des palästinensischen Volkes respektiert. Zwei Jahre Konflikt haben überall Tod und Ruinen hinterlassen, vor allem in den Herzen derer, die auf grausame Weise Kinder, Eltern, Freunde, einfach alles verloren haben. Mit der ganzen Kirche bin ich euch in eurem unermesslichen Schmerz nahe. Heute gilt die Zuneigung des Herrn vor allem euch, die Gewissheit, dass er auch in der dunkelsten Nacht immer bei uns bleibt: ,Dilexi te – Ich habe dir meine Liebe zugewandt‘. Bitten wir Gott, in dem allein die Menschheit Frieden finden kann, alle Wunden zu heilen und mit seiner Gnade dabei zu helfen, das zu vollbringen, was menschlich gesehen derzeit unmöglich erscheint: wiederzuentdecken, dass der andere kein Feind ist, sondern ein Bruder, auf den man blickt, dem man vergeben und dem man die Hoffnung auf Versöhnung anbieten soll.“

Nach diesen Worten einer gewissen Zuversicht kam Leo XIV. aber auch auf den anderen großen Krieg zu sprechen: „Mit Schmerz verfolge ich hingegen die Nachrichten über die neuen, gewalttätigen Angriffe, die verschiedene Städte und zivile Infrastrukturen in der Ukraine getroffen haben, wodurch unschuldige Menschen, darunter auch Kinder, ums Leben gekommen sind und sehr viele Familien ohne Strom und Heizung zurückgelassen wurden. Mein Herz ist voller Mitgefühl für das Leid der Bevölkerung, die seit Jahren in Angst und unter Entbehrung lebt. Ich erneuere meinen Appell, der Gewalt ein Ende zu setzen, die Zerstörung zu stoppen und sich für Dialog und Frieden zu öffnen!“

Eine goldene Rose für Maria

Um die 30.000 Pilger aus etwa 100 Ländern waren an diesem Wochenende dabei, als im dichten Programm des Heiligen Jahrs die Gottesmutter – und ganz sichtbar die Madonna von Fatima – im Mittelpunkt standen, darunter Rektoren und Mitarbeiter von Wallfahrtsorten sowie Mitglieder von Bewegungen, Bruderschaften und verschiedenen marianischen Gebetsgruppen. Nach einer Messe in der Kirche Santa Maria in Traspontina an der Via della Conciliazione am Samstagfrüh zogen die Pilger am Nachmittag mit der Fatima-Madonna in Prozession von Santa Maria in Traspontina zum Petersplatz. Schweizergarde und die Gendarmerie des Vatikans begleiteten die Statue bis zur Altarinsel vor der Basilika.

Zu Beginn des Rosenkranz-Gebets übergab der Papst der Muttergottes aus dem portugiesischen Heiligtum eine goldene Rose, die die Firma „Diego Serpone” aus Neapel eigens zu diesem Anlass angefertigt hatte. Erzbischof Rino Fisichella, der Organisator des Heiligen Jahrs, stellte die Rose vor der Statue auf. Jedes Gesätz des Rosenkranzes wurde von der Lesung eines Abschnitts aus dem achten Kapitel von „Lumen Gentium“ begleitet, jenem Dokument des Zweiten Vatikanischen Konzils, das sich mit der Rolle der seligen Jungfrau Maria im Geheimnis Christi und der Kirche befasst.  DT/gho

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