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Franziskus warnt vor falschem Fortschritt

In Ungarn kritisiert der Papst das unzureichende Freiheits-Verständnis von Kommunismus und Konsumismus.
Franziskus bei der heiligen Messe auf dem Kossuth Lajos Platz
Foto: IMAGO/Vatican Media (www.imago-images.de) | Päpstlicher Segen und mahnende Worte: Franziskus bei der heiligen Messe auf dem Kossuth Lajos Platz.

Eine deutliche Kritik am technokratischen Machbarkeitsdenken, am radikalen Individualismus und am Kapitalismus äußerte Papst Franziskus in seiner letzten Rede in der ungarischen Hauptstadt Budapest am Sonntagnachmittag. „Ich möchte über die Anmaßung des Seins und des Habens nachdenken“, sagte er unter Bezugnahme auf den apokalyptischen Roman „Der Herr der Welt“ von Robert Benson, den er als „prophetisches Buch“ würdigte. Hier werde „im Namen des Fortschritts alles vereinheitlicht“ und Religion durch einen neuen Humanitarismus aufgehoben. In dieser gefühllosen Welt, die Benson beschreibt, scheine es naheliegend, die Euthanasie anzuwenden und die Verschiedenheit der Sprachen und Kulturen abzuschaffen.

Die Kultur diene jedoch der Kultivierung des Menschen, sagte der Papst bei seiner Begegnung mit Vertretern der Wissenschaft und der Kultur an der katholischen Peter-Pazmany-Universität in Budapest, die auch eine umfangreiche Zusammenarbeit mit akademischen Einrichtungen des Nahen Ostens, insbesondere Syriens, pflegt. Franziskus zitierte den von ihm verehrten Theologen Romano Guardini über die beiden Weisen des Erkennens: die einfühlsame, demütige und die beherrschende. „Am Anfang der Philosophie steht das Staunen“, so Papst Franziskus. Mit einem demütigen Herzen sei nicht nur der Berg des Herrn zu erklimmen, sondern auch jener der Wissenschaft. „Die großen Intellektuellen sind bescheiden.“

Wider die Selbstgenügsamkeit

Die Menschen dürften nicht den Moden des Augenblicks ausgeliefert sein, meinte der Papst. „Wer die Kultur liebt, hat nie das Gefühl, am Ziel angekommen zu sein. Diese Person forscht und hinterfragt, riskiert und erkundet, sie weiß, wie sie aus den eigenen Gewissheiten heraustreten kann.“ Der Papst dankte der Peter-Pazmany-Universität dafür, dass sie sich für andere Kulturen und Studierende fremder Länder öffne und ihr Wissen teile: „Der Andere ist wie ein Spiegel. Er bringt mich dazu, mich selbst zu erkennen.“ Die Anmaßung der Selbstgenügsamkeit müsse gezügelt werden.

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Franziskus kritisierte den Kommunismus und den Konsumismus, die beide „eine falsche Vorstellung von Freiheit“ hätten. Es sei einfach, von den Grenzen, die dem Denken im Kommunismus auferlegt werden, dahin zu gelangen, dass es gar keine Grenzen gebe, wie der Konsumismus lehre: „von der gehemmten Freiheit zur hemmungslosen Freiheit“. Die Universität solle demgegenüber eine fruchtbare Baustelle des Humanismus und ein Labor der Hoffnung sein. (DT/sba)

Lesen Sie einen ausführlichen Bericht über den Papstbesuch in Ungarn am Donnerstag in Ihrer „Tagespost“.

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