Kommt der nächste Papst aus Afrika? Klar ist nun jedenfalls, dass einer der 16 afrikanischen Kardinäle keinerlei Ambitionen hat, Nachfolger Petri zu werden: der 72-jährige Salesianer Cristóbal López Romero, Erzbischof von Rabat in Marokko, sagte nach einem Bericht der italienischen Tageszeitung „il messagero“ scherzhaft, er werde „nach Sizilien fliehen“, wenn er gewählt würde.
Demzufolge wurde Romero mit der Behauptung konfrontiert, er gehöre im kommenden Konklave zum Favoritenkreis, worauf er antwortete: „Wenn ich die Gefahr sehe, im Konklave gewählt zu werden, werde ich fliehen und Sie finden mich in Sizilien“. Er habe „absolut keine Ambitionen“ und könne sich „niemals in dieser Rolle vorstellen“. Mehr noch: Der Wunsch, die Kirche als Papst zu regieren, sei „ein Zeichen für ein psychologisches Problem im Kopf oder ein Unwohlsein im Herzen“. Papst werden zu wollen, zeige, „dass man nicht versteht, was das Amt mit sich bringt, oder dass man von Machthunger getrieben ist“.
Niemand in der Kirche erkläre sich zum Kandidaten
Unterstellt Romero seinen Kardinalskollegen damit unlautere Motive? Nicht unbedingt: So sagte Romero auch, niemand in der Kirche erkläre sich – anders als die „Möchtegern-Führungskräfte“ in der Politik – zum Kandidaten. Das Papstamt sei ein Dienst, den man nur leiste, wenn man darum gebeten werde. Daher könne auch er im Falle seiner Wahl nicht ablehnen. „Aber es zu wünschen, es zu suchen... nein. Das gibt es bei uns nicht, auch wenn viele das nicht wahrhaben wollen.“
Der gebürtige Spanier ging als Salesianer 2003 nach einer Zwischenstation in Paraguay nach Marokko, war dann zwischen 2011 und 2017 wieder in Lateinamerika und in Spanien, bevor Papst Franziskus ihn 2017 zum Erzbischof von Rabat ernannte. 2019 wurde er Kardinal. Erst vor einigen Tagen hatte sich Romero bereits gegenüber Radio Vatikan zum Konklave geäußert und gesagt, die Papstwahl sei eine „menschliche, christliche, spirituelle Erfahrung“. Die Kardinäle aus allen Kulturen eine bei allen unterschieden ein gemeinsames Ziel: „Wir bezeugen die Vielfalt des Lebens, natürlich, aber aus dieser Vielfalt entsteht Einheit.“
Über den verstorbenen Franziskus sagte Romero, es bestehe kein Zweifel daran, dass sein Erbe „unvergesslich sein wird und die Kirche in den kommenden Jahrzehnten orientieren wird“. Nicht, weil es von Franziskus komme, sondern weil er „uns in seinen Worten, in seinen Gesten, mit den Wurzeln in Kontakt gebracht hat, das heißt, mit dem Evangelium und mit Christus. Der Wert des Lehramts eines Papstes liegt nicht in seiner Person selbst, sondern in der Fähigkeit, das Evangelium in uns zu wecken, uns aus der Quelle des Evangeliums trinken zu lassen.“ (DT/jra)
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