Logo Johann Wilhelm Naumann Stiftung Vor fünfter Synodalversammlung

Sternberg verteidigt Synodalen Rat

Der Ex-ZdK-Präsident wiederholt seinen Wunsch nach Reformen und nennt drohendes Schisma den „dümmsten aller Vorwürfe“. Seine Nachfolgerin Stetter-Karp äußert sich kritisch gegenüber Rom.
Sternberg wiederholt seinen Wunsch nach Reformen
Foto: Bernd von Jutrczenka (dpa)

Wenige Tage vor Beginn der fünften Synodalversammlung hat der ehemalige Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Thomas Sternberg, das Vorhaben verteidigt, einen sogenannten Synodalen Rat einzuführen. Im Gespräch mit dem Portal „katholisch.de“ erklärte er, der Synodale Rat sei „eine Erweiterung der Gemeinsamen Konferenz von Laien und Bischöfe“, die es schon seit der Würzburger Synode vor rund 50 Jahren gebe. „Soll auch die künftig abgeschafft werden?“, fragte Sternberg.

Sternberg kritisiert Haltung des Vatikans

Der Synodale Rat sei zudem eine Erweiterung der synodalen Strukturen, die auf Ebene der Pfarrgemeinden und Bistümer mit den Pastoralräten bereits existierten. „Ist das alles Makulatur?“ so der ehemalige Ko-Präsident des Synodalen Wegs. Längst Makulatur ist nach Ansicht Sternbergs die Vorstellung, dass nur geweihte Amtsträger entscheiden könnten. „Dieses Konzept ist nicht zuletzt in Zeiten des katastrophalen Priestermangels nicht mehr aufrechtzuerhalten und wird in funktionierenden Räten längst nicht mehr durchgesetzt.“

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In Anspielung auf den Brief von fünf Bischöfe an den Vatikan, in dem diese die Frage stellten, ob sie an einem Synodalen Rat und einem diesen vorbereitenden Synodalen Ausschuss mitwirken müssten, übte Sternberg auch Kritik an Rom: „Es ist schon erstaunlich, dass man in Rom offenbar auf fünf Einzelmeinungen mehr hört als auf 220 Synodale, inklusive 63 Bischöfe.“ Der Vatikan hatte zuletzt mehrmals seine kritische Haltung zu mehreren Kernvorhaben des Reformprojekts des Synodalen Wegs deutlich gemacht. Dazu zählte jüngst auch das Verbot, auf diözesaner Ebene Synodale Räte zu errichten. 

Sternberg: Kein deutscher Sonderweg

Den Vorwurf, der Synodale Weg steuere auf ein Schisma der katholischen Kirche zu, wies Sternberg entschieden zurück. „Was in Frankfurt beschlossen wurde und wird, ist ganz sicher kein Schisma und hat auch nichts mit einem deutschen Sonderweg zu tun.“ Angesichts der „globalen Verantwortung der Katholiken in Deutschland und dem internationalen Echo“ sprach Sternberg in diesem Zusammenhang vom „dümmsten aller Vorwürfe“. Denn ein Synodaler Rat in Form einer kirchenrechtlichen Bischofssynode solle gar nicht etabliert werden. Vielmehr gehe es darum, auf der Ebene der Bischofskonferenz „die gleichen de facto demokratienahen Strukturen zu etablieren, wie sie auf Pfarrei und Diözesanebene in pastoralen und vor allem vermögensrechtlichen Fragen sehr oft funktionieren“, so Sternberg.

Kritik an der Haltung des Vatikans übte auch Sternbergs Nachfolgerin an der Spitze des ZdK, Irme Stetter-Karp. In der „Rheinischen Post“ erklärte sie am Montag: „Ich bin definitiv von Rom und der Weigerung enttäuscht, mit uns direkt zu sprechen. Das halte ich für keinen guten Stil, wenn gleichzeitig gegen uns immer wieder scharfe Geschütze aufgefahren werden.“ Ihrer Ansicht nach wäre es hilfreicher gewesen, wenn Rom das direkte Gespräch mit den Verantwortlichen des Synodalen Wegs gesucht hätte, anstatt nur über Briefe zu kommunizieren. Gerade die Inhalte dieser Briefe würden die vielen Missverständnisse belegen, die sich in Rom breit machten. „Ein Gespräch von Angesicht zu Angesicht hätte die Chance, viel unbegründetes Misstrauen abzubauen“, so Stetter-Karp. Bislang ist der Vatikan nicht auf den Wunsch eingegangen, neben Bischöfe auch Laienvertreter des Synodalen Wegs zu empfangen.

Auch Stetter-Karp wies den Vorwurf, der Synodale Weg steuere kurz vor seinem Abschluss auf ein Schisma zu, zurück. Niemand, der beim Synodalen Weg Verantwortung trage, suche „irgendeine Abspaltung“, so die 67-Jährige. Falls der Synodale Weg scheitern sollte, wäre dies „ein Scheitern nicht zuletzt für die deutschen Bischöfe selbst, wenn über einen Akt des Zwangs und des Gehorsams am Ende erreicht würde, einen Synodalen Rat zu verhindern“. Dies riefe mit Sicherheit „große Enttäuschungen“ hervor, so Stetter-Karp.

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