Man stelle sich vor: Der Papst fragt die Gläubigen auf dem Erdkreis zum Synodalen Prozess nach ihren Vorstellungen und Ideen für die Kirche von morgen, und in Deutschland antwortet fast niemand. Kein noch so knalliger Slogan „Sag's dem Papst“ - geschweige denn das PR-Konzept für den Synodalen Weg in Deutschland hat die übergroße Mehrheit der Kirchgänger davon überzeugt, dass sich die Umfrage lohnen könnte.
Marginales Selbstgespräch
Aus dem Bericht der Deutschen Bischofskonferenz zur Weltbischofssynode geht hervor, dass sich die Anzahl der Gläubigen, die sich an der Befragung zur Weltbischofssynode 2023 beteiligt haben, „im untersten einstelligen Prozentbereich“ bewege. Im Klartext: Die Antworten aus Deutschland repräsentieren mitnichten die Kirchgänger, erst recht nicht das Gottesvolk als solches, sondern eine Gruppe zwischen null und einem Prozent der Katholiken in Deutschland.
Ein marginales Selbstgespräch von Gremien, Verbänden, Haupt- und Ehrenamtlichen, wobei eine Frage unbeantwortet bleibt: Wie verteilen sich die Antworten innerhalb der Altersstufen? Der Synodale Prozess will Impulse für die Kirche der Zukunft geben; es läge folglich nahe, in einer Ortskirche wie Deutschland, in der das Gros der Kirchgänger älter als 70 Jahre ist, die Stellungnahmen der jungen Katholiken hervorzuheben.
Junge Leute fehlen
Doch angesichts einer scharf an der Nullgrenze liegenden Beteiligung bleibt gänzlich unklar, wo die Stimmen der Jungen zu verorten sind. In Frankreich und Spanien haben manche Bistümer die Courage gehabt, das Fiasko der Befragung unter jungen Katholiken einzugestehen und die Zahlen offengelegt. Das Ergebnis trifft offenbar auch auf Deutschland zu: Mit dem Synodalen Weg können Gremien Monologe führen, aber keine jungen Leute hinter dem Ofen hervorlocken.
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