Der amerikanische Theologe und Publizist George Weigel kritisiert in einem Beitrag für den „National Catholic Register“ den deutschen Synodalen Weg, insbesondere in der Frage der Frauenweihe. Anlass war ein Interview des US-Portals „The Pillar“ mit Frank Ronge, dem Leiter des Bereichs Glaube und Bildung im Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz und Koordinator des Synodalen Weges. Ronge hatte betont, dass die Diskussion über die Priesterweihe für Frauen offenbleiben sollte. Er forderte den Papst auf, diese Frage nicht abzuschließen, da sie gesellschaftlich weiter debattiert werde.
Weigel entgegnet darauf in seinem Beitrag, dass Papst Johannes Paul II. bereits 1994 im apostolischen Schreiben „Ordinatio sacerdotalis“ klargestellt habe, dass die Kirche keine Autorität habe, Frauen zum Priesteramt zuzulassen. Diese Entscheidung sei endgültig. Papst Franziskus habe eine Diakonweihe von Frauen von der Tagesordnung der derzeit stattfindenden römischen Synode gestrichen. Der Theologe fragt: „Warum hat der Synodale Weg das nicht akzeptiert?“ Weigel betont, dass diese Diskussion nicht erst jetzt aufgekommen sei, sondern seit Jahrzehnten geführt werde – und die Antwort bereits gegeben sei.
Weigel fordert ernsthafte Debatte über Rolle der Frau
Weigel verweist auf den Katechismus der Katholischen Kirche (Nr. 1593), der festlegt, dass das geweihte Amt in drei Stufen übertragen und ausgeübt wird. Deshalb „muss sich die Unfähigkeit der Kirche, Frauen zum Priesteramt zuzulassen, auch auf die beiden anderen Stufen – Diakonat und Episkopat – erstrecken.“
Zudem kritisiert der Theologe, dass der Synodale Weg und andere Teile der Kirche Lehramtsentscheidungen wie „Ordinatio sacerdotalis“ ablehnten, statt eine ehrliche Auseinandersetzung zu führen. Anstatt weiterhin Dialoge über bereits entschiedene Themen zu fordern, plädiert Weigel für eine ernsthafte Debatte über die Rolle der Frau als Evangelistin. Er fordert Reformen in Regionen der Kirche, in denen diese Rolle nicht ausreichend anerkannt werde.
Wurde die Missbrauchskrise instrumentalisiert?
Weigel hinterfragt auch die Ursprünge des Synodalen Weges. Ronge hatte erklärt, dieser sei als Reaktion auf die Missbrauchsskandale entstanden, die die Verkündigung des Evangeliums in Deutschland „unmöglich“ machten. Weigel weist darauf hin, dass die katholische Praxis in Deutschland bereits seit den 1960er Jahren rückläufig sei – lange vor der Missbrauchskrise, die 2010 öffentlich wurde.
In den USA habe die Missbrauchskrise zu „ernsthaften Reformen, nicht zuletzt in den Priesterseminaren“ geführt. Der Theologe fragt, warum dies in Deutschland nicht ebenso geschehen sei, und ob die Krise möglicherweise instrumentalisiert wurde, um eine neue „Modellkirche“ zu schaffen, die zur postmodernen Gesellschaft und Kultur besser passe.
Abschließend fordert George Weigel mehr Offenheit bezüglich der wahren Absichten des deutschen Synodalen Weges und dessen Vision für die Zukunft der katholischen Kirche.
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