Zum zweiten Mal hatten sich der Denver Erzbischof Samuel J. Aquila und der Vorsitzende des Nordischen Episkopats, Bischof Czeslaw Kozon, an Bätzing gewandt. Öffentlich. Und das ist gut so, denn Bätzing braucht Tacheles. Alle Sorgen in Bezug auf den Synodalen Weg, die zuletzt vor allem von Seiten des Weltepiskopats auf den Limburger Bischof niedergeprasselt sind, hat er von sich weggeschoben. Die Weltkirche die Nase voll von Beschwichtigungen. Immerhin steht die Einheit der Weltkirche am Abgrund.
Kommunikation der DBK
Was in Deutschland passieren werde, habe Auswirkungen auf andere Teile der Weltkirche, betont Aquila in seinem aktuellen Brief. Und das war noch eine der freundlicheren Formulierungen. Aquila sprach vor allem Klartext. Er hatte vor einem Jahr persönlich an Bätzing geschrieben, aber weder eine Antwort noch eine Empfangsbestätigung erhalten. Jetzt ist Schluss mit Warten und Nachsicht. Denn sowohl die brüderlichen Weckrufe der 74 US-Bischöfe als auch die Sorgenpost aus Skandinavien und Polen hatte Bätzing abgewunken: Keine Sorge, eure Befürchtungen in Hinblick auf den Synodalen Weg treffen nicht zu, war der Tenor seiner Antworten.
Weltkirche wird nicht gehört
Das kritisiert auch der Kopenhagener Bischof Kozon in seiner erneuten Stellungnahme: Stimmen aus anderen Ortskirche würden nicht gehört. Kozon hatte sich als Beobachter des Synodalen Weges mehrfach kritisch zu Wort gemeldet. Zuletzt gemeinsam mit dem Nordischen Episkopat. Vergeblich. Bätzing hört über alle Sorgen hinweg und bedient ständig das Totschlagargument „Missbrauchsaufarbeitung“, um den Synodalen Weg zu rechtfertigen, als wäre eine neue, menschengemachte Kirche vor Missbrauch gefeit.
Das Gegenteil ist der Fall. Wo nicht Christus der Hirte sein darf, fehlt die Wahrheit. Und ohne Wahrheit kann man jeden Maßstab ändern. Echte Reform führt zurück auf den Weg der Nachfolge und nicht zur grundlegenden Veränderung der Lehre der Kirche — was auf dem Synodalen Weg de facto passiert, während Bätzing die weltweiten communio zum Narren hält und ihr vorgaukelt, sich innerhalb der kirchlichen Lehre zu bewegen.
Schisma längst da
Der Limburger Bischof wird wohl heimlich gehofft haben, das Ausland würde sich mit derartigen verbalen Beruhigungspillen besänftigen und abspeisen lassen. Aber da hat er auf die falsche Karte gesetzt. Seine Beruhigungsversuche beunruhigen nur noch mehr. Entsprechend wächst von allen Seiten der Druck auf Bätzing und Konsorten. Sie können nicht mehr (tot)schweigen, beschwichtigen, Sorgenrufe aussitzen oder sich hinter Halbwahrheiten verschanzen. Jetzt ist Selbstreflexion gefragt. Echte Synodalität, und Zuhören.
Bätzing muss aus der Deckung kommen, sich der Kritik zum Synodalen Weg stellen, der Gefahr der Kirchenspaltung ins Auge blicken. Er ist eingekesselt — und das ausgerechnet von der weltweiten communio, von der er immer behauptet hat, sie selbstverständlich einbeziehen zu wollen (es aber nicht getan hat). Jetzt kann er zeigen, wie ernst es ihm wirklich ist mit der Einheit der katholischen Kirche. Und das umso mehr als ihn auch jemand aus den eigenen Reihen in die Knie zwingt — allerdings wohl unbeabsichtigt: Einer der prominentesten Theologen Deutschlands, der Freiburger Fundamentaltheologe Magnus Striet, widersprach ihm kürzlich als er sagte, das Schisma sei längst da, nur eben noch nicht „institutionell vollzogen“. Bätzing hatte den Vorwurf des Schismas immer vom synodalen Tisch gewischt — mit dem Erfolg, dass es ihm immer wieder aufgetischt wurde, zuletzt von Aquila und Kozon.
Welche Karte
Jetzt bestimmt das Ausland die Spielregeln. Die Frage ist, ob Bätzing darauf eingeht, welche Karte er als nächstes aus dem Ärmel zaubert: die regenbogenbunte mit parlamentarischer Kirche und Zeitgeist oder doch die gelb-weiße mit der Jesu Kirche und dem Heiligem Geist? Zückt er die rote Karte für Spaltung oder die rosafarbene für die Versöhnung? Winkt er mit Umkehr oder mit Abkehr? Die Weltkirche hat Bätzing mehrfach brüderlich die Hand gereicht. Jetzt kann man nur hoffen, dass er sie ergreift.
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