Bischof Georg Bätzing stellt „Fragen an die Weltsynode“. So der Titel seines Beitrags in der jüngsten Ausgabe der „Herder Korrespondenz“. Anhand der Abschluss-Synthese der jüngsten Bischofssynode im vergangenen Oktober in Rom und des Dokuments „Die Synodalität in Leben und Sendung der Kirche“ der Internationalen Theologischen Kommission aus dem Jahr 2018 diskutiert er synodales Zuhören, Reden und Entscheiden im Gegensatz zur hierarchischen Grundordnung der Kirche nach dem Ersten Vatikanum, „gewissermaßen als Erbe aus dem Zeitalter des Absolutismus“, und votiert natürlich für ein Kirchenmodell, das offen ist für „die Suche nach geeigneten Versammlungsformaten und Partizipationsverfahren, die eine ernstzunehmende Einbeziehung möglichst vieler in Beratungen und Entscheidungen ermöglicht“.
Klar, dass Bätzing unterstreicht, dass man „mit den Prozessen des Synodalen Wegs in Deutschland“ und mit den (an Beteiligung krankenden) Konsultationen im Vorfeld der jüngsten römischen Bischofssynode „bedeutende Schritte weitergekommen“ sei.
Macht, Zölibat, Frauen und Sex
Wie schon häufiger plädiert Bätzing für mehr „Demokratie neuzeitlicher Prägung“ in der Kirche. Die „Veränderbarkeit und Varianz von Elementen der kirchlichen Lehre“ sieht er zum Beispiel bei der Zölibatsverpflichtung für Priester gegeben. Ein besonderes Zeichen der Zeit sei auch „die Frage nach der veränderten Sicht auf die Rolle der Frau und deren Konsequenzen für die Kirche“.
Schließlich sei es wichtig, sich bei zentralen Fragen der christlichen Anthropologie mit den Ergebnissen und Erkenntnissen der (modernen) Wissenschaften auszusetzen. Da wären sie also wieder, die vier Foren des Synodalen Wegs mit den vier Themen „Macht“, „Priestertum“, „Frau“ und „neue Sexualmoral“. Die Botschaft Bätzings: Wollen Rom und die Weltkirche mit ihrem synodalen Prozess reüssieren, müssen sie eben vom Synodalen Weg in Deutschland lernen.
Die Jugend macht es vor
Nun mussten die deutschen Bischöfe erleben, dass auf ihren 2019 begonnen Synodalen Weg kein Aufbruch der Kirche deutscher Zunge folgte. Die Kirchenschmelze hat sich nur verschlimmert. Und die Bischöfe sehen jetzt, dass der Missbrauchsskandal der Evangelischen Kirche in Deutschland, in der alle Forderungen der vier Synodalforen längst Wirklichkeit sind, die Grundlage und die Ausgangsoptionen des Synodalen Wegs zertrümmert hat.
Die Weichen waren von Anfang an völlig falsch gestellt. Wo die Kirche kleine Aufbrüche erlebt und sich vor allem jungen Menschen um die Eucharistie versammeln, steht Jesus Christus im Mittelpunkt. Nicht Fragen der Partizipation und demokratischen Spielregeln in Entscheidungsgremien. Gerade in den vergangenen zehn Monaten hat es hoffnungsvolle Sammlungspunkte gegeben, wo Jugendliche wieder mit Freude ihren Glauben leben: die Pfingst-Festivals, der Adoratio-Kongress, Taizé, die MEHR-Konferenz in Augsburg. Dort steht Gott im Mittelpunkt, nicht ein demokratischeres Kirchen-Modell. Aber der Herr Vorsitzende der deutschen Bischofskonferenz will das nicht sehen.
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