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Gerl-Falkovitz: Bruch zwischen deutscher Kirche und Rom denkbar

Die Religionsphilosophin sieht Unterschiede zwischen Themen des Synodalen Weges und Antworten der Weltsynode – und rät zu Evangelisierung.
Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz: Bruch zwischen deutscher Kirche und Rom denkbar
Foto: Bjoern Haenssler | Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz ist Religionsphilosophin und leitet das Europäische Institut für Philosophie und Religion an der Philosophisch-Theologischen Hochschule Benedikt XVI. in Heiligenkreuz bei Wien.

Nach Ansicht der Religionsphilosophin Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz könnte es zu einem Bruch zwischen Rom und den Vertretern des Synodalen Weges in Deutschland kommen. Im Gespräch mit der „Herder Korrespondenz“ (Januar-Ausgabe) erklärt sie: „Es wird aber eine neue Generation nachwachsen, und sie ist schon da, sie war aber nicht zum Synodalen Weg eingeladen. Sie wird bei Rom – in der großen Bedeutung des Wortes – bleiben.“

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Auch zwischen den Debatten auf der Weltsynode, deren erste große Versammlung im Oktober stattfand, und den Themen des Synodalen Weges in Deutschland sieht Gerl-Falkovitz Unterschiede. Bei Vertretern des Synodalen Weges höre man zwar häufig die Behauptung, es gehe bei der Weltsynode um dieselben Antworten, wie sie in Deutschland schon gegeben worden seien. Jedoch sei bei anderen Teilnehmern aus aller Welt „der Versuch zu sehen, Antworten in einem viel weiteren Spielraum zu entfalten und auf die Weltkirche zu beziehen“.

Das Neue ist das gut vergessene Alte

Dazu gehörten laut Gerl-Falkovitz, die seit 2011 Vorstand des Europäischen Instituts für Philosophie und Religion (EUPHRat) an der Philosophisch-Theologischen Hochschule Heiligenkreuz bei Wien ist, vor allem Antworten auf Sexualität im Rahmen einer Theologie des Leibes. „Dann Antworten auf die Frage der Macht, von der sich die sakramentale Vollmacht deutlich unterscheidet; dann Antworten auf Frau- und Mannsein kraft der Erlösung.“ Das Verhältnis von Frau und Mann, so die Religionsphilosophin, sei tiefer zu beantworten als über Verteilung von Macht und Recht. Dieses Verhältnis sei nicht über Strukturen ausbuchstabiert.

Gerl-Falkovitz wörtlich: „Die Kirche ist im Ausschöpfen ihres eigenen Fundus damit nicht fertig; sie wird noch viel Altes und Neues aus der Schatztruhe des Evangeliums hervorholen, ohne Frau und Mann oder Priester und Laie auszutauschen.“

Auf die Frage, wie die Kirche darauf reagieren sollte, dass viele Menschen in Deutschland von zentralen katholischen Lehren und Inhalten nicht mehr überzeugt seien, antwortet Gerl-Falkovitz: „Durch Evangelisierung. Das Neue ist das gut vergessene Alte.“  DT/mlu

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