Fahrt, so nennen wir katholischen Pfadfinder der KPE (Katholische Pfadfinderschaft Europas) das, wenn wir mit einem 70-Liter-Rucksack bepackt durch die Lande ziehen. Im Rucksack drinnen ist alles, was man wirklich zum Leben braucht. Kein Handy, kein Kissen, kein drittes Hemd, kein extra Ballast, der nicht notwendig ist. Da lernt man die Einfachheit und Sparsamkeit lieben und all die Annehmlichkeiten, die wir im Westen so selbstverständlich nehmen, zu schätzen.
Für Tage kein festes Dach über dem Kopf, Wind und Wetter ausgesetzt, kein fließendes Wasser aus dem Hahn, sondern nur das, was die Natur an Quellen entspringen lässt oder andere Menschen uns geben. Keine zivilisierte Toilette, es sei denn, man kommt an einer vorbei. Und kein Supermarkt, wo mehr gekauft wird, als man braucht. Auf Fahrt wird nichts an Lebensmitteln verschwendet. Selbst die einfachsten Gerichte werden zum Hochgenuss.
Dankbarkeit für die kleinen Dinge
Nach einem langen Tag mit Wandern, Heiliger Messe, Rosenkranz, Katechese, Zelt Ab- und Wiederaufbau, Abendessen kochen, Feuerholz suchen, ist man einfach nur dankbar und erfüllt. Dankbar für die Isomatte und den warmen Schlafsack, die auf einen warten. Dankbar für das Zelt, das vor dem Regen schützt. Dankbar für das stärkende Mahl, das trotz seiner Einfachheit Zunge wie Gaumen erfreut und bei dem jeder Bissen bewusst genossen und nicht achtlos heruntergeschlungen wird.
Man lernt auf Fahrt, für so vieles dankbar zu sein! Für schlichte Dinge, auf die man im Alltag gar nicht achtet. Die Augen gehen auf. Man wird sehend. Sehend für die Schönheit der Natur, für die Liebeszeichen Gottes, für den Nächsten, für das eigene Leben. Jeden Tag gibt es stille Zeiten und Impulse, die zum Nachdenken und Reflektieren anregen. Beim Laufen wird der Kopf frei, die Sorgen und der Alltag werden hinter sich gelassen. Und dann erst die Freiheit von all den Dingen, die uns so oft ablenken und auch gerne mal als Überträger von Zeitverschwendung, Unfreiheit und Stress dienen: Handy, Computer, Fernseher, … stattdessen gibt es da die lustige und mindestens so unterhaltsame Gesellschaft mit anderen gläubigen und lebensfrohen Frauen, wo es nur so vor Fröhlichkeit, Kreativität und Echtheit strotzt! Und das alles trotz der vielen Dinge, die wir nicht haben.
Gottes wundervolle Vorsehung
Bevor Jesus seine Jünger in die Mission sandte, sagte er zu ihnen: „Nehmt nichts mit auf den Weg, keinen Wanderstab und keine Vorratstasche, kein Brot, kein Geld und kein zweites Hemd!“ (Lk 9,3) Die Jünger sollten lernen, Gott zu vertrauen, sich von ihm leiten und beschenken zu lassen. Genau das tun wir katholischen Pfadfinder, wenn wir auf Fahrt sind. Wir haben oft keine Absicherung. Zwar haben wir eine Wanderkarte und einen Plan, wo wir am Abend unser Zelt aufschlagen könnten. Aber nicht immer kommt alles so, wie wir es uns vorstellen. Doch Gott sorgt wunderbar.
Immer wieder spüren wir, wie er durch andere Menschen wirkt und uns reich beschenkt. Von einem Lagerplatz auf einer saftigen irischen Wiese bei einem Mass Rock mit einer Holy Well über eine Übernachtung bei einem spontanen, gastfreundlichen indischen Priester in Dublin, der uns großzügig mit indischem Chicken Biryani versorgte und von dem wir einen Crashkurs in Hindi bekamen, bis hin zu einem kurzen Zwischenstopp bei einer Presbyterianer-Gemeinde, wo wir nicht nur auf eine normale Toilette gehen konnten, sondern auch eine andere Konfession kennenlernten.
Gott beschenkte uns reich. Ganz zu schweigen von den guten Gesprächen mit den Menschen, denen wir auf unserer Fahrt begegneten und für die wir als junge Katholiken Zeugnis für Christus geben durften. Wenn wir uns Zeiten schaffen abseits des Alltagstrubels und uns ganz und gar Gott anvertrauen, dann wirkt er so beeindruckend klar in unserem Leben und so deutlich, dass es einfach nur zeigt, wie liebens- und lobenswert Gott ist. Wenn man voller Gottvertrauen lebt, dann ist das Leben das beste Abenteuer. Denn am Ende hat einer einen Plan, den besten Plan wohlgemerkt: Gott.
Die Autorin ist Schülerin.
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