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Der heilige Gerald von Sauve-Majeure

Gerald war nicht nur Abt, er lebte auch als Einsiedler und war Gründer zahlreicher Klöster, die als wichtige Zentren der Evangelisierung im Frankreich des 12. Jahrhundert galten.

Kürzlich berichtete diese Zeitung über die Ruinen der mittelalterlichen Benediktinerabtei Sauve-Majeure östlich von Bordeaux im Süden Frankreichs (DT 16. Februar). Drouve erwähnt die Gründung der Abtei, von der heute noch beeindruckende Bilderkapitelle erhalten sind, die „mit unglaublicher Intensität auf ihre Betrachter einstürzen“, im Jahr 1079 und weist darauf hin, dass „hier weder vom Grabmal des Abteigründers Gérard de Corbie noch von wertvollen Reliquien, die die Gläubigen verehrten, Spuren geblieben sind“.

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Spuren finden sich nur noch in der Hagiografie. Um 1140 wurde von einem namentlich nicht bekannten Mönch die Vita des Gründers verfasst, die ein halbes Jahrhundert später anlässlich seiner Heiligsprechung durch verschiedene Wunderberichte erweitert wurde. Im Martyrologium Romanum ist Gérard, zu deutsch Gerald, unter dem Datum des 5. April verzeichnet: „Im Kloster Sauve-Majeure in Aquitanien: der heilige Abt Gerald. Aus dem Kloster Corbie heraus wurde er zum Abt von Laon gewählt. Nach heiligen Pilgerreisen zog er sich in einen dichten Wald zurück.“

Unerwartete Heilung

Gerald wurde um das Jahr 1025 im nordfranzösischen Corbie geboren, das sich um das gleichnamige bedeutende Benediktinerkloster herum entwickelt hatte. Von seinen Eltern wurde er den Mönchen zur Erziehung anvertraut, trat dann in die Gemeinschaft ein und wurde von seinem Abt zum Cellerar ernannt. Damit bekleidete er einen verantwortungsvollen Posten in der Verwaltung der Klostergüter. Da er unter heftigen chronischen Kopfschmerzen litt, gegen die kein Arzt etwas ausrichten konnte, nahm sein Abt ihn im Jahr 1050 mit auf eine Reise zu Papst Leo IX. nach Rom, was sie mit einer Wallfahrt zu den Heiligtümern des Erzengels Michael auf dem Monte Gargano und des heiligen Benedikt in Monte Cassino verbanden, um Heilung zu erbitten.

Als diese auch nach der Rückkehr nach Corbie ausblieb, geriet Gerald aufgrund der anhaltenden Schmerzen in eine tiefe geistige Krise. Er bewältigte sie, indem er sich der ihm aufgetragenen Aufgabe widmete, die Kirche seiner Abtei, die durch ein Feuer beschädigt worden war, restaurieren zu lassen. Diese wurde am 27. August 1052 eingeweiht. Durch die Fürsprache von Adalhard von Corbie, der 1024 heiliggesprochen worden war, wurde Gerald schließlich doch von seinen Kopfschmerzen geheilt.

Von Abt zum Pilger

Als Dank verfasste Gerald eine Vita des ehemaligen Abtes und unternahm eine Pilgerreise ins Heilige Land. Auf der Rückreise machte er Halt in der nordfranzösischen Abtei Saint-Vincent de Laon, wo sein Bruder Rainer Abt war. Als dieser verstarb, wurde Gerald gebeten, ihm als Abt nachzufolgen. Fünf Jahre lang bemühte er sich um eine Neuordnung des Klosterlebens, aber die Mönche widersetzten sich seinen Reformbestrebungen, so dass er schließlich zusammen mit zwei Mönchen die Abtei wieder verließ.

Die drei schlossen sich mit einem Einsiedler und fünf Rittern zusammen und zogen zunächst als Pilger umher, in der Absicht, sich irgendwo niederzulassen, um ein Leben in Buße zu führen. So kamen sie nach Paris, Orleans, Tours und schließlich nach Poitiers, wo Wilhelm VIII., Herzog von Aquitanien und Graf von Poitou, die Gruppe kennenlernte und ihnen ein großes Waldstück im Gebiet um Bordeaux anbot, um hier ein neues Benediktinerkloster zu gründen.

Klostergründungen und wichtige Zentren der Evangelisierung 

So entstand die Abtei Sauve-Majeur, deren erster Abt Gerald wurde. Unter dem Einfluss der Reform von Cluny bildete sich eine starke Benediktinergemeinschaft heraus, die am 28. Oktober 1079 offiziell von dem neuen Kloster Besitz nahm.

In den folgenden Jahren gingen von Sauve-Majeur weitere Klostergründungen aus, so dass Gerald bereits am 28. Oktober 1094 ein erstes Generalkapitel von etwa zehn Klöstern einberufen konnte, die eine eigene Kongregation innerhalb des Benediktinerordens bildeten. Diese waren wichtige Zentren der Evangelisierung im Frankreich des 12. Jahrhundert. Gerald starb am 5. April 1095 in der Abtei Sauve-Majeur. Gut hundert Jahre später, am 27. April 1197, wurde er von Papst Coelestin III. heiliggesprochen.

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Claudia Kock Angelo Acciaiuoli Benediktinerabteien Benediktinerorden Mönche Päpste Äbtissinen und Äbte

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