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Was Mariä Lichtmess bedeutet

Die Darstellung des Herrn im Tempel: einer der vielen Feiertage, die sich mit bestimmten Bräuchen verbinden. So prägen sich die Feste dem Gedächtnis der Menschen ein.
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Foto: Wolfgang Radtke (KNA) | Darstellung Christi im Tempel am 2. Februar. Simeon hält das Christuskind. Hinter Simeon steht die Prophetin Hanna.

Dank Hollywood kennt mittlerweile auch hierzulande nahezu jeder den amerikanischen Murmeltiertag. Jährlich wird am 2. Februar überprüft, ob das Murmeltier seinen Schatten sieht oder nicht, mit anderen Worten, ob an diesem Tag die Sonne scheint oder nicht. Wenn ja, so gilt dies als Omen für weitere vier Wochen kalten Winters. Allerdings stammt dieser Brauch, wie so viele andere amerikanische Bräuche auch, nicht ursprünglich von dort, sondern wurde von deutschen Einwanderern in die Neue Welt importiert. Entsprechend ist eine alte deutsche Bauernregel überliefert: „Sonnt sich der Dachs in der Lichtmess-Woche, geht auf vier Wochen er wieder zu Loche“, geht also wieder in seinen Winterschlaf zurück.

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Ein Marienfest

Damit haben wir nun den Bogen zu dem eigentlichen Fest geschlagen, das traditionell am 2. Februar begangen wird: Mariä Lichtmess. Es gibt wohl kaum einen christlichen Feiertag, der unter so vielen unterschiedlichen Namen bekannt ist wie dieser. Offiziell wird er als Darstellung des Herrn“ betitelt und gilt dementsprechend auch als Herrenfest. Dennoch ist der Name „Mariä Lichtmess“ den meisten vertrauter, was auf ein Marienfest hindeutet. Manch einer kennt den Tag allerdings auch unter dem Namen „Mariä Reinigung“, was die Sache nicht gerade unkomplizierter macht. Worum genau geht es denn nun an diesem Tag?

Wenn wir uns auf den biblischen Ursprung des Festes besinnen, finden wir beim Evangelisten Lukas den Bericht darüber, wie das kleine Jesuskind am 40. Tag nach seiner Geburt – also am 2. Februar – von seinen Eltern in den Tempel gebracht wird, „um es dem Herrn darzustellen, wie im Gesetz des Herrn geschrieben ist: Jede männliche Erstgeburt soll dem Herrn heilig genannt werden“.

Nunc dimittis

Daher rührt also der Name „Darstellung des Herrn“. Zugleich galt eine Frau nach alttestamentlichem Gesetz aber 40 Tage nach der Geburt eines Sohnes als unrein, so dass es für Maria notwendig war, ein Reinigungsopfer darzubringen, was sie, wie Lukas berichtet, auch tat: sie opferte „ein Paar Turteltauben oder zwei junge Tauben“. Aus diesem Umstand wiederum leitet sich somit der Name „Mariä Reinigung“ ab. Von einer Lichterprozession oder ähnlichem ist bei Lukas allerdings nirgendwo die Rede. Wie kommt es also zu der Bezeichnung „Mariä Lichtmess“?

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Als Maria und Josef ihren Sohn zur Darstellung in den Tempel bringen, wartet dort ein frommer Mann namens Simeon, dem der Heilige Geist offenbart hat, „er werde den Tod nicht schauen, ehe er den Christus des Herrn gesehen habe“. Als er nun das Kind erblickt, nimmt er es in die Arme und stimmt den Lobgesang „Nunc dimittis“ an: „Nun lässt du, Herr, deinen Knecht, wie du gesagt hast, in Frieden scheiden. Denn meine Augen haben das Heil gesehen, das du vor allen Völkern bereitet hast, ein Licht, das die Heiden erleuchtet, und Herrlichkeit für dein Volk Israel“. Diese Lichtsymbolik führte dazu, dass sich schon früh rund um diesen Tag Lichterfeiern entwickelt haben, wie sie an vielen Orten bis heute zu sehen sind.

Das Licht für die Heiden erstrahlt

Auch die Segnung der Kerzen gehörte jahrhundertelang zum Brauchtum dieses Tages. Und da sich Feiertage vor allem durch die dazugehörigen Bräuche im Gedächtnis der Menschen halten, wird erklärlich, warum das Fest unter dem Namen „Lichtmess“ bekannt ist.

Ob zwischen der christlichen Lichtfeier und der lichtbezogenen Bauernregel ein Zusammenhang besteht, lässt sich heute nicht mehr feststellen. Eines ist allerdings sicher: Wie auch immer das Wetter am 2. Februar wird, das Licht für die Heiden erstrahlt hell am Himmelszelt.

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