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Das ist nun mal dein Job!

Wir gläubigen Katholiken brauchen Bischöfe, die sich in ihrer Treue zur Kirche nicht vom Weg abbringen lassen, auch wenn die Wölfe noch so laut heulen.
Roy Keane
Foto: Filip Singer (EPA) | Roy Keane sah es als seinen Jon an, seine Mannschaft zu motivieren. Wer motiviert die Katholiken?

Roy Keane ist eine Legende. Der gebürtige Ire feierte als Fußballer unter anderem große Erfolge mit Manchester United und war bekannt für seine Führungsstärke auf dem Platz. Er hatte die Fähigkeit, eine ganze Mannschaft aus der Lethargie zu reißen und selbst verloren geglaubte Spiele noch zu drehen. Mittlerweile ist Keane 50 Jahre alt und arbeitet als TV-Experte.

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Das ist sein Job

Die Fans lieben seine trockene, ungeschönte Art, Fußballspiele zu analysieren und dabei jede verfrühte Euphorie direkt wieder im Keim erstickt. „That‘s his job – das ist sein Job“, ist zu einem Lieblingssatz von Keane geworden. Ein junger Stürmer bringt trotz seines Alters bereits die Abgezockheit eines alten Hasen aufs Feld? Das ist sein Job, sagt Roy Keane unbeeindruckt. Der Torwart hat einen scheinbar unhaltbaren Ball gehalten? Das ist nun mal sein Job. Dieser Satz ist mittlerweile ein Running Gag unter Fans. Als der ehemalige Kicker ein gemeinsames Foto mit seiner betagten Mutter veröffentlichte und dazu schrieb „Sie ist der einzige Boss, auf den ich höre“, kommentierten über hundert Fans darunter: „Aber das ist nun mal ihr Job!“

Ich muss in diesen Tagen immer wieder an Roy Keane denken. Nicht nur, weil ich – wie der geneigte Tagespost-Leser längst gemerkt hat – mich viel zu oft in meine eigene Fußballwelt flüchte, um diesen seltsamen Zeiten wenigstens für ein paar Stunden zu entfliehen. Auch jetzt, da nach der dritten Synodalversammlung des umstrittenen „Synodalen Weges“ weitere Pflöcke eingerammt wurden, die eine Loslösung der Kirche in Deutschland von der Weltkirche nicht unwahrscheinlicher machen.

Betroffenheit 

Als Katholik, der von Kindesbeinen an miterlebt hat, dass sich die Kirche hier fast nur noch in Rückzugsgefechten befindet, macht mich vor allem die Betroffenheit betroffen, mit der unsere Hirten den Glaubensverlust in Deutschland betrauern. Zumal es häufig bei der Betroffenheit bleibt, statt Taten folgen zu lassen. Ich möchte nicht respektlos sein – jeder, der sich länger mit Bischöfen beschäftigt, wird schnell merken, dass sie um ihr Amt wahrlich nicht zu beneiden sind.

Die Bischofsweihe ist nicht etwa eine Belohnung für fleißige Priester, sondern ein schweres Kreuz, um das sich kein Mensch reißen sollte. Doch ich stelle fest, dass ich mittlerweile ungehalten reagiere, wenn ich mir die Betroffenheitsfloskeln mancher Hirten anhöre. Während die Austrittszahlen schwindelerregende Höhen erreichen und die Kirche den Menschen immer gleichgültiger wird, tut der „Synodale Weg“ das Seine dazu und erzeugt eine Dynamik, die die Möglichkeit einer Rückbesinnung auf die Botschaft Christi in den Evangelien im Keim zu ersticken scheint.

Das ist Ihr Job!

Und wie reagieren unsere Hirten? Im persönlichen Gespräch mit Bischöfen habe ich oft erlebt, dass sie Bedenken hinsichtlich des Synodalen Wegs teilen. Aber was will man machen, heißt es dann. Man habe doch ohnehin schon das halbe Bistum gegen sich (der anderen Hälfte ist man egal), deswegen müsse man halt Kompromisse eingehen, bevor sich wieder die Presse auf einen stürze. Na und, möchte man ihnen zurufen, „that‘s your job!“

Bischöfe brauchen das Gebet und die Unterstützung der Gläubigen – das ist unser Job. Wir wiederum brauchen Hirten, die sich in ihrer Treue zur Kirche nicht vom Weg abbringen lassen, auch wenn die Wölfe noch so laut heulen – Bischöfe, die wieder als Zeugen für Christus auftreten – das ist ihr Job.

Und Journalisten? Nun, die braucht keiner, sagen mir Freunde immer wieder. Ich kann in dieser Situation von außen zusehen, schreiben und schimpfen, ohne in der Haut eines Bischofs stecken zu müssen. Aber was soll ich sagen? Das ist nun mal mein Job.

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