Das Liborifest gilt in Paderborn als fünfte Jahreszeit. Es ist ein Volksfest, das in dieser Form wohl einzigartig ist. Ausgehend vom Dom ist die gesamte Innenstadt ein großes Festgelände. In der Tat ist der Dom der Mittelpunkt der Feier: Das Fest beginnt mit der Erhebung der Reliquien des Bistumspatrons Liborius, dem Liboritusch und der anschließenden lateinischen Vesper. Der neue Erzbischof von Paderborn, Udo Markus Bentz, zeigte sich schon im Vorfeld gespannt auf das Fest und überrascht von den Vorankündigungen.
Sichtlich berührt stellt der Paderborner Oberhirte bei seiner Begrüßung fest, dass niemand übertrieben hatte. Der Dom ist bis auf den letzten Stehplatz gefüllt. Das Motto des diesjährigen Liborifestes lautet: „So alt. So neu. So schön.“ Der Erzbischof deutet es in der Vesper so, dass man ohne Wissen um seine Tradition, seine Herkunft, nicht gut in die Zukunft kommen könne. Nach der Vesper geht es weltlich weiter. Am Marktplatz wird ein Fass angestochen und es ertönen drei Böllerschüsse. Damit ist dann auch der weltliche Teil des Festes eröffnet.
Bis zu zwei Millionen Besucher
Kirche, Kirmes, Kulinarisches und Kultur sind die prägenden Begriffe des Volksfestes, zu dem bis zu zwei Millionen Besucher in die westfälische Stadt kommen. Nicht nur im Dom, sondern auch in den umliegenden Kirchen gibt während der Festwoche geistliche und kulturelle Angebote. In der Bartholomäuskapelle, der ältesten Hallenkirche nördlich der Alpen, lädt die Berufungspastoral täglich zum Mittagsgebet ein. Im Dom gibt es täglich feierliche Messen und Anbetungsstunden. Die Kirmes erstreckt sich über den gesamten Liboriberg und bietet eine 1,6 Kilometer lange Kirmesmeile. Auf Bühnen in der Innenstadt gibt es Livemusik und vor dem Gymnasium Theodorianum und der Theologischen Fakultät liegt eine Fressmeile, die sich, ergänzt durch die örtliche Gastronomie, fast den gesamten Kamp hinunter erstreckt.

Nicht zu vergessen der Pottmarkt rund um den Dom, wo man sich mit allem Nötigen für den Hausstand eindecken kann. Einen kleinen Schatten warf eine Gewalttat auf das Fest. „Am gestrigen Liborisonntag“, teilte Erbischof Bentz in einer Pressemeldung mit, „kam es zu zwei sehr traurigen Ereignissen, die mich nachdenklich zurücklassen. Zum einen betrauern wir einen Todesfall - ein 71jähriger Mann erlitt bei einem gewaltsamen Streit tödliche Sturzverletzungen. Meine Gedanken und mein Gebet sind bei dem Verstorbenen und seinen Angehörigen.“ Zum anderen gingen Gerüchte um einen geplanten Anschlag durch die Presse. Das erwies sich zum Glück als unzutreffend.
Pontifikalamt und Prozession
Kirchlich geht das Fest wie immer am Sonntag weiter mit dem Pontifikalamt und der Prozession mit dem goldenen Reliquienschrein sowie dem Allerheiligsten durch die Innenstadt von Paderborn.
Der Montag beginnt mit einem Pontifikalamt, das der Nachfolger des Heiligen Liborius, der Bischof von Le Mans, Monsignore Jean-Pierre Vuillemin, zelebriert. Der Bischof spricht in seiner Predigt über seine Dankbarkeit für 1225 Jahre Bistum Paderborn und das Zeugnis, das die Christen in Paderborn immer wieder geben. Vuillemin appelliert daran, dazu immer wieder Christus in dem Mittelpunkt zu stellen. Alle Getauften wüssten, dass sich eine große Leere auftue, wenn der Glaube und das tiefe Gefühl der Zugehörigkeit zum auferstandenen Christus nachließen.
Weltkirche in Westfalen
Wie immer steht auch der weltkirchliche Gedanke beim Liborifest im Mittelpunkt. Der Bischof von Le Mans kommt zu jedem Liborifest. Zwischen den beiden Städten Paderborn und Le Mans besteht die älteste Städtepartnerschaft der Welt. Der „Liebesbund ewiger Bruderschaft“ hält seit Überführung der Reliquien des Heiligen ein festes Band zwischen den beiden Städten und Bistümern. Zahlreiche Bischöfe aus der Weltkirche nehmen jährlich am Liborifest teil. Als bischöfliche Gäste begrüßt Paderborn in diesem Jahr unter anderem aus Frankreich Bischof Grégoire Cador (Bistum Coutances), Bischof Olivier de Cagny (Bistum Evreux) sowie Abt Geoffroy Kemlin OSB aus der Abtei Saint Pierre in Solesmes. Aus Afrika, Asien, Europa, Südamerika: Erzbischof Gergely Kovács aus Alba Iulia (Rumänien), Bischof Coffi Roger Anoumou aus Lokossa (Benin), Bischof Karel Choennie aus Paramaribo (Suriname), Bischof Bruno Ateba Edo SAC aus Maroua-Mokolo (Kamerun), Bischof Martin Mtumbuka aus Karonga (Malawi), Bischof Simeon Okezuo Nwobi CMF aus Ahiara (Nigeria), Bischof Anthony Adaji MSP aus Idah (Nigeria), Weihbischof Alex Tharamangalam Luke aus Mananthavady (Indien).
Eine Woche feiern
Den Kern des kirchlichen Liborifestes bildet das Triduum von Sonntag (beginnend mit der Vesper am Samstag) bis Dienstag. Am Dienstagnachmittag um 17 Uhr endet das Triduum mit einer Volksandacht und einer Prozession mit dem Schrein über den Pottmarkt. Noch einige Male ertönt der Liboritusch, dann werden die Reliquien des Heiligen wieder in der Krpyta beigesetzt. Für den Rest der Festwoche steht ein Kopfreliquiar auf dem Festaltar im Dom.
Es folgen weitere festliche Gottesdienste mit Schaustellern, Familien, Jugend, Senioren und Missionaren. Traditionell findet am Abend des zweiten Liborisamstags ein Nightfever im Paderborner Dom statt. Am Ende dieser Festwoche wird noch ein Abschied stehen, in einem feierlichen Pontifikalamt wird der bisherige Weihbischof Dominikus Meier OSB verabschiedet, der bald seinen Dienst als Bischof von Osnabrück aufnehmen wird. Bei voraussichtlich weiterhin gutem Wetter stehen den Paderbornern und ihren Gästen noch einige hoffentlich fröhliche und friedliche Festtage bevor.
Infos zum Liborifest: https://www.erzbistum-paderborn.de/themen-angebote/themenspecials/libori/libori-2024/
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