Der Bischof von Essen, Franz-Josef Overbeck, hat die im Rahmen des traditionellen Kreuzwegs auf der Halde Haniel Behandlung des Kremlkritikers Alexej Nawalny mit dem Gerichtsprozess gegen Jesus vor dem römischen Statthalter Pontius Pilatus verglichen. Jesus sei dem Volk präsentiert worden, so der Ruhrbischof, dann wieder habe man ihn ins Innere des Statthalterpalastes gebracht, wo der Umgang mit ihm den Blicken der Öffentlichkeit entzogen gewesen sei.
Traditioneller Kreuzweg
Der Kreuzweg geht entlang eines Weges vorbei an Kreuzweg-Stationen auf die Halde an der ehemaligen Zeche Prosper Haniel in Bottrop. Die Kreuzwegstationen hat die Ordensschwester und Künstlerin Tisa von der Schulenburg gestaltet. „Als vor Wochen der russische Widerständler und Kämpfer für Freiheit und Frieden, Alexej Nawalny, starb“, so Overbeck wörtlich, „fiel mir genau dieses wieder ein“.
Der Text der Ansprache war vorab an die Medien verbreitet worden. Nachdem man seiner auf übelste Weise habhaft geworden wäre, habe man ihn in das Innere gesperrt, in Haftanlagen, Gerichtsgebäude, letztlich in einen unmenschlichen Gulag im Polareis. Und es habe immer wieder ein digitales Außen gegeben, in das er gezerrt worden sei, aber auch jenes Außen, das er selbst gesucht habe, um seine Freiheitsbotschaft zu verkünden. Der Bischof sagte, es sei „die Botschaft jenes tapferen Mannes, den wir in der Ewigkeit wiedersehen werden“.
Souveränes Aufreten
Eine weitere Parallele sieht der Essener Bischof darin, dass Nawalny ähnlich wie Jesus durch sein souveränes Auftreten den Prozess gegen ihn beherrscht habe. Beispiele aus der deutschen Geschichte für ein solches eindrucksvolles Auftreten in einem Schauprozess seien die Widerstandskämpfer Hans und Sophie Scholl und der evangelische Theologe Dietrich Bonhoeffer. Alle drei wurden von den Nazis hingerichtet. Nawalny, der bekannteste russische Oppositionelle, war am 16. Februar in einem Straflager am Polarkreis in Sibirien gestorben. Es wurde nicht unabhängig geklärt, ob der 47-Jährige infolge der Haftbedingungen starb oder getötet wurde - seine Mitstreiter in der Opposition nennen das Geschehen einen politischen Mord. DT/pwi/mit Material von dpa
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