In seinem Hirtenbrief zum 2. Fastensonntag hat der Vorsitzende der deutschen Bischöfe, der Limburger Bischof Georg Bätzing, dazu aufgerufen, sich im Hinblick auf das Jubiläum des Konzils von Nizäa mit der Person Jesus Christus zu beschäftigen. „Gerade das Große Glaubensbekenntnis ist ja ein einziger Lobpreis auf Gott“, sagte der Bischof und verlieh seiner Sorge Ausdruck, dass nach der Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung von 2023 nur 32 Prozent der Katholiken daran glaubten, dass sich Gott in Christus zu erkennen gegeben habe.
Für immer mehr Menschen sei die Existenz Gottes mehr oder weniger bedeutungslos geworden, beklagte er. „Aber mit der Verdunstung einer personalen Vorstellung von Gott geht offenkundig auch eine bedenkliche Ausdünnung zentraler christlicher Glaubensinhalte einher.“ Daher sei es wichtig, dass jeder Gläubige die Fragen, wer Jesus Christus wirklich war und wer er sei, beantworten können sollte, so Bätzing. Denn „wenn es um Jesus Christus geht und das, was wir von ihm glauben, dann geht es schließlich um den zentralen Kern des Christentums“.
„Mit unserem Glauben auf dem Holzweg“
Jesus als „Vorbild, Prophet, der Rabbi aus Nazareth, eine prägende Gestalt der Weltgeschichte“ stoße auch außerhalb der Kirche auf Sympathie. „Aber reicht das aus, um als Mensch ein Leben lang mit dem Glauben an Jesus Christus unterwegs sein zu können und mit dem Glauben an ihn gut zu leben und gut zu sterben?“ fragte der DBK-Vorsitzende.
Mit Blick auf das Jubiläum des Konzils von Nizäa zitierte Bätzing Athanasius von Alexandrien, der zur „Entscheidung von Nizäa“ — Jesus war Gott und Mensch zugleich — erklärt habe: „Wäre Christus, der Sohn, nicht Gott, dann hätte er uns Menschen Gott auch nicht offenbaren können, wie er ist“, auch hätte sein Leiden und seine Auferstehung „nicht wirklich etwas zum Heil aller Menschen erlösend und befreiend verändern können“. Im Klartext: „Wir wären mit unserem Glauben auf dem Holzweg“, so Bätzing.
Mahnung zur Einheit
Auseinandersetzungen über das Wesen Jesu habe es schon damals gegeben, stellte der Bischof fest und nannte den Arianismus als Beispiel. Überhaupt habe es im Laufe der Kirchengeschichte immer wieder Streit „um wesentliche Fragen des Glaubens, um grundlegende sittliche Einstellungen und um die Ausrichtung der Kirche im Blick auf die Gegenwart gegeben“.
Insofern Stünden die Ergebnisse der Weltsynode, „die nun auf allen Ebenen der Weltkirche beherzt umgesetzt werden sollen“, in einer langen und guten Tradition, sagte Bätzing. Aber, wie es im 4. Jahrhundert die Sorge von Kaiser Konstantin gewesen sei, „dass die Kirche im Bekenntnis zu Jesus Christus nicht auseinanderbricht“, sei die Einheit auch heute „das entscheidende christliche Zeugnis“. Jesus selbst habe darum gebetet, „alle sollen eins sein…damit die Welt glaubt“, erinnerte Bätzing und mahnte zu einem Bemühen um Einheit. DT/dsc
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