Logo Johann Wilhelm Naumann Stiftung Kommentar um "5 vor 12"

Zeitenwende

Seit 100 Tagen herrscht Krieg in der Ukraine – und jeden Tag wächst der Scherbenhaufen der Ökumene. Die Kirchenleitungen scheinen keine Kraft für gemeinsame Antworten aufzubringen.
Orthodoxe Ostern in Ukraine
Foto: Celestino Arce Lavin (ZUMA Wire) | Orthodoxe Gläubige entzünden Kerzen während der nächtlichen Feierlichkeiten zum Osterfest im St. Michaelskloster. Orthodoxe Christen auf der ganzen Welt feiern Ostern am 2. Mai.

Die Christen in Europa erleben einen Umbruch, der die Prognosen der größten Pessimisten in den Schatten stellt. Seit hundert Tagen ist wieder Krieg, und jeden Tag wächst der Scherbenhauben der Ökumene. Kirchliche Kontakte zum Moskauer Patriarchat, dessen Oberhaupt sich unbedenklich vor den Karren Putins spannen lässt, sind inzwischen begründungspflichtig geworden.

Niemand weiß, wie der Bruch heilen kann

Wenn der Ökumenische Rat der Kirchen im September in Karlsruhe zusammentritt, wird man sich auf weniger Gemeinsamkeiten denn je berufen können. Niemand vermag zu sagen, wie dieser Bruch heilen kann. Über Nacht scheinen die Bemühungen von Generationen Christen, die sich in der Ökumenischen Bewegung engagierten, zunichte gemacht. Es wäre Naivität zu meinen, man könne nach diesem Krieg in der Ökumene weitermachen, als habe es den 24. Februar 2022 nicht gegeben.

Lesen Sie auch:

Konsenspapiere sind nicht krisenfest. Die Gefahr eines Weltkriegs ist da und die Kirchenleitungen scheinen trotz jahrzehntelanger Dialoge keine Kraft für eine angemessene gemeinsame Antwort aufzubringen. Die geistliche Schwäche, die sich bereits beim Ausbruch der Pandemie abzeichnete, hat sich verschärft. Es fehlen die Bittprozessionen, die Sturmgebete, das flehentliche Gebet der Christen, um das Unheil noch abzuwenden.

Im Gegenteil: Die Kirchen sind trotz der größten Gefahrenlage seit 1945 leerer denn je. Die ökumenische Bilanz ist nüchtern: Man stelle sich vor, es droht ein Weltkrieg und viele wissen gar nicht mehr, wie Beten geht.

Lesen Sie weitere Hintergründe zum Krieg in der Ukraine in der kommenden Ausgabe der "Tagespost".

Themen & Autoren
Regina Einig Russlands Krieg gegen die Ukraine Wladimir Wladimirowitsch Putin

Weitere Artikel

Wladimir Putin ist an einem Kompromissfrieden in der Ukraine gar nicht interessiert. Das hat der US-Präsident jetzt verstanden – und daraus die Konsequenzen gezogen.
25.09.2025, 11 Uhr
Stephan Baier
Russlands Orthodoxie diene neoimperialen Zielen und sei in die aggressive Politik des Kremls integriert, meinen die ukrainischen Kirchen und Religionsgemeinschaften.
29.08.2025, 07 Uhr
Stephan Baier
In der Ukraine offenbart sich immer deutlicher die Unfähigkeit der Europäer, sich den brutalen Realitäten zu stellen. Man flüchtet in eine Traumwelt, doch das Erwachen wird böse sein.
23.08.2025, 15 Uhr
Stefan Haböck

Kirche

Näher zur eucharistischen Anbetung: Adoratio machte es möglich, mit Vorträgen, Gebetszeiten und Begegnung. Auch Bischof Oster und Sophia Kuby kamen.
02.10.2025, 05 Uhr
Elisabeth Hüffer