Die Christen in Europa erleben einen Umbruch, der die Prognosen der größten Pessimisten in den Schatten stellt. Seit hundert Tagen ist wieder Krieg, und jeden Tag wächst der Scherbenhauben der Ökumene. Kirchliche Kontakte zum Moskauer Patriarchat, dessen Oberhaupt sich unbedenklich vor den Karren Putins spannen lässt, sind inzwischen begründungspflichtig geworden.
Niemand weiß, wie der Bruch heilen kann
Wenn der Ökumenische Rat der Kirchen im September in Karlsruhe zusammentritt, wird man sich auf weniger Gemeinsamkeiten denn je berufen können. Niemand vermag zu sagen, wie dieser Bruch heilen kann. Über Nacht scheinen die Bemühungen von Generationen Christen, die sich in der Ökumenischen Bewegung engagierten, zunichte gemacht. Es wäre Naivität zu meinen, man könne nach diesem Krieg in der Ökumene weitermachen, als habe es den 24. Februar 2022 nicht gegeben.
Konsenspapiere sind nicht krisenfest. Die Gefahr eines Weltkriegs ist da und die Kirchenleitungen scheinen trotz jahrzehntelanger Dialoge keine Kraft für eine angemessene gemeinsame Antwort aufzubringen. Die geistliche Schwäche, die sich bereits beim Ausbruch der Pandemie abzeichnete, hat sich verschärft. Es fehlen die Bittprozessionen, die Sturmgebete, das flehentliche Gebet der Christen, um das Unheil noch abzuwenden.
Im Gegenteil: Die Kirchen sind trotz der größten Gefahrenlage seit 1945 leerer denn je. Die ökumenische Bilanz ist nüchtern: Man stelle sich vor, es droht ein Weltkrieg und viele wissen gar nicht mehr, wie Beten geht.
Lesen Sie weitere Hintergründe zum Krieg in der Ukraine in der kommenden Ausgabe der "Tagespost".