Sahra Wagenknecht macht ernst und startet die Gründung einer neuen Partei. Am Montag will sie den Verein vorstellen, von dem aus die organisatorischen Schritte unternommen werden sollen. Der Name ist das Programm: „Bündnis Sahra Wagenknecht“ soll er heißen. Noch vor wenigen Tagen wäre dies das Thema für die Schlagzeilen gewesen, angesichts der aktuellen Weltlage erscheint der ganze Vorgang eher wie ein Musterbeispiel für die Selbstfixierungen und das Schrebergarten-Denken, in denen die deutsche Politik so oft verfangen ist.
Vielleicht hat Wagenknecht tatsächlich das richtige Zeitfenster verpasst. Identitätspolitische Glasperlenspiele, Cancel Culture, gar die Frage der Gender-Sprache – all das ist jetzt kalter Kaffee. Es gibt natürlich immer noch genug Leute, die sich mit dem abgestandenen Getränk gerne zuprosten. Aber in der Mitte der Gesellschaft schiebt man im Moment den Becher mit diesem Gebräu zur Seite. Es wird auch nicht durch ein paar Würfel Wagenknecht-Zucker trinkbarer.
Wagenknecht wird auch zu Israel knackige Thesen haben
Aber genau das war die Rolle, die Wagenknecht in den vergangenen Jahren gespielt hat. Durch ihre pointierten Beiträge brachte sie einen neuen Geschmack in die fade gewordene deutsche Debattenkultur. Da konnte man sich aufregen, da konnten vor allem auch viele, die sich vom vermeintlichen Mainstream abgehängt fühlten, zustimmen.
Aber jetzt ist zumindest in der Mitte der Gesellschaft eine Sehnsucht nach echten Staatsmännern und -frauen zu spüren. Nicht nach Talkshow-Stars. Klar, auch zur aktuellen Lage in Israel werden Sahra Wagenknecht sicher knackige Thesen einfallen. Allerdings: Wer die bisherige Richtung der Linkspartei in diesen Fragen kennt, der wird nichts Gutes erwarten. Und auch wenn Wagenknecht ihrer bisherigen Kommunikationsstrategie treu bleibt, immer gegen den Strich zu bürsten, kann man hier eigentlich nur mit Schlimmem rechnen. Trotzdem: Sie bleibt ein Faktor. Nicht zuletzt auch mit Blick darauf, ob es ihr gelingen wird, Stimmen von der AfD abzuziehen.
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