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Sahra, das Gespenst vom Reichstag

Sahra Wagenknecht will Ernst machen. Ihre neue Partei soll zum Ende des Jahres kommen.
Sarah Wagenknechts  neue Partei soll zum Ende des Jahres kommen.
Foto: Jens Kalaene (dpa) | Das Gespenst nimmt Gestalt an. Mit den Ketten klirren, Leute aus dem Establishment erschrecken – das wird freilich auch in Zukunft zum politischen Repertoire von Wagenknecht & Co gehören müssen.

Ein Gespenst geht um im politischen Berlin. Es ist das Gespenst der Wagenknecht-Partei. Seit Monaten wird spekuliert, ob und vor allem wann es möglich sein könnte, dass sich eine neue politische Bewegung um Sahra Wagenknecht formiert. Nun hat die Bild-Zeitung gemeldet, dass es offenbar bis Ende des Jahres tatsächlich zu einer solchen Gründung kommen wird. 

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Das Gespenst nimmt also Gestalt an. Mit den Ketten klirren, Leute aus dem Establishment erschrecken – das wird freilich auch in Zukunft zum politischen Repertoire von Wagenknecht & Co gehören müssen. Denn das ist es ja, dieses Anders-Sein, was die Fans dieser schillernden Figur an ihr bewundern, die als Rosa Luxemburg 2.0 in den 90er Jahren startete und sich jetzt zur Mutter Courage aller vom politischen Mainstream Vergessenen stilisiert. 

Ein bisschen was Soziales und ein bisschen Nationales

Ist dieses Gespenst aber auch ein Wiedergänger? Vermischen sich hier politische Strömungen, mit denen Deutschland im letzten Jahrhundert wahrlich keine guten Erfahrungen gemacht hat? Ein bisschen was Soziales und ein bisschen Nationales. Oder gar: Sozialismus plus Nationalismus. 
Oder wird die Wagenknecht-Partei zum Schreckgespenst für die AfD. Zieht sie Wähler von den Blauen, vor allem im Osten, ab, der Siegeszug der AfD wäre gestoppt. Jubel wäre auf Seiten des Establishments gewiss. Das Gespenst bekommt das Bundesverdienstkreuz mit Stern und Schulterklappen. Und am Ende stünde ein neuer möglicher Koalitionspartner. Zum Beispiel für die Sozialdemokraten

Vor alle diese theoretischen Perspektiven haben aber die Götter der Politik die Mühe der Ebene gesetzt. Es müssen Kreisverbände gegründet, regionale Strukturen entwickelt werden. Das geht nicht von Geisterhand. Besonders heikel: die Personalfrage. Neue Parteien, egal in welchem Spektrum, sind für Spinner aller Art, notorische Unruhe-Stifter und gescheiterte Existenzen geradezu ein Magnet. Und dann gibt es da noch die selbsternannten "Ghostbusters" vom Verfassungsschutz, die die ganze Entwicklung sicher genau im Blick behalten. 

Kurz: Die Geschichte geht weiter. Wer sich am Ende gruseln muss … Warten wir ab.

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Sebastian Sasse Rosa Luxemburg Sahra Wagenknecht Sozialdemokraten

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