Die Zunahme an Geschlechtsumwandlungen insbesondere in den Vereinigten Staaten macht nicht Halt vor den Priesterseminaren. Laut der Zeitschrift „National Catholic Register“ hatte bereits Ende September Erzbischof Jerome Listecki von Milwaukee die US-Bischöfe auf Fälle aufmerksam gemacht, in denen „Frauen, die unter einer transsexuellen Identität leben“, zur Seminarausbildung zugelassen worden waren. Erzbischof Listecki forderte die anderen US-Bischöfe auf, „Maßnahmen zu ergreifen, um sicherzustellen, dass die Bewerber biologisch männlich sind“.
Kirche unterscheidet nicht zwischen biologischem Geschlecht und Geschlechtsidentität
Im Herbst habe der „National Catholic Register“ zusammen mit der „Catholic News Agency“ zwei Fälle von Personen untersucht, die „in öffentlichen Urkunden als Frauen angegeben wurden, bis sie die High School abgeschlossen hatten“. Sie seien dann zu „männlichen Identitäten übergegangen“ und hätten die Zulassung zu katholischen Seminaren erhalten. Allerdings befänden sie sich nicht mehr in den Seminaren, in die sie aufgenommen worden seien.
Die Kirche ist der festen Überzeugung, dass nur ein getaufter Mann gültig zum Priester geweiht werden kann. Der Register zitiert Kanonistin Catherine Godfrey-Howell: In der katholischen Lehre gebe es keinen Präzedenzfall für eine Unterscheidung in rechtlicher Hinsicht zwischen biologischem Geschlecht und Geschlechtsidentität. Denn „die kirchenrechtliche Sprache gibt die christliche Anthropologie und das Naturrecht wieder“. Deshalb gebe es keine kirchenrechtliche Grundlage, auf der eine Frau die Zulassung zum Priesterseminar beantragen könnte, wenn sie von einer männlichen Geschlechtsidentität ausgehe.
In einem Ende Januar veröffentlichen Beitrag fasst der Register von Priesteramts-Ausbildern, Kirchenrechtlern und Ärzten vorgebrachte Lösungsansätze für Vorsichtsmaßnahmen zusammen, wobei „die Hauptverantwortung für die Überwachung des Zulassungsverfahrens zum Priesterseminar beim Ortsbischof liegt“ – zitiert das Nachrichtenportal einen Vertreter der US-Bischofskonferenz.
Psychologische und medizinische Gutachten erforderlich
Anthony Lilles, Dekan am „St. Patrick’s Seminary and University“ in Menlo Park, Kalifornien, empfiehlt, zunächst einmal die Taufurkunde zu prüfen. Allerdings räumt er ein, dass selbst eine solche Urkunde gefälscht werden könne, was tatsächlich geschehen sei.
Vor der Zulassung zur Priesterausbildung sollen auch „psychologische und medizinische Gutachten sowie eine vom Bewerber verfasste Autobiographie“ vorgelegt werden. Eine psychologische Beurteilung wird durchgeführt, um sicherzustellen, dass der Priesteramtskandidat psychologisch und emotional in der Lage ist, frei über seine Berufung zum zölibatären Priestertum zu entscheiden und den Anforderungen des Priesteramtes gewachsen ist.
Laut Patrick Lappert, Facharzt für Plastische Chirurgie mit 30-jähriger Berufserfahrung und Diakon im Bistum Birmingham, Alabama, „wird das biologische Geschlecht in 99,8 Prozent der Fälle bei einer einfachen medizinischen Untersuchung bestimmt, die beim Aufnahmeverfahren zum Standard gehört“. Eine solche Untersuchung müsse „nicht entwürdigend sein“. Sollte in Ausnahmefällen die Untersuchung nicht ausreichen, so würde ein DNA-Test „die biologische Realität offenbaren“.
"Was sich als Hindernis für ein Leben
als Mann erweist, wäre aus demselben Grund
ein Hindernis für die Priesterweihe"
Patrick Lappert, Facharzt für Plastische Chirurgie und Diakon
In komplexen medizinischen Fällen „weisen genetisch männliche Personen ohne eigenes Verschulden“ – so Lappert weiter – „uneindeutige Genitalien oder weibliche sekundäre Geschlechtsmerkmale als Folge einer sexuellen Entwicklungsstörung auf“. Dies könnte sich auf die Eignung für die Priesterweihe auswirken: „Was sich als Hindernis für ein Leben als Mann erweist, wäre aus demselben Grund ein Hindernis für die Priesterweihe“.
Werden Bischöfe und Seminarausbilder gewarnt, sich auf eine mögliche Zunahme von Anträgen von „Trans-Männern“ vorzubereiten, so betonen Ausbilder in Priesterseminaren laut dem „National Catholic Register“, dass sie ebenfalls mit „allgemeineren Problemen in Bezug auf die Sexualität in der heutigen Kultur“ konfrontiert würden. Junge Männer bewerben sich, so Anthony Lilles, in aller Regel mit guten Absichten um einen Platz im Priesterseminar. „Unsere Kultur ist jedoch so hypersexualisiert, dass sie in der Sexualität der jungen Menschen Wunden hinterlassen hat“. Deshalb sei Aufgabe der Seminarausbilder, „die Männer in ihrer Zerrissenheit zu begleiten“.
Ebenso machen sie sich darüber Gedanken, wie auf biologische Frauen, die sich als „Trans-Männer“ für die Priesterausbildung melden, seelsorgerisch zu reagieren ist. „Die pastorale Nächstenliebe verlangt, dass wir verstehen, was in ihren Herzen vor sich geht und warum sie tun, was sie tun“, sagte Lilles. DT/jg
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