Logo Johann Wilhelm Naumann Stiftung "Tagespost"-Jubiläum

Sie möge leben, wachsen und gedeihen

Ein Zeugnis des Bischofs von Odessa, ein Grußwort von Erzbischof Gänswein – und Wünsche von Benedikt XVI. Die „Tagespost“ setzt ihren Festakt fort.
Erzbischof Gänswein - 75 Jahre Tagespost
Foto: Jonas Hahn | Papst Benedikt sei davon überzeugt gewesen, dass der Verzicht auf Wahrheit nichts löse, „sondern im Gegenteil zur Diktatur der Beliebigkeit führt“, so Erzbischof Gänswein.

In seiner Predigt im Würzburger Neumünster hatte Kardinal Woelki an das Schicksal von Maximilian Kolbe erinnert, der 1941 in Auschwitz sein Leben ließ. Zugleich wies er darauf hin, wie schwer sich heutige Christen in freiheitlich-demokratischen Staaten in eine entsprechende Lage hineinversetzen können. Einen kleinen Eindruck von einem solchen Schicksal konnte beim anschließenden Empfang im Würzburger Congress Centrum der Bischöfe der heftig umkämpften Stadt Odessa vermitteln.

Stanislaw Szyrokoradiuk sprach von der Verkündung der Wahrheit als einer der zentralen Aufgaben der Kirche. Daran zu erinnern ist gerade in Kriegszeiten essentiell, denn die Wahrheit gehört bekanntlich zu den ersten Dingen, die dem Krieg zum Opfer fallen. Der Bischöfe nannte mehrere offensichtliche Lügen als Leitgedanken des aktuellen Krieges, wie zum Beispiel die Behauptung, es handele sich nicht um Eroberung, sondern um Befreiung. In solchen Elementen zeige sich der Teufel als Urheber des Krieges. Denn der Teufel ist nicht nur der Vater der Lüge, sondern auch des Hasses und der Zerstörung, zwei Dinge, von denen die Ukraine in bislang kaum vorstellbarer Weise heimgesucht wird.

Die Priester bleiben bei ihren Gläubigen

Die Kirche erfülle im Krieg aber auch eine andere wichtige Mission, den unmittelbaren Dienst am Menschen durch Evangelisierung und pastorale Arbeit. Vor allem sollen die Menschen in jeder Situation ihre Würde behalten, so der Bischöfe. Besonders beeindruckt zeigte er sich von dem Engagement seiner Priester, die trotz Möglichkeit zur Flucht bei ihren Gläubigen blieben und mit ihnen feiern, sei es in der Kirche oder im Luftschutzkeller. An dieser Stelle flammt im Publikum donnernder Applaus auf.

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Das „Warum“ sei angesichts des Leids schwer zu beantworten, erläuterte  Szyrokoradiuk. Insbesondere der Blick in die Augen von Witwen und Waisen oder bei der Beerdigung junger Männer, die für ihr Land gefallen sind, sei schwer zu ertragen. Aber er sei dankbar für den tapferen Dienst der Soldaten im Sinne der Unabhängigkeit der Ukraine. Ebenfalls sprach er auch den Menschen im Westen seine Dankbarkeit für ihre Unterstützung aus. Die Helferinnen und Helfer befänden sich in den Gebeten des ukrainischen Volkes, sagte der Bischöfe zum Abschluss.

Der Stellvertreter

Erzbischof Gänswein gab sich gleich zu Beginn seines Grußwortes als Stellvertreter zu erkennen, als Stellvertreter des Mannes, um dessentwillen er an diesem Tag an diesem Ort spreche: Papst Benedikt XVI. Gänswein ließ seinen früheren Dienstherrn dann auch gleich selbst zu Wort kommen und nannte zwei Wünsche des verstorbenen Papstes: „Schafft Leuchttürme des Glaubens! Stärkt den katholischen Journalismus!“

Um seinen Worten auch Taten folgen zu lassen, habe Papst Benedikt im Jahre 2019 die „Tagespost-Stiftung für katholische Publizistik“ ins Leben gerufen, damit Journalisten „nicht zu Mietlingen des jeweiligen Zeitgeistes“ verkommen. Stattdessen hätten katholische Journalisten die Aufgabe, authentisch über das Wesen des Katholischen zu berichten. Denn ein intellektuell verantworteter Glaube sei ein Merkmal der Katholische Kirche und auch ein besonderes Anliegen von Papst Benedikt XVI. „Ihr müsst wissen, was ihr glaubt, um den Herausforderungen und Versuchungen dieser Zeit mit Kraft und Entschiedenheit entgegentreten zu können“, zitierte ihn Gänswein abermals. Als eine der drängendsten Herausforderungen nannte der Erzbischof die Entwicklungen im Bereich der Bioethik, wo die katholische Stimme kraftvoll gegen den leichtfertigen Umgang mit dem menschlichen Leben erhoben werde müsse.

Mit dem zentralen Thema „Wahrheit“ schloss Gänswein dann an den Bischöfe von Odessa an. Papst Benedikt sei davon überzeugt gewesen, dass der Verzicht auf Wahrheit nichts löse, „sondern im Gegenteil zur Diktatur der Beliebigkeit führt“. Die Wahrheit der Offenbarung sei aber keine blutleere Theorie, sondern Evangelium, Frohe Botschaft, eine Freude, von der man sich ergreifen lassen kann und soll – einen an dieser Stelle ertönender Klingelton mit der schwungvollen Countryhymne „Ring of Fire“ empfand Gänswein hierbei nicht als störend, sondern eher als passend.
Zum Abschluss richtet Gänswein noch die folgenden Wünsche an die „Tagespost“: „Sie möge leben (vivat), sie mögen wachsen (crescat), sie mögen gedeihen (floreat). Ad multos annos!“

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