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Soll sich die Kirche schneller verändern als die Gesellschaft?

Die Kirche muss in Liturgie und Musik ihre Rolle als „Anwältin der Schönheit“ wiederentdecken: Podiumsdiskussion zum Thema „Frau in der Kirche“.
75 Jahre Tagespost - Podium Frauen in der Kirche
Foto: DT | Podium Frauen in der Kirche

Im Rahmen der Feierlichkeiten zum 75. Jubiläum der „Tagespost“ hat am 9. September auch eine Podiumsdiskussion zum Thema „Frau in der Kirche“ stattgefunden. Unter der Moderation von Sophia Kuby, Leiterin der Abteilung für Strategische Beziehungen und Trainingsprogramme bei der internationalen Menschenrechtsorganisation Alliance Defending Freedom (ADF) International in Wien, tauschten Milena Marton, „Tagespost“-Autorin, Musikerin und Mutter von fünf Kindern, Schwester Anna Mirijam Kaschner CPS, Generalsekretärin der Nordischen Bischofskonferenzen und die Unternehmerin Simone Weinmann-Mang Erfahrungen aus.

Sophia Kuby eröffnete die Diskussion um das Thema „Frauen in der Kirche“, mit der humoristischen Feststellung, es handele sich um „das langweiligste Thema, das es gibt“. Auf die Frage „finden Sie denn das Thema spannend?“ habe sie von den Panelteilnehmern bereits ein „entschiedenes ,Naja‘“ zur Antwort bekommen, ergänzte Kuby mit einem Augenzwinkern.

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Frauen bekämen entweder das Gefühl, nur wirklich wahrgenommen zu werden, wenn sie Priesterinnen werden dürfen, oder sie bekämen die Notwendigkeit für ein „nicht weiter definiertes, vages weibliches Charisma“ vorgesetzt. Natürlich seien Frauen nicht wie Männer, aber es werde nie gesagt „was meinen wir denn konkret damit“, so Kuby.

Als Frau Verantwortung übernehmen

Für Milena Marton spielt Glaube „eine ganz große Rolle“. Ohne ihn hätte sie ganz „andere Entscheidungen getroffen“. Auf einer Priesterweihe in Rom lernte sie ihren Mann kennen, was für sie „wie eine zweite Bekehrung“ gewesen sei. Ihr Ziel: „gemeinsam im Glauben zu wachsen“, der „immer das Fundament unserer Beziehung“ gewesen sei. Auch die „Entscheidung für jedes einzelne Kind war vom Glauben geleitet“.

Wenn Schwester Anna Mirijam Kaschner „nicht eine persönliche Begegnung mit Jesus Christus gehabt hätte“, wäre sie „wahrscheinlich verheiratet und hätte zehn Kinder“, teilte sie dem Publikum mit. Nebenbei hätte sie Karriere machen, um zweimal im Jahr in Urlaub fahren zu können. Doch nach einem zufälligen Treffen, das sie wie „ein Vorschlaghammer“ traf, habe sie eine Entscheidung treffen müssen, und diese habe sie „bis heute nicht bereut“.

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Die Unternehmerin und Juristin Simone Weinmann-Mang bemerkte, dass sie „ganz bestimmt“ glaube, „dass Gott mich hierhergeführt hat“. Sie habe sehr jung zwischen ihren eigenen Wünschen oder dem Unternehmen entscheiden müssen. In „schwierigen Lebenssituationen“ bete sie „zum heiligen Geist“, der ihr bestimmt auch durch die Unterstützung ihres Mannes helfe, sich in verschiedenen Verbänden durch „kirchlichen Gedanken und Glauben mit einzubringen, das ist sicher der Weg, den Gott wollte für uns“. Weinmann-Mang: „Verantwortung zu übernehmen, dabei hatte mich der Heilige Geist bestärkt.“ 

Baustellen und Gestaltungsmöglichkeiten

Als Schwester habe Anna Mirijam Kaschner einen typischen Männerjob, den normalerweise Bischöfe und Priester innehätten. Für ihren Dienst müsse man weder Mann noch geweihter Priester sein, aber eine Liebe zur Kirche und Loyalität zu den Bischöfe haben. Das bedeute, so die Ordensschwester, auch zu kritisieren, wenn der Hirtenbrief mal zu lang ist. Trotzdem erkenne man den Unterschied zwischen den Geschlechtern. Auch wenn es hart zwischen Männern hergehe, diskutiere man es aus und setze sich abends zusammen, bei Frauen sei das anders. Deshalb brauche es gegenseitigen Austausch von Talenten und Gaben: „das würde ich mir für unsere Kirche wünschen, dass das normaler wird“, merkte Anna Mirijam Kaschner an.

Milena Marton sieht ebenso viele „Baustellen“ in der Kirche. Besonders aber müsse die Kirche auch in Liturgie und Musik ihre Rolle als „Anwältin der Schönheit“ wiederentdecken. Entgegen der Schönheit stehe heute häufig ein „Kult des Hässlichen, der Hässlichkeit“, der überall präsent, auch in mancher Liturgie zu finden sei. Die „Sehnsucht nach Schönheit“ habe auch Ansprüche. In der Schönheit könne auch die Kirche einen „Beitrag zur Evangelisierung leisten“. Ebenso seien alle Frauen dazu berufen Mütter zu sein, auch ohne biologische Eltern zu werden: „Das braucht die Welt und die Kirche“. 

Gestaltungsmöglichkeiten als Frau in der Kirche sieht dabei Simone Weinmann-Mang nicht unbedingt darin, überall Diskriminierung zu finden: Sie habe dieselben Erfahrungen in der Arbeitswelt machen müssen: „Erwarten wir, dass die Kirche sich schneller verändert als die Gesellschaft?“ Auch Kuby meinte, „das begegnet einem überall“. Für Schwester Kaschner müsse aber die Kirche in diesem Bereich zum „Vorreiter werden“, das heiße aber nicht „alles auf Frauen zu beziehen“. 

Milena Marton musste für ihre Familie ihre Karriere nicht an den Nagel hängen, sondern konnte weiterstudieren. Während sie „Kind für Kind“ bekam, wollte sie ihnen mit Liebe und Wärme zuerst ein „Zuhause schaffen“ mit. „Alles hat seine Zeit“, so Marton, deshalb werde sie sich zukünftig auch wieder mehr mit der Musik beschäftigen können.

Den Dienst der Frau in der Kirche

Für Schwester Kaschner ist Dienst etwas Natürliches. Es bedeute nicht Untertan oder Dienstmagd zu sein. Für ihren Dienst sei sie so da, wie sie ist, und stelle der Kirche ihre Talente zur Verfügung, um das einzubringen, was sie erarbeitet habe.

Die Unternehmerin Weinmann-Mang sieht ihren Dienst für die Kirche besonders im Ehrenamt. Als Frau konnte sie „alles, was ich machen wollte“ auch „verwirklichen“. Ebenso steht für Milena Marton der Dienst, nicht die Ämter und Macht, im Zentrum der Kirche. Ihrer Familie diene sie, erziehe ihre Kinder im Glauben und schreibe zusätzliche nebenbei. Im Zentrum stehe dabei immer der Dienst an Familie und Schönheit.


Lesen Sie hier alle Informationen rund um das Jubiläum der Tagespost: 

Download: Pressemappe - 75 Jahre Tagespost

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