Bayerns Ministerpräsident Markus Söder hat nach Angaben des Donaukurier die jüngsten Äußerungen des emeritierten Kurienkardinals Gerhard Müller kritisiert. Müller hatte gegenüber dem St. Bonifatius-Institut in Österreich geäußert, die Corona-Pandemie werde dafür genutzt, um „die Menschen jetzt gleichzuschalten“ und einer „totalen Kontrolle“ zu unterziehen. Söder erklärte, dass „soweit ich das gelesen habe“ - auch Papst Franziskus gegen Corona geimpft sei. Auch seine Bischöfe und Kardinäle sollten dem Beispiel folgen.
Kopp: Müller spricht als Privatperson
Bereits gestern hatte sich der Sprecher der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) von Müllers Äußerungen distanziert. „Man wundert sich sehr über diese Theorien!“, zitierte die DBK-Sprecher Matthias Kopp am Montag auf Twitter. „Kardinal Müller spricht hier – davon gehe ich aus – als Privatperson.“
Auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur (dpa) hatte Müller die Echtheit des Videos bestätigt und zugleich die Logik zurückgewiesen, dass „wenn jemand die Finanzelite kritisiert, er automatisch auf der falschen Seite ist“. Er sprach erneut von einer „nicht legitimierten Einflussnahme der superreichen Eliten in verschiedenen Ländern“.
Weitere Politiker kritisieren Müller
Auch vier ostbayerische Grünen-Bundestagsabgeordnete kritisierten den früheren Regensburger Bischof scharf für dessen Äußerungen zur Corona-Pandemie. Die Äußerungen seien „schockierend“, schrieben die Abgeordneten in einem offenen Brief an Müller und dessen Nachfolger in Regensburg, Bischof Rudolf Voderholzer. „Gerade bei einem ranghohen und prominenten Diener der katholischen Kirche hätten wir es nicht für möglich gehalten, dass dermaßen krude und demokratiefeindliche Verschwörungstheorien ganz offen und ungehemmt zu Tage treten.“ Müller bediene sich auch „brandgefährlicher antisemitischer Chiffren“.
Weiter schrieben die Politiker: „Sie vergessen oder schlimmer ignorieren dabei, dass es Menschen gibt, die den Aussagen eines Kardinals eine hohe Glaubwürdigkeit schenken. Der damit einhergehenden Verantwortung werden Sie leider nicht gerecht. Das ist schwer erträglich.“ DT/reg
Die Printausgabe der Tagespost vervollständigt aktuelle Nachrichten auf die-tagespost.de mit Hintergründen und Analysen.