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Pariser Erzbischof: „Denken Benedikts XVI. hat mich tief geprägt“

Präsident Macron bezeichnet den Verstorbenen als „aufgeklärten Gesprächspartner Frankreichs beim Aufbau einer positiven Laizität“.
Macon hat den verstorbenen Papst gewürdigt, der sich „mit Seele und Verstand für eine brüderlichere Welt eingesetzt hat“.
Foto: imago stock&people | Bereits am Todestag von Benedikt XVI. hatte der französische Präsident Emmanuel Macon den verstorbenen Papst gewürdigt, der sich „mit Seele und Verstand für eine brüderlichere Welt eingesetzt hat“.

Auch in Frankreich hat man den am Samstag verstorbenen emeritierten Papst Benedikt XVI. gewürdigt. Das Präsidium der französischen Bischofskonferenz bezeichnete Papst Benedikt als großen Theologen, dessen Teilnahme am Zweiten Vaticanum ihn mit den großen Herausforderungen der Kirche in der Welt am Ende des zwanzigsten Jahrhunderts konfrontierte.

„Klar und mutig, anspruchsvoll in Bezug auf die Wahrheit, der Tradition treu, aber frei von jeglicher Nostalgie“ hätten ihn die französischen Bischöfe erlebt: „Ihn zu treffen bedeutete immer einen Moment des Lichts, der Klarheit und auch der Hoffnung“, so das Präsidium der französischen Bischofskonferenz. In einer säkularisierten und vom Relativismus geprägten Welt habe er die freudige Suche nach dem Glauben und der lebendigen Beziehung zu Gott verkörpert.

Rücktritt Zeichen "seiner tiefen Demut"

Der traurigen Wahrheit sexueller Übergriffe durch Priester oder Ordensleute habe er sich mutig gestellt. Sein Rücktritt sei Zeichen „seiner tiefen Demut und seinem anspruchsvollen Sinn für den Dienst an der Kirche“ gewesen. „Schließlich begleitete er seinen Nachfolger viele Jahre lang und leistete einen Dienst der Besinnung und Fürbitte, der nur von wenigen Interventionen unterbrochen wurde, die alle darauf abzielten, die tiefere Absicht von Papst Franziskus gegen Fehlinterpretationen aufzuklären“, so die französischen Bischöfe.

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In einer Mitteilung auf der Website des Erzbistums Paris würdigte Erzbischof Laurent Ulrich den verstorbenen Papst Benedikt XVI. als Mann, der „die Kirche zu Beginn des 21. Jahrhunderts, die er sein ganzes Leben lang geliebt und ihr gedient hat, nachhaltig und tiefgreifend geprägt“ habe. Er selbst sei persönlich durch das Denken des Theologen Joseph Ratzinger und des Papstes Benedikt XVI. entscheidend geprägt worden: „Seine Schriften haben mein theologisches Lernen während meines gesamten Studiums wie auch in meinem Leben als Priester und Bischof genährt“, so der Pariser Erzbischof.

Bescheidener Sucher nach der Wahrheit

Als Vizepräsident der Französischen Bischofskonferenz von 2007 bis 2013 habe er selbst das Glück gehabt, eine von brüderlicher Aufmerksamkeit geprägte Beziehung zum verstorbenen Emeritus aufbauen zu können, so Ulrich. „Er, dessen Kenntnisse es ihm ermöglichten, zu einer Vielzahl von Themen zu sprechen, schenkte den Fragen, die ihm gestellt wurden, stets große Aufmerksamkeit. Seine Bescheidenheit, seine Suche nach der Wahrheit und seine Forderung nach Respekt für die Würde jedes Mannes und jeder Frau sind für uns alle ein Vorbild, dem wir folgen sollten“, legt Laurent Ulrich den Gläubigen seines Erzbistums ans Herz.

Bereits am Todestag von Benedikt XVI. hatte der französische Präsident Emmanuel Macon den verstorbenen Papst gewürdigt, der sich „mit Seele und Verstand für eine brüderlichere Welt eingesetzt hat“. Der Elysée-Palast legte mit einer ausführlichen Hommage nach, der den Werdegang des Deutschen auf dem Throne Petri nachzeichnet. Der Präsident der französischen Republik ehre Benedikt XVI. als einen „aufgeklärten Gesprächspartner Frankreichs beim Aufbau einer ‚positiven Laizität‘, der es verstand, die von den Stürmen des 20. Jahrhunderts gebeutelte Kirche in ihr drittes Jahrtausend zu führen“, hieß es in der Erklärung aus dem Wohnsitz des französischen Staatsoberhauptes.

Das Geheimnis des christlichen Glaubens vertieft

In den 24 Jahren seiner Amtszeit und während seines achtjährigen Pontifikats habe Ratzinger das Geheimnis des christlichen Glaubens vertieft, Dämme gegen progressive Strömungen gebaut und die Tradition der Kirche in Bezug auf Liturgie, Priesterzölibat und Bioethik gefestigt. Auch habe er sich für die interreligiöse und ökumenische Annäherung eingesetzt, indem er brüderliche Brücken zwischen den Gläubigen, insbesondere zwischen Katholiken und Orthodoxen, baute, so die Würdigung aus dem Haus des französischen Staatsoberhauptes.

Der Text erinnert an die Beziehungen zwischen Frankreich und dem verstorbenen Emeritus, dessen Zuneigung zu Frankreich dazu geführt habe, dass er zum ausländischen Mitglied der Académie des Sciences morales et politiques ernannt wurde. Auf seiner Reise nach Lourdes und Paris im Jahr 2008 habe er seine Zuhörer mit seiner feinen Bildung und der Eleganz seines Französisch beeindruckt.  DT/fha

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