Der Erzbischof von Malta, Charles Scicluna, hat eine Diskussion über das Ende des verpflichtenden Zölibats gefordert und für eine Liberalisierung plädiert.
Über die Möglichkeit verheirateter Priester sprach Scicluna, der 2015 von Papst Franziskus zum Erzbischof von Malta ernannt worden war in einem am Sonntag veröffentlichten Interview mit der „Times of Malta“. Der Zölibat, so Scicluna, sei während des ersten Jahrtausends der Existenz der Kirche optional gewesen und sollte auch wieder optional werden. Der Erzbischof verwies dabei auch auf die katholischen Ostkirchen und die dort gegebene Möglichkeit verheirateter Priester als ein Vorbild für die gesamte Kirche. In den katholischen Kirchen des östlichen Ritus können verheiratete Männer Priester werden. Allerdings ist auch dort ein Eheschluss nach der Priesterweihe ausgeschlossen.
Scicluna: Priester leben heimlich in Partnerschaften
Der einflussreiche Erzbischof, der zugleich beigeordneter Sekretär des Dikasteriums für die Glaubenslehre ist, begründete seine Sicht mit dem drohenden Verlust geeigneter junger Männer für das Priesteramt: „Warum sollten wir einen jungen Mann verlieren, der ein hervorragender Priester geworden wäre, nur weil er heiraten wollte? Und wir haben gute Priester verloren, nur weil sie sich für die Ehe entschieden haben.“ Dass Priester heimlich in Partnerschaften lebten und sogar Kinder hätten, sei eine „globale Realität“.
Zugleich pflichtete Erzbischof Scicluna Papst Franziskus darin bei, dass ein Ende des Pflichtzölibats nicht als ein Instrument gegen den grassierenden Priestermangel angesehen werden dürfe. Vielmehr müssten der Glaube und die persönliche Gottesbeziehung im Mittelpunkt stehen. DT/sost
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