Aus orthodoxer Sicht eine ökumenische Sensation: Der ranghöchste orthodoxe Patriarch schrieb ein Vorwort für das Buch eines unierten Kirchenfürsten und widerlegt damit die selbst in katholischen Kreisen weit verbreitete These, die „Unierten“ – Katholiken des byzantinischen oder eines orientalischen Ritus – seien ein Stolperstein der Ökumene.
Der Ökumenische Patriarch von Konstantinopel, Bartholomaios, verfasste das Vorwort für die polnische Ausgabe eines Buchs des ukrainischen Großerzbischofs Swjatoslaw Schewtschuk, des Oberhauptes der rund fünf Millionen mit Rom unierten ukrainischen Katholiken des byzantinischen Ritus. Das römische Sekretariat von Großerzbischof Schewtschuk bezeichnet das Vorwort des Ökumenischen Patriarchen als „ein konkretes Zeichen der Unterstützung des Patriarchen von Konstantinopel für die Ukraine, zugleich mit einer starken ökumenischen Bedeutung“.
Ukrainer verteidigen Heimatland gegen neuerliche Versklavung
Bartholomaios seinerseits würdigt in seinem Vorwort das „Heldentum“ der Ukrainer in der Verteidigung ihrer Heimat. Wörtlich schreibt der Ökumenische Patriarch: „Das gottesfürchtige Volk unserer geliebten Ukraine demonstrierte der Welt seine Fortschritte im Kampf um die Unabhängigkeit und sein Heldentum bei der Verteidigung seines Willens. Im Ringen um die Freiheit ihres Landes zeigten die Ukrainer große Beharrlichkeit über Generationen in ihrer tausendjährigen Geschichte. Unterdrückung, Gefängnis, Folter, Deportation und Mord konnten sie nicht brechen, zerstören und einschüchtern.“ Der Patriarch erinnert daran, dass Hunderttausende Ukrainer ihr Heimatland derzeit gegen eine neuerliche Versklavung verteidigen. „Sie ringen mit Würde um die Wiederherstellung der Integrität ihres Vaterlandes.“ Sie seien dabei zugleich ein „lebender Schutzschild, der die Welt beschützt“.
Ausdrücklich würdigt das Ehrenoberhaupt der weltweiten Orthodoxie, dass „alle Religionsgemeinschaften der Ukraine, insbesondere die Ukrainische Griechisch-Katholische Kirche, an der Seite ihres Volkes waren und sind“. Die Kirchen seien zu „Zentren missionarischer Tätigkeit geworden“, zu „Herzen der Nächstenliebe“ und „Orten der Unbesiegbarkeit“. Aus ökumenischer Sicht bemerkenswert ist, dass Bartholomaios das Oberhaupt der „unierten“ Ukrainer ausdrücklich mit dem Titel „Seine Seligkeit“ (His Beatitude) anspricht, der Oberhäuptern selbstständiger Teilkirchen gebührt, sowie als „Primas der Ukrainischen Griechisch-Katholischen Kirche“. DT/sba
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