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Medienberichte: Franziskus entzieht Kardinal Burke Wohnrecht und Gehalt

Burke erklärt gegenüber der "Tagespost", er sei bislang nicht von offizieller Stelle informiert worden.
Prominenter Papstkritiker Kardinal Raymond Leo Burke
Foto: Grzegorz Galazka via www.imago-images.de (www.imago-images.de) | Kardinal Burke hat sein Handeln stets als Dienst an der Kirche und am Papsttum verteidigt und gesagt, es sei seine Pflicht als Kardinal und Bischof, die kirchliche Lehre aufrechtzuerhalten und Fehler zu korrigieren.

Dem emeritierten Kardinal Raymond Leo Burke (75), der als einer der ranghöchsten Kritiker von Papst Franziskus angesehen wird, soll das Wohnrecht im Vatikan und sein Gehalt entzogen werden. Laut übereinstimmenden Berichten der Nachrichtenagenturen AP und KNA sowie des „Centrum Informationis Catholicum“ (Katholisches Informationszentrum, CIC) soll Papst Franziskus diese drastische Entscheidung bereits getroffen haben. Sowohl das Presseamt des Vatikans als auch Kardinal Burke haben diese Maßnahme jedoch bisher nicht bestätigt.

Auf Nachfrage dieser Zeitung teilte Kardinal Burke mit, er sei bislang nicht von offizieller Stelle darüber informiert worden, dass man ihm sein  Wohnrecht im Vatikan und sein Kardinalsgehalt entziehen wolle. "Alles, was ich weiß, ist das, was ich in den Zeitungen gelesen und von Dritten gehört habe", so Burke wörtlich.

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Bereits am 27. November hatte die italienische Online-Plattform „Nuova Bussola Quotidiana“ („Neuer Tageskompass“), der gute Informationsquellen im Vatikan nachgesagt werden, gemeldet: „Vatikanische Quellen berichten dem ‚Kompass‘, dass bei einer Versammlung der Dikasterienleiter der römischen Kurie Burke als ‚Feind‘ bezeichnet worden sei. Der Kardinal habe zwar noch keine formelle Aufforderung erhalten, aber Präzedenzfälle deuten darauf hin, dass es sich nicht nur um eine Drohung handelt.“

Burke: Quelle der "Uneinigkeit" in der Kirche

Ein Teilnehmer dieses Treffens berichtete der Nachrichtenagentur „AP“, dass Papst Franziskus gegen Burke vorgehe, weil dieser eine Quelle der „Uneinigkeit“ in der Kirche sei. Ein weiterer Teilnehmer äußerte sich unter der Bedingung der Anonymität und erklärte, Franziskus entziehe Burke die Privilegien einer subventionierten Wohnung im Vatikan und sein Gehalt als pensionierter Kardinal, weil er diese Privilegien gegen die Kirche verwende. 

Die KNA beschreibt die Maßnahme als disziplinarische Aktion mit der Begründung, dass Burke durch Worte und Taten die Einheit der Kirche beschädigt und sein Gehorsamsversprechen als Kardinal gegenüber dem Papst gebrochen habe.

Burke, 1948 im Bundesstaat Wisconsin geboren, wurde 1975 von Papst Paul VI. in Rom zum Priester geweiht und bekleidete verschiedene hohe kirchliche Ämter. Am 27. Juni 2008 ernannte ihn Papst Benedikt XVI. zum Präfekten der Apostolischen Signatur und somit zum Präsidenten des Obersten Gerichtshofs des Vatikanstaates. Im feierlichen Konsistorium vom 20. November 2010 nahm ihn Benedikt XVI. als Kardinaldiakon mit der Titeldiakonie Sant’Agata dei Goti in das Kardinalskollegium auf. Papst Franziskus entließ ihn im November 2014 aus dem Präfekten-Amt, nachdem Burke den Papst wegen angekündigter Änderungen in moraltheologischen Fragen kritisiert hatte. 

Einer der Autoren der "Dubia"

Papst Franziskus ernannte Burke zum Kardinalspatron des Souveränen Malteserordens, eine hauptsächlich zeremonielle Funktion, die er jedoch seit 2016 kaum ausüben durfte. Im Juni ernannte der Papst den Jesuiten-Kardinal Gianfranco Ghirlanda (81) zu Burkes offiziellem Nachfolger.

Bei zwei Gelegenheiten hat Burke zusammen mit anderen konservativen Kardinälen formelle Fragen an den Papst gestellt, die als „Dubia“ bekannt sind. Es folgten weitere öffentliche Auseinandersetzungen, insbesondere im Juli 2021, als Franziskus die bisherige päpstliche Toleranz für den Ritus der „Alten Messe“ per Gesetz zurücknahm. Burke veröffentlichte daraufhin eine scharfe Kritik und erklärte, er habe sie verfasst „als Bischof, als Kardinal, in Gemeinschaft mit dem Römischen Pontifex und mit einer besonderen Verantwortung, ihn in seiner Hirtensorge und in der Leitung der Weltkirche zu unterstützen.“ 

Im Oktober hielt Burke am Vorabend der Generalversammlung der Weltsynode einen Vortrag auf der Konferenz mit dem Titel „Das synodale Babel“. Darin sagte er: „Hinter der Synode, die heute eröffnet wird, verbirgt sich eine Agenda, die eher politisch als kirchlich ist. Es besteht der klare Wunsch, die hierarchische Verfassung der Kirche zu ändern, was zu einer Schwächung der moralischen Lehre führt. Das gleiche Verfahren wurde in Deutschland angewandt.“

Burke sieht Handeln als Dienst an Kirche und Papsttum

Kardinal Burke hat sein Handeln stets als Dienst an der Kirche und am Papsttum verteidigt und gesagt, es sei seine Pflicht als Kardinal und Bischof, die kirchliche Lehre aufrechtzuerhalten und Fehler zu korrigieren. Auf jeden Fall hat er das Etikett „Feind des Papstes“, das ihm seit Beginn seines Pontifikats angeheftet wurde, stets entschieden zurückgewiesen.

Laut seiner Sekretärin hatte Kardinal Burke bis Dienstagabend keine Benachrichtigung über die getroffenen Maßnahmen erhalten. Der Kardinal verbringt einen Großteil seiner Zeit in den Vereinigten Staaten in dem von ihm gegründeten Wallfahrtsort „Our Lady of Guadalupe“ in seinem Heimatstaat Wisconsin. Eins der letzten Fotos von ihm auf dem Sozialnetzwerk „X“ zeigt den Kardinal beim Rosenkranzgebet kniend neben Eduardo Verástegui, dem Produzenten des Spielfilms „Sound of Freedom“ und inzwischen Kandidaten für das Präsidentenamt Mexikos.

Burke ist der zweite US-Würdenträger, gegen den kürzlich kirchliche Maßnahmen eingeleitet werden. Mitte November enthob Papst Franziskus Joseph Strickland, Bischof von Tyler, Texas, seines Amtes.  DT/jg

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