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Karl Wallner: Wir brauchen jetzt zwei Typen von Papst

Franziskus habe das „Feuer eines Missionars“ in die Kirche gebracht, so der Nationaldirektor der Päpstlichen Missionswerke in Österreich. In Europa sei davon nicht viel angekommen. Wer jetzt sein Favorit für das Papstamt ist.
Pater Karl Wallners Favorit: Kardinal Luis Antonio Tagle
Foto: missio | Der Zisterzienserpater Karl Wallner hofft, dass der Missionsgeist auch hierzulande noch einmal ankomme. „Europa ist so schnell im Sterben, deshalb wäre es wirklich gut, wenn man auf den Papst dort hört, wo er ...

Eine neue Mentalität, „echte“ Reform und eine Gesamtkirche, die sich als Weltkirche begreift: Das erhofft sich der Nationaldirektor der Päpstlichen Missionswerke in Österreich, Pater Karl Wallner, während sich Katholiken weltweit nach dem Tod von Papst Franziskus auf das Konklave zur Wahl eines neuen Pontifex vorbereiten. 

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Im Gespräch mit der „Tagespost“ ruft Wallner dazu auf, sich ein Beispiel an der stark wachsenden Zahl der Gläubigen in Afrika und Ländern des globalen Südens zu nehmen und von den Wachstumsprozessen der jungen Kirchen dort zu lernen. „In Afrika ist es so, dass die Kirche wächst, mit einem Hunger, den Glauben auch weiterzugeben. Wir erleben die größten Zuwachsraten, die wir je in unserer Geschichte gehabt haben“, betont der Zisterziensermönch aus Heiligenkreuz. Papst Franziskus habe daran entscheidenden Anteil: „Er hat die Exotik eines Missionslandes, die Originalität eines Jesuiten und zugleich das Feuer eines Missionars in die Kirche gebracht.“ 

„Wir diskutieren immer wieder dieselben Themen"

Allerdings sei das in Europa am allerwenigsten angekommen, so Wallners Eindruck. „Wir diskutieren immer wieder dieselben Themen, die man dann mit dem Begriff ,Reform‘ verbindet, die aber gar nichts damit zu tun haben.“ In den Ländern des Südens spielten diese Themen überhaupt keine Rolle. Dort nehme er aber einen „großen Hunger“ wahr, aus dem Evangelium zu leben und anderen die Kraft des Glaubens weiterzugeben. „Ich erlebe dort sehr starke Emotionen für die Mission. Bei uns fehlen sie mir.“ Er hoffe, so der Zisterzienserpater, dass der Missionsgeist auch hierzulande noch einmal ankomme. „Europa ist so schnell im Sterben, deshalb wäre es wirklich gut, wenn man auf den Papst dort hört, wo er wirklich gehört werden sollte.“

Auf die Frage, welche Art von Papst die Kirche in dieser Stunde der Welt- und Kirchengeschichte brauche, antwortet Wallner, der auch Professor für Sakramententheologie an der Philosophisch-Theologischen Hochschule Benedikt XVI. Heiligenkreuz ist: „Wenn ich ehrlich bin, brauchen wir eigentlich zwei Päpste.“ Einen, der gut kommunizieren könne, der „gewinnend, freundlich und charmant“ sei und das Evangelium mit Präsenz verkünden könne.

Wallners Favorit: Kardinal Luis Antonio Tagle

Der zweite Typus Papst, den man brauche, sei ein Organisator, der „diesen ganzen Megaapparat“ verwalte. „Wir sind eine Weltkirche mit 1,4 Milliarden Katholiken, 5.000 Diözesen, 5.500 Krankenhäusern, 10.000 Volksschulen, wir haben eine Fülle von Orden und Bewegungen. Wir wollen Medienarbeit machen, aber es gelingt immer gerade so, dass man den Entwicklungen und Möglichkeiten 20 Jahre hinterher ist.“ Daher sei jetzt jemand gefragt, der den Vatikan und das Ausstrahlen des Vatikans organisieren könne.

Sein Favorit, so Pater Karl Wallner, sei der philippinische Kardinal Luis Antonio Tagle, „der auch mein Chef im Dikasterium für die Evangelisierung ist“. Der Zisterzienserpater ergänzt: „Ich glaube, dass wir viel mehr brauchen, als bloß eine führungsstarke Persönlichkeit. Wir brauchen eine echte Reform, damit die Gesamtkirche sich als Weltkirche begreift, als Weltkirche tickt und wirklich dynamisch auf die Welt von heute zugeht, wie es das Zweite Vatikanische Konzil wollte.“  DT/mlu

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