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Kardinal Schönborn: „Ich liebe die Kirche!“

Wiener Erzbischof erklärt im ORF, warum es „kein Recht auf ein Amt in der Kirche“ gibt und dass die Erneuerung der Kirche stets damit beginnt, dass Menschen sich von Jesus angesprochen fühlen.
Wiener Erzbischof erklärt im ORF, warum es „kein Recht auf ein Amt in der Kirche“ gibt
Foto: IMAGO/Klaus Rainer Krieger (www.imago-images.de) | Kardinal Christoph Schönborn kündigte in der ORF-Livesendung am Sonntagvormittag an, über das Ende seiner bald 30-jährigen Amtszeit hinaus als „Brückenbauer“ tätig sein zu wollen.

Wenige Wochen vor seinem Abschied als Erzbischof von Wien lud der ORF Kardinal Christoph Schönborn am Sonntag noch einmal zu einer bilanzierenden ORF-Pressestunde. Er habe in den ersten zehn Jahren als Erzbischof von Wien „ganz schön kämpfen“ müssen, so Schönborn, der sein Amt 1995 antrat, rückblickend. „Die Bischöfe waren zerstritten, das Verhältnis zu Rom war belastet. Ich hatte als erstes die Aufgabe zu versöhnen, Brücken zu bauen – zwischen Konservativen und Fortschrittlichen in Österreich, und nach Rom.“ Das seien „harte Jahre“ gewesen. Schönborn weiter: „Heute haben wir in der katholischen Kirche in Österreich ein gutes Einvernehmen, aber vielleicht sind wir – und war ich – zu wenig kantig.“

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Kardinal Christoph Schönborn kündigte in der ORF-Livesendung am Sonntagvormittag an, über das Ende seiner bald 30-jährigen Amtszeit hinaus als „Brückenbauer“ tätig sein zu wollen. Als Beispiel nannte er den Islam, vor dem man „keine Angst“ haben solle, dem man aber auch „ohne Naivität“ begegnen müsse. Gleichzeitig mahnte der Wiener Kardinal, dass „die relative Trennung und Unterscheidung von Religion und Politik“ weiterhin die Basis sein müsse für das gesellschaftliche Miteinander, weil die Grundrechte und zivilen Freiheiten darauf beruhten. 

Schönborn distanzierte sich auf Nachfragen von einem „allgemeinen Werteunterricht“ in den Schulen, weil die Werte für Christen die Werte des Evangeliums und damit konkret seien. Die teilweise gemeinsame Ausbildung von Religionslehrern unterschiedlicher Religionen und Konfessionen sei aber eine „geniale Idee“.

„Wir sollten einander nicht verteufeln“

Kardinal Schönborn, der die FPÖ in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder kritisiert hatte, überraschte im ORF mit der Aussage, er persönlich rechne dem heutigen FPÖ-Chef Herbert Kickl hoch an, dass er einst als Innenminister auf seine Intervention hin Christen aus dem Iran einen Asylstatus zuerkannt habe. „Wir sollten einander nicht verteufeln“, so Schönborn zur innenpolitischen Debatte in Österreich.

Schönborn wandte sich deutlich gegen eine Politisierung der Religionen, die weltweit wachse. Als Negativ-Beispiele nannte er den radikalen Hinduismus in Indien, den gewaltbereiten Buddhismus in Myanmar und Ex-Präsident Bolsonaro in Brasilien. Kardinal Schönborn dazu: „Solange die Demokratie funktioniert, kann es auch Gegenbewegungen geben. Die Hoffnung ist da, dass sich die Demokratie langfristig durchsetzt. Versuche der Politisierung der Religion halte ich für schädlich, wo immer sie passieren.“

„Europa verliert kirchlich an Gewicht“

Zur jüngsten römischen Bischofssynode meinte der Wiener Kardinal: „Europa verliert kirchlich gesehen an Gewicht. Der globale Süden war auf dieser Synode stärker vertreten als der Norden. Wir haben voneinander zu lernen.“ Angesprochen auf die sogenannte „Frauen-Frage“ in der Kirche bekräftigte Schönborn: „Es gibt kein Recht auf ein Amt in der Kirche. Es gibt Berufungen und Zulassungen.“ Die Kirche folge einer zweitausendjährigen Tradition seit Jesus. Eine Änderung dieser Vorgabe, die auf Jesus zurückgeht, könne nur ein ökumenisches Konzil entscheiden. „Sind wir im Jahr 2024 so viel gescheiter als eine zweitausendjährige Tradition? Ob das wirklich der Wille Gottes ist?“, so Kardinal Schönborn wörtlich. Weltweit seien Frauen in vielen Leitungspositionen. 

Zugleich unterstrich der Wiener Erzbischof, dass die Erneuerung der Kirche immer davon ausgegangen sei, „dass sich Menschen persönlich angesprochen fühlen von Jesus“. Die Kirche lebe davon, dass Menschen hier Sinn finden, und dass sie das Evangelium entdecken. In seinen Schlussworten bekannte der Kardinal: „Ich liebe die Kirche, und dass sie Fehler hat, das sehe ich an mir selber.“  DT/sba

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