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Gerhard Kardinal Müller wird am Silvestertag 75 Jahre alt

Mit der Präzision seiner theologischen und philosophischen Rede eckt Kardinal Müller immer wieder an. Auch in der Kirche ist er vielen unbequem.
Kardinal Müller wird 75 Jahre alt
Foto: Oliver Weiken (dpa)

Man kann sich in Gerhard Kardinal Müller täuschen. Jedenfalls, wenn man nicht aufmerksam ist. Denn seine Körpergröße und die gelegentlich trocken erscheinende Wissensfülle, die in nüchternen Endlossätzen mit erkennbar eingeflochtenen Fußnoten eine schier unerschöpfliche Bildung verrät, kann schon mal den falschen Eindruck erwecken, der Mann sei leicht arrogant und schaue auf andere herab.

Alles andere als überheblich oder steif

Der rheinische Hang zur intelligenten Ironie befördert solche Fehleinschätzungen gerne. Dabei ist Kardinal Müller alles andere als überheblich oder gar steif. Er ist eher exakt und differenziert in der Argumentation. Aber genau mit dieser Präzision seiner theologischen und philosophischen Rede, die – wie der in Finthen bei Mainz geborene Müller – halt stimmen muss und auf die man sich verlassen können sollte, eckt der Mann an. Auch in der Kirche, wo jemand, der der von Joseph Kardinal Ratzinger früh diagnostizierten „Diktatur des Relativismus“ zu trotzen in der Lage ist, schlichtweg vielen unbequem ist.

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Ihm selbst kann wohl niemand mangelnde Kompetenz vorwerfen. Der am 31. Dezember 1947 geborene „Meenzer“ – Finthen gehört heute zu Mainz – studierte Philosophie und Theologie, promovierte bei Karl Lehmann mit einer Arbeit über „Kirche und Sakramente im religionslosen Christentum. Bonhoeffers Beitrag zu einer ökumenischen Sakramententheologie“ und wurde von Hermann Kardinal Volk in Finthen zum Priester geweiht. Später habilitierte er sich bei Karl Lehmann mit einem Grundsatzwerk zur Heiligenverehrung, war Professor für Dogmatik in München und Gastprofessor an verschiedenen Orten weltweit.

Von 2002 bis 2012 war Gerhard Müller Bischof von Regensburg und leitete von 2012 bis zu seiner überraschenden und nicht weiter begründeten Entlassung durch Nicht-Verlängerung nach fünf Jahren am Ende eines wöchentlichen Routinebesuches durch Franziskus die Kongregation für die Glaubenslehre. Seine jährlich erweiterte Publikationsliste weist den mehrere Sprachen beherrschenden Theologen als fundierten Dogmatiker aus.  DT

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